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Thema: Torwartausbildung beim BVB

  1. #1
    Amateurtorwart
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    Standard Torwartausbildung beim BVB

    Liebe Torhüter und Torwarttrainer,

    in der aktuellen Ausgabe der BVB-Zeitschrift "Echt" wird auf Seite 53 über "Die Torwarttrainer", die seit 2015 nach einem neu organisierten Konzept Nachwuchskeeper ausbilden, berichtet.

    Sehr vieles liest sich schlüssig. Allerdings bin ich auf 3 Stellen gestoßen, bei der ich auf eure Meinungen gespannt bin:

    1. Sie (die Torhüter) müssen lernen, mit ihren Fehlern umzugehen und früh resitent gegen Kritik zu werden.

    Das Fettgedruckte ist mir aufgefallen. Soll man offen für Kritik sein oder soll man sie abprallen lassen?


    2. "Die Bewegungsabläufe für junge Torhüter zwischen 6 und 10 Jahren werden im speziellen Training trainiert, diese können später kaum noch so weit entwickelt werden. Daher legen wir uns schon früh auf Torhüter fest und lassen sie nicht noch jahrelang im Feld spielen."

    Diese in Stein gemeisselte These würde vermutlich kaum mit den Erfahrungen aus dem Bereich der Schule übereinstimmen? Wollen sich die heutigen Kinder nicht mehr zunächst ausprobieren? Gerade im Alter von 6 bis 10 Jahren kann heute dies und morgen das wichtig sein für sie. Wie kommen die Herren vom BVB denn darauf, die natürliche Neugier nur deshalb außer Kraft setzten zu können, wie sie sich im Biene Maja Tricot vor den Kids in Pose stellen?

    3. "Die Jungs kommen mit einem leeren Werkzeugkoffer zu uns. Unsere Aufgabe ist es, diesen Koffer zu füllen."

    Also das wäre ja toll! Ich denke aber mal, in erster Linie kommen sie aus kindlicher Neugier? Natürlich freuen sich sich über einen kurzen Zeitraum, dass sie ausgewählt wurden. Oder bringen sie so vieles aus ihrem persönlichen Leben mit, dass das bißchen, was dort in den Koffer gepackt wird allein nicht reichen wird, um als Rüstzeug für ein ganzes Leben zu reichen? Sollte man nicht besser die Kinder in den Mittelpunkt des Interesses stellen, statt ihre Trainer Denkmäler zu setzen?

    Wie wirken diese Botschaften auf euch?
    Gibt es bei euch ähnliche Konzepkte?

  2. #2
    Freizeitkeeper
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    Habe weder den Artikel gelesen noch kenne ich mich mit Nachwuchsarbeit aus, aber hier scheint sich wieder einmal ein Menschenbild zu manifestierten, dass vom Menschen lediglich als "human resource" ausgeht, was selbst vor dem Nachwuchs nicht halt macht. Dem Zeitgeist folgend, dass alles, jedes und jede(r) irgendwie optimiert und möglichst kontrolliert werden sollte.

    Um Nachschub an Kindern mit Träumen aus den Jugend-Leistungszentren braucht man sich ja schon lange keine Sorgen mehr zu machen. Da gewöhnt man sich dran und irgendwann passt man bei den Formulierungen nicht mehr so auf. "[..]lassen sie nicht [..] spielen".

    Resistent gegen Kritik ist die Maschine, die macht was man ihr sagt bzw. einprogrammiert. Der Werkzeugkoffer sind die Programme, frühzeitig einprogrammiert im speziellen Training. Andere Interessen? Der Nächste bitte!

    Aber der BVB ist auch ein Börsen-notiertes Unternehmen. Da kommt diese Denke wohl her, wirkt hier im Kontext aber leicht dystopisch auf mich.

    Gruß,
    Olli

  3. #3
    Amateurtorwart
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    @AH-Olli
    Ich dachte schon, ich wäre der Einzige, dem soetwas auffällt?

    Der Beitrag steht es in der aktuellen Ausgabe der BVB-Zeitschrift, die vielleicht noch nicht jeder hat. Doch ist es wohl kein Einzelfall, wie man mit dem "Frischfleisch" in den NLZ mancher Profivereine umgeht, das von den gebauchpinselten Eltern jährlich wie Sauer Bier angepriesen wird.

    Hierzu findet man unter dem Link:

    https://correctiv.org/recherchen/sto...t-es-geschaft/

    weitere Informationen einer journalistischen Recherce, wie Kinder zu Wertsachen werden, die man ein- und verkaufen kann.

