Hallo Steffen,
Falls es dich tröstet, die vom DFB geleiteten Torwarttrainer-Ausbildungen laufen in anderen Verbänden ähnlich (schlecht) ab! Denn über ein bißchen "statisches Zonen-TW-Training" kommen die nicht hinaus. Hinzu kommt, dass der DFB immer noch nicht kapiert hat, dass anders als beim Mannschaftstraining eine Präsentationsfähigkeit beim Torwarttraining gar nicht erforderlich ist. Es würde eher kontraproduktiv sein, weil ein erwachsener Keeper anders zum Ball geht wie ein 12-jähriger.
Dafür sind es andere Fähigkeiten, die günstig sind. z.B. wenn ein TW-Trainer beidfüssig typische Torabschlüsse präzise und mit dem gewünschten Balldruck durchführen kann, dann hilft die Wiederholbarkeit dem Keeper gute Lösungen für sehr ähnliche Situation zu finden. Ferner hilft die gute Balltechnik dem TW-Trainer dabei den kompletten Bewegungsablauf zu beobachten, den noch nicht korrekten Teil zu isolieren, durch geeignete Zwischenübungen zu optimieren und danach den kompletten Bewegungsablauf zu üben.
Kopetenzstatus ist jedoch: ein Profi-Torwarttrainer (kann durchaus mehrere Nationalkeeper ausgebildet haben) darf lt. DFB-und Verbands-Statuten keinen 12-jährigen Auswahl-Torwart trainieren, wenn er denn nicht gleichzeitig eine Mannschaftstrainer-Lizenz besitzt. Umgekehrt darf aber jeder Mannschaftsrainer mit und ohne Lizenz sich über Torwart-Fehler auslassen!
Ich möchte gerne weg vom Begriff des TW-Trainers als reine Ballmaschine, denn eine Ballmaschine wird kaum im mentalen Bereich eine Unterstützung leisten können. Dein Beispiel mit dem vorlauten Jungen passt hierfür sehr gut. Denn es gilt individuell zunächst einen Weg zu finden, wie ein Torwart lernt. Deshalb lernt ein TW-Trainer u.U. anfänglich mehr von seinem TW-Schüler als umgekehrt. Irgendwann später wird der TW-Trainer nur noch dort eingreifen, wo der Torwart allein nicht weiterkommt.
Die Kopie der Mannschaftstrainerausbildung auf die Torwarttrainerausbildung passt nach meiner Meinung vorn und hinten nicht. Solange das der DFB nicht kapiert, wird es vermutlich auch keine Unterstützung von den Profivereinen und den angeschlossenen NLZ geben?
Ich wollte allerdings die ersten "Gehversuche" in Richtung TW-Ausbildung nicht gleich mit zu hohen Ansprüchen in Mißkredit bringen. Man freut sich da ja schon über Kleinigkeiten. Aber manchmal lesen die "Silberrücken des DFB" ja auch in Foren, tauschen sich mit Torwarttrainern ausserhalb des DFB aus und holen sich hier und da ein paar Informationen?
Was bleibt also an Möglichkeiten, wenn man nicht länger warten will?
1. Gründung von Torwartschulen mit regelmäßiger Trainngsmöglichkeit (denn auch Torhüter sollten ein Recht auf eine gute Ausbildung haben)
2. Gründung einer Torwarttrainer-Vereinigung (da sie sich vom DFB schlecht vertreten fühlen)
3. Definition der Inhalte altesgerechter TW-Ausbildung
3. Definition der Inhalte leistungsgerechter TW-Trainerausbildung
4. Regelmäßige Treffen zur Traineraus- und -fortbildung (gerade dafür könnte man Video-Material sehr gut gebrauchen. Denn Bilder zeigen, was passiert)
Übrigens: es gibt im Ausland durchaus Unterstützung dafür. Denn die schütteln schon lange den Kopf über den DFB, der sich über die Frage der National-Torhüter hinaus kaum Gedanken in dieser Richtung verschwendet. Es gibt sogar Verbandstrainer, die gern etwas anderes machen würden, wenn sie nur dürften.
Das weiß auch der DFB, weshalb er energisch gegen die Anerkennung ausländischer Torwarttrainer-Lizenzen wettert. Bei den Profi-Mannschaftstrainern aus dem Ausland ist es ihnen egal, wo die ihre Lizenz gemacht haben und was Inhalt ihrer Ausbildung war.
An anderer Stelle wurde kritisiert, dass man doch die Dinge, die selbstverständlich seien, nicht kritisieren sollte. Hier aber ist ein typisches Beispiel dafür, dass es manchmal notwendig ist, die verselbständigten Ansprüche kritisch zu hinterfragen. Wie sonst soll sich etwas ändern, was in eine Schieflage geraten ist?