Liebe Torhüter und Torwarttrainer,

erst einmal vielen Dank für eure Beiträge. Sicherlich kann man die Sätze unterschiedlich interpretieren. Wichtig ist dabei m.E. den Sinn, der dahinter steckt zu erkennen.

Zunächst einmal möchte ich einen Satz hervorheben, weil er mir besonders gefällt: "Es gibt im Kindertraining nichts, was man nicht darf - es kommt darauf an, wie man es macht!"

Wie, wenn nicht so, kann man die kindliche Neugier besser erkennen und gemeinsam in den Spaß am Fussball starten? Doch leider gibt es genügend Gegenbeispiele. Ich erinnere mich da an ein Kinder-Torwarttraining bei einem NLZ eines Erstligisten, bei denen einem kleinen Kerl die Handgelenke gebunden wurden, damit er nicht zu weit Schwung mit den Armen holt. Derlei "Vogel friss oder stirb Methoden" gehören eben nicht in den Kinderfussball. Deshalb darf es auch keinen Freibrief in der Auswahl der Methoden geben.

Nicht ohne Grund wird den Kindern in der Schule zunächst einmal Wissen "in der Breite" statt in der Tiefe vermittelt. Sehr vieles baut aufeinander auf, weshalb Lücken entstehen würden, wenn man den 3. Schritt vor dem 1. machen würde. Aber das ist aus Sicht des Kindes wohl nicht der einzige Grund, denn es ist zunächst einmal nur neugierig und weiß noch gar nicht, was es später einmal werden will. Wenn also der BVB einem 6-jährigen Talent sagt, du mußt Torwart werden, dann interessiert es sich nicht unbedingt dafür, ob dies bereits dem Wunsch des Kindes entspricht. Auch kann ein intensives Training dazu führen, dass sich andere Kompetenzen kaum weiterentwickeln, weil sein Alltag minutiös von Dritten verplant wird. Wer würde seinem Kind ein Leben man Terminkalender wünschen, in der spontane Ideen keinen Raum mehr finden?

"Alles kann, aber nichts muß" sollte deshalb die Devise sein, um einerseits die kindliche Neugier zu befriedigen und gleichzeitig Fürsorge zu betreiben, damit es zunehmend Spaß am Leben hat. Sportliche Leistungen bzw. Talentanlagen sollten in der Anfangsphase beim Entdecken des Fussballs noch keine Rolle spielen. Sie können den Spaß daran gefährden, wenn es Lob nur in den Kategorien des Hochleistungssports des Erwachsenenbereichs gibt.

Das Training von Kindern darf deshalb nicht als Training von kleinen Erwachsenen betrachtet werden! Denn es kommt gerade auf das "wie" an.

Leider lesen sich manche Beiträge über Kinderfussballspiele wie die von Erwachsenen, bei denen es nicht allein darum geht, ein Spiel zu gewinnen, sondern der Gegner gleichzeitig vernichtet werden soll. Man wollte mit der Einführung der "Fairplay-Liga" den "Druck vom Kessel" bei den Erwartungen der Erwachsenen nehmen und den Kindern ihr Spiel zurück geben. Denn fragt man einen 6-jährigen ca. 1 Stunde nach dem Spiel, dann hat man natürlich hoch gewonnen und selbstverständlich war es der/die Beste auf dem Platz und wird irgendwann einmal Nationalspieler. Sie lügen dabei nicht, sondern es ist ihre momentane Empfindung, die so rein gar nicht in unser Erwachsenenbild passen will. Deshalb ist es gar nicht verwunderlich, dass das Spiel schon am nächsten Tag gar keine Bedeutung mehr hat, weil nun andere Dinge wichtiger sind.

Wie läßt sich der Beitrag des BVB an diese Maßstäbe sehen, dass der Kinderfusball weitaus mehr ein Erlebnis- als ein Ergebnisfussball ist?