Sorry, aber das ist doch Quatsch.
Wenn die eigene Mannschaft eine Ecke tritt, warum sollte der Torwart im 16er stehen? Das macht nicht EIN Bundesliga Torwart, nicht mal der so konservitv betitelte Weidenfeller - die stehen alle vor der 16er Marke, zumal dann noch deutlicher, wenn gerade mal ein Spieler hinter der Mittellinie verbleibt.
Ich bezeichne dieses immer als Mitschwimmen.
Der Torhüter bewegt sich - und das war auch früher so - immer mit der eigenen Mannschaft. Er rückt vor, zieht sich zurück, geht links und rechts immer mit dem Verschieben der eigenen Mannschaft.
Mal eine kleine Anekdote von gestern:
Es war Sichtungstag, viele, viele Neue im Training, darunter 2 Torleute.
Da hieß es auch mal: Handschuhe aus und mitspielen! Also im Feld.
Du siehst deutlich, wer da in der Richtung schon mal was gemacht hat und wer eher immer die Kiste bewacht. Die Kistenbewacher stehen irgendwie planlos im Feld rum, können zwar einen Ball an- und mitnehmen und auch einen Pass spielen, aber haben kein Auge für den freien Mann noch die Spielentwicklung.
Der defensiv agierende Torwart steht tief, ist aber anspielbar, entscheidet aber sich wesentlich später, den Ball an und aufzunehmen, kommt dadurch oft in Probleme und hält sich im Spiel auch eher aus den Situationen raus
der offensivere Keeper hingegen gräbt den Sturm um, ist schnell und eine richtige Speerspitze, der auch schnell dahin geht, wo es weh tut und unbarmherzig nachsetzt.
Letzterer steht wit vor dem Tor, wird unter Druck angespielt, ist aber unter Druck durchaus in der Lage, einen Gegner auch mal an- und abzulaufen, und so den Ball ausserhalb des 16ers zu erobern, oder dann einen Übersteiger zur riskieren und einen Pass nun aus freier Position zum Mitspieler zu bringen.
Natürlich saugt man da die Luft als Trainer ein, doch im Training ticken die Uhren anders, im Training musst Du Dir einfach diese Sporen holen.
So kam es zu einer Aussage, die das Grinsen in die Gesichter treibt:
Es gibt Ecke, zwei Verteidiger tummeln sich am kurzen Pfosten, den Torwart als Feldspieler hat keiner auf dem Schirm. Der bewegt sich mit Anlauf der Ecke schnell rückwärts, zieht so den Verteidiger nach innen und spuirtet zum kurzen Pfosten, dahin wo der Ball sich senkt, steigt hoch und presst die Bude mit Gewalt auf's Konto.
Zwei Verteidiger guggen sich ungläubig an, der Torwart steht wie gelähmt...
Aber so ist das!
Kommentar des Spielerbeobachters: "Da siehste einfach, daß ist ein Torwart. Den hat keiner auf dem Schirm und jeder denkt, der kann das nicht. Aber koordinativ kann der das, der weiß wo der Ball hinkommt und wie er da da hinkommt und wann er da wann und wie abspringen muss. Wir haben das Freitag geübt und nun schau es Dir an. Der Torwart, der kann das und geht auch da hin, wo man denkt, da kommst Du nicht hin. Das Gegentzeil ist der Fall und genau so klingelt es!"
Ebenso sind Torleute antritts schnell und dank der Übersicht, kam der Ruf, "Jetzt" und der Aussen schickte den Ball, der Torwart gab Kit und der Abwehrspieler sah nur noch Rücklichter. Logisch, die Ballannahme im Topspeed misslang und der Ball ging über das Tor.
Das nötigte den Trainer zu der Aussage: "Ja, jetzt sieht man, warum Du im Tor stehst!" und die Beobachter am Rand: "Verdammt, daß ist doch nicht normal! Die haben doch das was am Getriebe geschraubt.. hast Du gesehen, wie schnell der ist?"
Torleute sind also Fussballer und sollen es sein, ja müssen es sein.
Doch darum geht es mir nicht. Mir geht es darum... Wie definiert Ihr denn das moderne Torwartspiel und wie seht Ihr ein so risikoreiches Spiel wie das von Manuel Neuer? Sprich, ist diese Form des torwartspiels wirklich das Ziel?
Gerade als Trainer: Wollt Ihr so einen Torwart, oder was ist für Euch wichtig?
Und warum suchen so viele Trainer gerade jetzt Torleute, die am Besten irgendwo reine Feldspieler sind - welche Idee treibt diese Trainer umher?
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