Zunächst einmal möchte ich zum gelungenen Interview gratuieren, die einen groben Einblick ein die Arbeit gibt.

Nur die Überschrift gefällt mir nicht so ganz, weil sie eigentlich auch nicht zum Bericht paßt. Denn natürlich ist es in jedem Beruf, so auch bei den Profikickern so, dass die Verantwortlichen es an ihren Erfolgen und mithin zum Ergebnis festmachen. Um diese Ergebnisse erreichen zu können, darin liegt konzentrierte und harte Arbeit. Darin liegt aber auch das Menschliche, denn auch die Profikicker und ihre Trainer wollen nicht auf ihre spezifischen Fähigkeiten im Fussball reduziert werden. Nur der Spaß an der Leistung garantiert die permente Neugier zur Selbstverwirkliung und den Wunsch sich im Team weiterzuentwickeln.

Pascal Formann weißt zureckt auf unterschiedliche Blickwinkel zwischen dem DFB und den Profivereinsteams hin. Im Profibereich können 5 % zu wenig Arbeit nicht für den Klassenerhalt reichen und 5 % zu viel die Spieler/Keeper kaputt machen. Das ist ein ganz schmaler Grat, bei dem viele Faktoren berücksichtigt werden müssen.

Die Zielstellung der DFB-Zentrale ist es den stetigen Wandel zu begleiten und hierbei Denkanstöße zu geben. So nannte der scheidende Verantwortliche Jörg Daniel schon vor Jahren, dass ein einzig isoliertes Torwarttraining nicht spielnah genug sein könnte. Insbesondere könnte man die gesamte Torwartaktion nicht in allen Details optimieren, wenn hier "künstlich" gegnerische Angreifer wie eigene Mitspieler weitgehend statisch (z.B. Hütchen, Pylonen, usw.) dargestellt werden. Er meinte, man müßte hierfür Mitspieler ins Torwarttraining integrieren. In dieser Zeit gab es die ersten Profiteams, in denen man zwecks Aufgabenvertiefung Offensiv- und Defensiv-Trainer installierte, um damit unterschiedliche Aufgabenschwerpunkte im Detail zu trainieren.

Doch bei uns wird der Torwart nach wie vor als Spezialist betrachtet, sodass auch sein Torwarttrainer im Trainerteam eine Spezialistenaufgabe zukommt. Das mag sich alles auf den ersten Blick noch gut anhören. Doch stößt sich irgendwann an ihre Grenzen, die ohne eine weitere Öffnung auf das gesamte Spielfeld (statt nur im torgefährlichen Raum) zu limitiert wäre.

Man will einen mitspielenden Torwart, der den früheren Libero weitgehend ersetzen soll. Aber man sucht selektiert schon im Jugendbereich nach Körperlänge, statt nach Intelligenz und Beweglichkeit. Denn auch beim Keeper wird der Fussball "vom Kopf in den Fuß" gespielt. Man bildet damit eine vorprogrammierte Sackgasse. Denn für höhere und höchste Aufgaben braucht man Torleute, die alles das was Feldspieler mit dem Ball können, auch können müssen, aber darüberhinaus techisch und taktisch die bisherigen Torwartaufgaben erlernen sollen.

Aber wie soll diese Ausbildung aussehen? Eine Möglichkeit wäre, die Ausbildung näher an den Bedürfnissen auszurichten. Das würde heißen, während der Jugend allen Spielern sämtliche Funktionen zu vermitteln, statt sie wie bisher so früh wie möglich auf eine nach dem Trainer ermessene Eignung auf Stammpositionen auszubilden.

Im Leistungsbereich müßte es neben dem Mannschaftstraining zur Verbesserung der Feldspielerfähigkeiten und dem Torwarttraining zur Verbesserung der Keeperfähigkeiten ein dritter Bereich geschaffen werden, in der Mannschaft und Keeper spielnah trainieren.

Doch eignet sich hierfür ein Mannschaftstrainer? Wohl kaum, denn ihm fehlt die Fähigkeit so mit dem Keeper zu kommunizieren, dass er jedes Detail korrigieren kann.
Aber eignet sich der Torwarttrainer? Wohl kaum, denn ihm fehlt die Fähigkeit die Interaktion der Feldspieler auf den Torwart vollständig richtig zu interpretieren.

Was wäre zu tun?

1. TW-Trainer-Ausbildung für den Profibereich verändern
In der aktuellen Ausbildung wird beim Anforderungsprofil lediglich Erfahrungen als Torwart und Torwarttrainer erwartet. Bei der Mannschaftstrainerlizenz fehlt der Erfahrungsnachweis. Der aber ist wichtig! (Man kann sich mit dem Autoführerschein in den Verkehr trauen. Aber man lernt das Autofahren erst richtig mit der darauf folgenden Praxis.) Über die als Mannschaftstrainer angeeigneten Erfahrungen erlangt der TW-Trainer umfangreiches taktisches Wissen, sodass den Einfluß jeglicher Situationen auf seine Keeper ausreichend analysieren kann und darüberhinaus die Integration seiner Keeper in die Mannschaft optimiert.

2. "Sparringspartner" als Hilfe für den TW-Trainer und die Keeper
Hierrunter stelle ich mir ehemalige Profis (z.B. ein Gerald Asamoah) vor, die einerseits noch fit genug sind, um spielnahe Situationen auf höchstem Niveau im Training zu simulieren. Dazu bedarf es jedoch einer vorherigen Ausbildung. Denn diese echten "Sparringspartner" müssen jeweils verstehen können, worauf es in der Torwartaktion ankommt. Torwarttrainer müssen zwar fit sein, aber sie werden nicht mehr das spielerische Niveau erreichen, die ihre Keeper benötigen.

Natürlich gibt es auch im Fußball Experimente, die scheitern! Aber es lohnt sich nicht mit den 1000 Gründen des möglichen Scheiterns zu beschäftigen, sondern mit den 2 - 3 Gründen, die uns einen kleinen Vorteil bringen. So hat auch die DFB-Denkzentrale die Aufgabe das Gute zu bewahren, aber Neues zu wagen.