  4. #4
    Blickfeld
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    zu 1) Also ich denke, dass man damit sagen will, dass die Jungs Kritik nicht zu persönlich nehmen sollen. Es gibt genügend Leute die sich das viel zu sehr zu Herzen nehmen und dann in ihren Leistungen blockiert sind

    zu 2) Ich find die Idee ansich ned schlecht. Aber mich stört der Zeitraum. Ich finde, den kann man um ein paar Jahre nach hinten verschieben.

    zu 3) Auch da finde ich nichts verkehrt daran. Es ist ja logisch, dass sie beser werden je länger sie beim BVB bleiben. Also müsste auch ihr Werkzeugkoffer voller werden.
    Wer immer gut aussieht, bei dem fällt es irgendwann nicht mehr auf. (Toni Schumacher)

    Handschuh-Sammler (153 Paar, Stand 13.07.2018) und ausgewiesener Tester sowie Berater

  5. #5
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    Zitat Zitat von Bahnschranke18 Beitrag anzeigen
    zu 1) Also ich denke, dass man damit sagen will, dass die Jungs Kritik nicht zu persönlich nehmen sollen. Es gibt genügend Leute die sich das viel zu sehr zu Herzen nehmen und dann in ihren Leistungen blockiert sind
    Da stimme ich zu. Kritik Resistenz ist wichtig. Damit ist nicht Kritik ist leider der falsche Ausdruck, denn Kritik kann positiv sein, man sprich dann gern von Lob, Kritik kann man auch negativ ausüben, es nennt sich Tadel. Lob kennt man, aber Tadel sagt keiner mehr, meist meint man mit Kritik gern heute Tadel - und das ist leider inkorrekt.
    Kritik Resistenz ist dann, daß Kritik einmal nicht dazu führt, daß die Torleute "abheben", auf der anderen Seite aber auch nicht durch Kritik depressiv werden.
    Wichtig ist dabei aber auch, daß ein emotionales "Reinrufen" oder gegenseitiges "Ankacken" nicht zu Leistungsproblemen führt, sondern hier der Torwart resistent genug ist, diese Kritik nicht ernst zu nehmen, sondern später in entsprechenden Gesprächen sauber und konstruktiv zu klären.
    Dabei muss der Kritisierende auch konstruktiv arbeiten, und darf nicht emotional und persönlich angreifend werden, es geht um die Sache und nicht um andere Dinge.

    zu 2) Ich find die Idee ansich ned schlecht. Aber mich stört der Zeitraum. Ich finde, den kann man um ein paar Jahre nach hinten verschieben.
    Die Zeitschrift erklärt ja nicht, WELCHE Bewegungen gemeint sind, aber heute haben gerade junge Kinder deutliche Bewegungsdefizite, die meistens daher rühren, daß allgemeine Bewegung und Bewegungsschule nicht mehr so ausgeprägt ist. Daher arbeiten viele DFB Stützpunkte ja gerade im genannten Alter eher in Bewegungsstunden, anstelle sich auf den Fussball zu fokussieren, was leider später fussballerische Defizite mitbringt.
    Daher finde ich, man kann das schon machen... Allein der Umgang und die Gewöhnung, den Ball mit den Händen zu kontrollieren, das Lernen zu Fallen und sich geschmeidig wie eine Katze abzurollen - das sollte man nicht auf später verschieben. Hier werden Ängste abgebaut, Grundbewegungen angelegt und das allgemeine Bewegungsspektrum gefördert. Ich muss niemand erklären, daß dies eine reichhaltige Koordinationsschulung ist, die anspruchsvoller ist, als das jede Koordinationsleiter fordern kann, auch wenn einiges davon bestimmt nicht gelöst werden kann, ist allein die Herausforderung und die Aufgabenstellung der Entwicklung förderlich...
    Ich kann das aus meiner Arbeit durchaus auch in bewegten Bildern belegen und wache Trainer erkennen und sehen das auch... Es gibt im Kindertraining nichts, was man nicht "DARF" - es kommt darauf an, wie man es macht.
    Daher, das muss man differenzieren und da sollte man einfach mal auch hospitieren gehen, mit den Trainern reden und auch, sehen worauf diese Wert legen, oder was diese in diesem Alter "durchgehen" lassen, mit dem größeren Ziel viel später vor Augen

    zu 3) Auch da finde ich nichts verkehrt daran. Es ist ja logisch, dass sie beser werden je länger sie beim BVB bleiben. Also müsste auch ihr Werkzeugkoffer voller werden.
    Klar, der Werkzeugkoffer muss voller werden. Aber dazu muss ich den Koffer packen. Ich darf nicht sagen - das darfst Du nicht machen. Es müssen viele Bewegungsmuster erlernt werden, diese müssen individuell verbessert und auch angepasst werden, oft müssen sogar Alternativen erarbeitet werden, will man die Torleute entsprechend ausbilden - denn kein Handwerker hat im Werkzeugkasten immer das gleiche Werkzeug. Zudem darf man die Werkzeuge nicht beschränken, sondern muss aktiv deren Vielzahl fördern, damit der Torwart selbstständig mit Grundwerkzeugen ausgestattet, individuelle Werkzeuge in den Kasten packen kann und auch darf.
    Und wenn dann die Tw Trainer an einem Strang in einer Philosophie arbeiten... dann sollte das auch passen.
    Lassen wir das, war nie eine Leuchte...

