Die Frage ist, kann man Torhüter objektiv vergleichen? Wer aus dem Wissenschaftszweig seine Herkunft hat, der baut sich ein Bewertungsschema auf und arbeitet es in Form einer Strichliste anhand der Spielbeobachtungen ab. Das macht u.a. Marco Knoop (früher wissenschaftl. Mitarbeiter der Ruhr-Uni Bochum im Bereich Trainingslehre, VFB Bochum, RB Leibzig, jetzt BVB) schon seit einer Reihe von Jahren im Nachwuchsbereich. Dennoch muß die Frage gestellt werden, ob nicht bereits bei der Anlage eines Bewertungsschemas eine "in Stein gemeisselte" Beurteilung stattfindet, die gerade im Nachwuchsbereich Voraussagen schaffen soll, die schon deshalb nicht korrekt sein können, weil der Entwicklungsprozess noch gar nicht abgeschlossen ist. Hinzu kommt, dass sich das Beurteilungsschema am aktuellen Spielsystem verändern muß, sodass Bewertungungen aus unterschiedlichen Jahren sogar ein "Äpfel- mit Birnenvergleich" darstellt.
Was und wem nützt also eine Stichtagsaussage, wenn sie doch nicht als seriöse positive (oder negative) Zukunftsprognose herhalten kann? Da habe ich eher das Gefühl, dass wir zu früh "aussieben"? Es stellt sich mir sogar die Frage, wie lange wir uns beim demografischen Wandel diese "Talentverschwendung" noch leisten können?
Recht würde ich dir da eher schon im Erwachsenen-Bereich geben. Denn nach der Ausbildungszeit sollte es eigentlich kaum noch Veränderungen geben? Allerdings habe ich auch hier die Erfahrung gemacht, dass erwachsene Keeper noch formbar sind. Insbesondere, wenn sie vornehmlich nach klassischer Methode mit sehr viel Technik und wenig video-unterstützte Analyse ausgebildet wurden und im Bereich der TW-Taktik noch Nachholbedarf vorhanden ist. Doch ohne ein hohes Maß an Eigenmotivation, einem überdurchschnittlichen Intelligenz sowie einer guten "Chemie" in einer angstfreien Vertrauensbasis wird auch daraus nicht viel.
Weil auch ich ständig Irrtümern unterliege, kenne ich eine ausreichend objektive Methode leider nicht.
Dennoch muß ich mich entscheiden für den einen Keeper und gegen einen anderen. Ob es die beste oder nur zweitbeste Lösung war, dass weiß ich leider nicht? Meine eigentliche Leistung liegt also nur in der Entscheidung und der Verantwortung selbst. Aber wem soll ich das erzählen, wenn das doch keiner eine ehrliche Meinung hören will?