Nunmehr meldet sich ein Schiedsrichter-Lehrwart zum "hohen Knie" des Torwarts zu Wort, in dessen Zusammenhang eine Situation von Nübel "heiß" diskutiert wurde.

Die Antworten darauf gegen von Schiedesrichter als "Theoretiker", der keine Ahnung vom Fussball hat bis zum Hinweis auf das Video-Szenen beim DFB-Torwart-Elite-Camp 2019 hin, wo man das "angezogene Knie" sieht und davon ausgeht, dass dies lehrmäßig sein muß.

Ich möchte gern zum letzteren Beitrag ein paar Worte verlieren.

Obgleich im Video die besten Szenen zusammen geschnitten wurden, sind unterschiedliche Techniken der jungen Torleute (auf hohem Niveau) zu erkennen.

Schaut man sich die Aktionen beim Fangen und Fausten von hohen Bällen ein wenig genauer an, so wird man ein breites Spektrum erkennen können. Mal wird aus dem Stand beidfüssig hochgesprungen und mal mit Schwungbein. Weil in allen Szenen ohne Gegnerdruck "hoch gesprungen" wird, gibt es in diesen Situationen kein Einsatz als "Kontaktknie".

Beobachtet sich diese Szenen noch genauer, dann läßt sich beobachten, dass zumeist ein kleiner Stellungsfehler die Ursache dafür ist, bei der der Keeper den Bruchteil einer Sekunde zu spät eine günstige Ausgangspostion zum Sprungansatz hat und dies bereits automatisiert durch ein angewinkeltes Knie auszugleichen versucht. (bitte mal dazu die Szene anschauen, in der der Keeper aus dem Stand mit angewinkeltem Knie hochspringt, um ihn zu fausten. Hierbei gerät der Keeper leicht in Rücklage, was er durch einbeiniges Abspringen auszugleichen versucht)

Ich hätte mir allerdings gewünscht, dass der Schiedsrichter-Ausbilder auch auf die natürliche Form des Abspringens über das Schwungbein näher eingeht. Denn hier spielt m.E. einzig das "stehen lassen" des angezogenen Knies eine Rolle. Je höher das Tempo beim Sprung ist, je länger wird das Schwungbein zum Erreichen der nötigen Zielhöhe nötig. Hier macht es auch gar keinen Unterschied, ob dies mit oder ohne Gegnerdruck geschieht, da es anders technisch-taktisch nicht möglich ist.

Ein Foul wäre es demnach, wenn der Keeper dabei mit angezogenen Knie(n) in den Gegner hinein springt. Was aber heißt hier angezogen? Genügt eine leichte Kniebeugung oder ist erst ab einem Beugungswinkel von 90 % "angezogen" gemeint? Das muß man schon präzise definieren! Denn nicht jeder Körperkontakt im Fußball wird als Foul gewertet.

Aber nicht nur der Torwart, sondern auch der gegnerische Angreifer kann sich im Luftkampf mit dem Keeper unfair verhalten.
Wie muß sich der Gegner im Luftkampf verhalten? Häufig sehen wir Szenen, in denen der Angreifer den Torwart bewußt "unterläuft", um ihn am sicheren Fangen des hohen Balls zu hindern. Dabei nimmt der Angreifer jedoch ein hohes Verletzungsrisiko des Keepers inkauf, weil dieser häufig ungeschützt landet und das Risiko einer Schulter- oder Rippenverletzung (eine der häufigsten Ursachen für Sportinvalidität) deutlich erhöht.

In anderen Szenen wird dem Torwart im Luftkampf der Ellenbogen an den Kopf, Hals oder in die Rippen geschlagen. Weil der Torwart aufgrund seiner Fangbewegung die Arme meist weit vom Körper ausgestreckt hat, kann er sich dabei nicht schützen.

Beides wird zwar als Foul geahndet, jedoch trotz des höhen Verletzungsrisikos nur sehr selten mit "Gelber" und noch seltener mit einer "Roten Karte" geahndet. Wer wollte da Thomforde nicht zustimmen, wenn er sich vor seine Torleute stellt, wenn die Attacken gegen den Torwart als "Kavaliersdelikte" gepfiffen werden, während im umgekehrten Fall mit einem Elfmeterpfiff maßgeblich in die Spielentscheidung eingegriffen wird!

Ich sehe hier Handlungsbedarf in der Präzision des Regelwerks, denn nur so läßt sich zweifelsfrei eine Entscheidung über ein Foul und über die Schwere dieses Fouls treffen. Die individuelle Interpretation durch den Schiedsrichter, die ein zu breites Spektrum bietet, hilft hier nicht weiter. Selbst der Videobeweis hilft nicht weiter, wenn zu viel Raum für die Spekulation läßt, wie es bewertet werden soll!