  6. #6
    Amateurtorwart
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    Standard

    Liebe Torhüter und Torwarttrainer,

    erst einmal vielen Dank für eure Beiträge. Sicherlich kann man die Sätze unterschiedlich interpretieren. Wichtig ist dabei m.E. den Sinn, der dahinter steckt zu erkennen.

    Zunächst einmal möchte ich einen Satz hervorheben, weil er mir besonders gefällt: "Es gibt im Kindertraining nichts, was man nicht darf - es kommt darauf an, wie man es macht!"

    Wie, wenn nicht so, kann man die kindliche Neugier besser erkennen und gemeinsam in den Spaß am Fussball starten? Doch leider gibt es genügend Gegenbeispiele. Ich erinnere mich da an ein Kinder-Torwarttraining bei einem NLZ eines Erstligisten, bei denen einem kleinen Kerl die Handgelenke gebunden wurden, damit er nicht zu weit Schwung mit den Armen holt. Derlei "Vogel friss oder stirb Methoden" gehören eben nicht in den Kinderfussball. Deshalb darf es auch keinen Freibrief in der Auswahl der Methoden geben.

    Nicht ohne Grund wird den Kindern in der Schule zunächst einmal Wissen "in der Breite" statt in der Tiefe vermittelt. Sehr vieles baut aufeinander auf, weshalb Lücken entstehen würden, wenn man den 3. Schritt vor dem 1. machen würde. Aber das ist aus Sicht des Kindes wohl nicht der einzige Grund, denn es ist zunächst einmal nur neugierig und weiß noch gar nicht, was es später einmal werden will. Wenn also der BVB einem 6-jährigen Talent sagt, du mußt Torwart werden, dann interessiert es sich nicht unbedingt dafür, ob dies bereits dem Wunsch des Kindes entspricht. Auch kann ein intensives Training dazu führen, dass sich andere Kompetenzen kaum weiterentwickeln, weil sein Alltag minutiös von Dritten verplant wird. Wer würde seinem Kind ein Leben man Terminkalender wünschen, in der spontane Ideen keinen Raum mehr finden?

    "Alles kann, aber nichts muß" sollte deshalb die Devise sein, um einerseits die kindliche Neugier zu befriedigen und gleichzeitig Fürsorge zu betreiben, damit es zunehmend Spaß am Leben hat. Sportliche Leistungen bzw. Talentanlagen sollten in der Anfangsphase beim Entdecken des Fussballs noch keine Rolle spielen. Sie können den Spaß daran gefährden, wenn es Lob nur in den Kategorien des Hochleistungssports des Erwachsenenbereichs gibt.

    Das Training von Kindern darf deshalb nicht als Training von kleinen Erwachsenen betrachtet werden! Denn es kommt gerade auf das "wie" an.

    Leider lesen sich manche Beiträge über Kinderfussballspiele wie die von Erwachsenen, bei denen es nicht allein darum geht, ein Spiel zu gewinnen, sondern der Gegner gleichzeitig vernichtet werden soll. Man wollte mit der Einführung der "Fairplay-Liga" den "Druck vom Kessel" bei den Erwartungen der Erwachsenen nehmen und den Kindern ihr Spiel zurück geben. Denn fragt man einen 6-jährigen ca. 1 Stunde nach dem Spiel, dann hat man natürlich hoch gewonnen und selbstverständlich war es der/die Beste auf dem Platz und wird irgendwann einmal Nationalspieler. Sie lügen dabei nicht, sondern es ist ihre momentane Empfindung, die so rein gar nicht in unser Erwachsenenbild passen will. Deshalb ist es gar nicht verwunderlich, dass das Spiel schon am nächsten Tag gar keine Bedeutung mehr hat, weil nun andere Dinge wichtiger sind.

    Wie läßt sich der Beitrag des BVB an diese Maßstäbe sehen, dass der Kinderfusball weitaus mehr ein Erlebnis- als ein Ergebnisfussball ist?

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