Wir sind wohl ein bißchen weit vom Thema abgewichen. Aber vielleicht wird es ja dadurch auch erst recht interessant?
Ich kann eigentlich jedes Wort unterschreiben. Allerdings mangelt es mir an manchen Stellen am nötigen Optimismus. So z.B. bei den Anforderungsprofilen und den Inhalten für eine TW-Trainer-Lizenz. Diese gibt es längst in einigen unserer Nachbarländern. Man könnte sie von dort übernehmen. Ein ärztliches Attest oder den Nachweis über TW-Tätigkeiten verlangen allerdings einige Organisationen nicht. Dafür dauert jedoch die TW-Trainerausbildung manchmal deutlich länger. (Aber mal ehrlich: was kann man hier den Interessenten ohne jede Vorkenntnis in 40 LE beibringen? Beziehungsweise, was nützt einem Ex-Keeper, der vor 20 - 30 Jahren im Torstand sein Wissen fürs heutige TW-Spiel noch?)
Allerdings ist auch dort nicht alles Gold, was glänzt. So wächst z.B. in den Niederlanden die Zahl der Torwartschulen, aus denen sich z.T. sogar die NLZ der Profivereine bedienen. Dort wie hier soll Geld gespart werden! Denn die Kosten für die Torwartschulen tragen in aller Regel die Eltern. Die verlangen dann auch keine "Ablöse", sondern freuen sich darüber, dass der Junge dort aufgenommen wird.
Zum Thema: Positionsausbildung gibt es sehr viele unterschiedliche, teils wiedersprüchliche Meinungen. Werder behauptet erst ab der B-Jugend eine Positionsausbildung zu betreiben. Sie scoutet jedoch schon sehr viel früher positionsbezogen! Auch bei der Torwart-Position.
Auch in der Kreis- und Stützpunktauswahl werden positionsbezogene Sichtungen durchgeführt. Allerdings bekommen dann die Feldspieler eine Ausbildung und im Normalfall bekommt der Keeper manchmal den -nachhaltigen Trainerhinweis-: "Keeper, jetzt kannst du aber ruhig mal wieder einen halten"!
Es herrscht Wildwuchs allenthalben (aber das sagtest du bereits)!
Der Dropout bei den Keepern in der D-Jugend ist besonders hoch. Auch den Eltern der Keeper fällt das auf und man hört so Sätze, wie: "anfangs hatte mein Junge ja noch viel Spaß als Torwart. Aber die anderen Spieler haben sich weiterentwickeln, weil sie Trainer dafür hatten. Unser Junge hat sich aber kaum weiterentwickelt und deshalb auch keine Lust mehr." Wenn dann aber C-Jugend neue Keeper gefunden wurden, die schon nach kurzer Zeit bessere Fähigkeiten hatten, weil sie zuvor (mangels TW-Training) keine falschen Bewegungsabläufe automatisiert hatten, dann glauben viele Mannschaftstrainer ihre Entscheidung zum Torwartwechsel sei sportlich O.K.
Kommen wir zur Frage, ob die Vereine oder ob der DFB in der Frage der TW-Trainer-Ausbildung aktiv werden müßten. Da bin ich ebenfalls deiner Meinung, dass dies die Aufgabe des DFB sein sollte. Selbst dann, wenn auch beim Mannschaftstrainer derzeit noch im Breitensportbereich der Standard des Trainers ohne Lizenz ausgegangen werden muß, gehört die Schlüsselkompetenz in der Ausbildung dem DFB. Denn in vielen Vereinen wird ausschließlich die Weiterentwicklung der 1. Senorenmannschaft gesehen, weil man für die Sponsorengelder bekommt und weil man sich als Verantwortlicher noch am besten sein Image polieren kann. Solange die "Kriegskasse" gut gefüllt ist, sollen doch die TW-Talente auf den Bäumen wachsen!
Was Medien darüber berichten, dass ist fast immer einseitig und hat auch deshalb einen geringen Informationswert. Leider tragen auch sie ein Mitverschulden über diese Situation. Wenn man dann bereits Berichte über Spiele im unteren Jugendbereich liest, in der es nicht um die Erlebnisse der Kinder beim Fussball, sondern um die Ergebnisse für die Erwachsenen beim Endsieg und der gleichzeitig vernichtenden Niederlage des Gegners betrachtet, dann sind auch dort "geistige Brandstifter" der schlechten Situation im Nachwuchsbereich am Werk. Wenn wundert es da, wenn Spiele, bei denen es nur um die Goldene Ananas geht, abgebrochen werden müssen, wenn Erwachsene sich nicht benehmen können und ihr Handeln an den Medienberichten ausrichten?
Aber wie kriegen wir jetzt wieder den Bogen zu unseren tollen Schweizer Keepern?