Wookie,
genau darum geht es doch. Du schreibst als Trainer willst Du einen Torwart haben… in den Ausbildungen der Verbände hingegen, wird ein komplett anderer Torwart beschreiben, ja einige Jugendtrainer wollen schon jetzt einen Torwart "der wie ein Sechser" spielt… nur, wie spielt ein Sechser und was hat das mit dem Torwart zu tun?

Weißte, ich finde es erschreckend: Da will der Verband etwas - und nirgendwo siehst Du es. Warum wird etwas gehyped und so forciert in die Köpfe versucht zu implantieren?

Wookie, deine Aussage und die Aussage z.B. von Anadur stehen komplett quer zur "Mainstream" Meinung und zu dem, was immer und immer wieder gesagt wird. Nur: Ich sehe keinen Baumann da wild hinter der Kette umhergehen oder krampfhaft hier den Libero spielen, ich sehe das nicht bei Karius und nicht bei Horn. Und das sind die DFB Nachwuchs Torleute, die erst kürzlich im Fokus standen.
Und Du hört den Begriff "modernes Torwartspiel" immer und immer wieder - und ich als Tw Trainer frage mich langsam, was dieser Begriff sein soll, was drückt er aus?

Schau ich in den György Hargitay "modernes Tw Training", ein Buch aus den 80ern, dessen Enstehung aber laut Jörg Daniel in den 60ern zu suchen ist, lese ich dort folgendes:
Zu der Hauptaufgabe, Tore zu verhindern, treten im modernen Fussballspiel noch drei weitere Elemente:
  • Der Ball ist nicht nur im Tor, sondern durch Herauslaufen auch vor dem Tor abzuwehren
  • Nach der Abwehr ist in taktisch richtigen Situationen so rasch wie möglich ein Angriff einzuleiten. Ein gelungener Abwurf oder Abschlag kann den zurückweichenden Gegner leicht überraschen und zu einem Tor führen
  • Das Dirigieren ist zu einem wichtigen Bestandteil des Torwartarbeit geworden. Der Torwart überblickt auf Grund seiner Position das gesamte Spielfeld. Deshalb muss er die Arbeit der ganzen Mannschaft, besonders aber die der Verteidigung lenken. Mit dem ständigen Schnellerwerben des Spiels gewinnt gerade diese Aufgabe immer mehr an Bedeutung.
Zitat aus "modernes Torwarttraining - Fussball - B&W Verlag, 2. Auflage 1985, Lizenzausgabe Sportverlag der DDR, Autor György Hargitay übersetzt durch Hans Skirecke, fachlich bearbeitet durch Klaus Petersdorf - Zitat von Seite 17 der genannten Ausgabe

So… und wir finden in einem "uralten" Buch plötzlich alles, was uns heute als Neu und Modern verkauft wird.

Bleibt also definitiv die Frage - "was ist modernes Torwartspiel" und wie bitte definiert man das?
Denn wenn es so definiert wird, wie im Zitat oben, ist das nicht modern, sondern über 20 Jahre (!!!) alt.
Ist dann wirklich das Spiel von Manuel Neuer so neu und wirklich DAS Ziel der heutigen Torwartausbildung - denn das impliziert die Frage:

Kann ein Trainer mit einem Torwart, wie Manuel Neuer immer etwas anfangen, oder ist dieses hochrisikoreiche Spiel wirklich nur eine Ausnahme, die eigentlich jeder Torwart spielen könnte, wenn der Trainer das will?

Ich bin nun seit über 30 Jahren im Fussball dabei und kann mich an meine B-Jugend erinnern, wo mein Trainer bei einem Pokalspiel auf der roten Erde unter Flutlicht in Frankfurt Bockenheim genau dieses Spiel von mir erwartet hat - und ich es getan habe. Nicht gut, den ich war (und bin) kein Fussball gewesen, das war damals nicht gefordert, aber ich habe weit vor dem Strafraum gespielt, habe den Libero ersetzt, weil man mit 2 Aussenverteidigern und Vorstopper den Libero aufgelöst hat - der damit nach vorn rückte um etwas zu drehen.
Wir sind aber dann mit schnellen Stößen ausgeknockt worden, denn oft stand ich 2 gegen eins oder drei gegen 1 hinten drinnen und damit bekamen wir schlicht 3 Gegentreffer oder mehr, so daß diese Spielform nicht wirklich sich gelohnt hat - aber für mich damals spannend war, weil ich plötzlich nicht mehr in den 16er 'gefesselt' war, sondern jetzt vor allem vor dem 16er zu agieren hatte.
Aber dieses Spiel blieb für mich und alle meine Kollegen viele, viele Jahre die Ausnahme und bisher habe ich es NIE von meinen Torleuten so fordern müssen - es war auch nie der Bedarf der Trainer, mit denen ich bisher gearbeitet habe…

Daher - dieses Thema drückt das Unverständnis aus, welches ich habe:

Wie soll ich etwas trainieren, was so nicht gefordert ist, zumindest nicht, in der Form wie es viele scheinbar verstehen.
Warum aber wird es gefordert und was soll das Bitteschön bringen?