Erst einmal vielen Dank für eure Meinungen und Erfahrungen.
Gern nehme ich die Entwicklung von Torwarthandschuhen (von Steffen) noch einmal auf. Läßt man einzelne Versuche weg, dann wird wohl der Ex-Nationalkeeper Sepp Maier der erste gewesen sein, der sich aus Latex Handschuhe anfertigen ließ. Man muß sich vorstellen, dass zu seiner Zeit der Torwart entweder per Hechtparade an der Torlinie unterwegs war oder hohe "Bananenflanken" zu Fangen oder zu Fausten hatte. Latex hatte den Vorteil staub- und wasserdicht zu sein, sodass der Keeper nach getaner Arbeit saubere Hände hatte, egal ob es staubig oder nass gewesen war. Irgendwann hat er dann, so wie ein Bauarbeiter als Zeichen bevorstehender Arbeit in seine Handschuhe gespuckt. Schon war der "Grip" geboren und bis heute findet man Hinweise darüber, wann und wie man seine Handschuhe nässen sollte, um den Gripp zu optimieren. Aber wie hier auch Steffen schon schreibt, ist dieser Effekt schon nach wenigen Ball- und Bodenkontakten nur noch eingeschränkt vorhanden.
Inwieweit haben Handschuhe also eher eine psychologische Wirkung? Hier gab es die Aussagen, dass man sich sicherer fühlt, wenn man gute (teure) Handschuhe hat. Aber könnte man sie dann nicht genauso durch andere Formen und Symbole ersetzen? Manche betreten den Rasen immer mit dem linken/rechten Fuß, manche beten mit offenen Händen, wieder andere hängen ihr Handtuch an eine bestimmte Stelle im Tor, usw. Irgendwann gelangt man an die Frage: können Handschuhe fehlende Fähigkeiten kompensieren oder sind Handschuhe bloßes Arbeitsmaterial, um stets saubere, trockene, warme Hände zu haben, wodurch der Ballkontakt immer sehr gut spürbar ist, als wenn man mal schmutzige, schwitzige, kalte Hände hat? In wieweit können Handschuhe aber die Arbeit des Torwarts unterstützen, wenn sie während der kalten Jahreszeit genässt werden, wenn sehr dickes Material den Ballkontkakt erschwert, wenn Protektoren den Druckpunkt für das Fausten und Lenken erschweren?
Gehen wir vielleicht noch einmal ein stückweit in die Pyche eines Torwarts, der einen Ball mit hoher Geschwindigkeit auf sich zufiliegen sieht? Stellen wir uns dabei einem Laien vor, dem man erzählt hat, wie er den Bewegungsablauf bewerkstelligt, wodurch er die Federkraft der Finger, Hand-, Ellenbogen- und Schultergelenke nutzen kann, schließlich über den Oberkörper, den Körper sowie einer Beweglichkeit über die Beine die Geschwindigkeit eines Balles abbremsen kann. Aber solche Laien gab es bei eurer Torwart-Kindheit gar nicht! Die Keeper kamen schon beim Training mit Handschuhen auf den Platz. Manche hätten sich wohl "nackt" gefühlt, hatten sie die Handschuhe ausziehen müssen?
Worauf ich hinaus möchte ist, dass es eine unterschiedliche Bewertung der Bedeutung von Handschuhen zwischen Torhütern und Torwarttrainern gibt. Denn solange der Keeper glaubt, er könnte durch Handschuhe Technik- und Taktikdefizite kompensieren, steckt er in einer Sackgasse, aus der ihm sein Torwarttrainer nur sehr schwer herausholen kann. Es sei denn, sie vertrauen einander, sodass der Torwarttrainer bei einer neuen Technik seinen Keeper bittet, zunächst die Handschuhe auszuziehen, damit kein Stück Plastik den Ballkontakt behindert und dann, wenn die Technik einermaßen beherrscht wird, es dem Keeper selbst überläßt, wenn er seine Handschuhe anzieht. Durch diese Konstellation könnten die Torwarthandschuhe den Rang von Arbeitshilfsmitteln erlangen, die helfen können, aber nicht vorhandene Fähigkeiten nicht kompensierne können.
Es ist mir klar, dass dies eine gewagte Hypothese ist, weshalb ich gerne eure Meinung dazu hören würde. Insbesondere würde mich der Einsatz der Handschuhe in der Ausbildungsphase im Training und Wettkampf interessieren?