Pickford - the high dive

England geht zurecht steil, denn was der Jordan Pickford gegen Columbia abgerufen hat, war zum ersten Mal eine sehenwerte Torhüterleistung, insbesondere wenn wir in Betracht ziehen, daß die Engländer sowieso immer etwas an Torleuten auszusetzen haben.

Schauen wir uns daher in der Video Analyse einmal genauer an, was Pickford tut... natürlich finden wir wieder Haare in der Suppe, ABEr das soll und kann nicht schmälern, daß Jordan Pickford wohl die bisher tollste Parade das Turniers gezeigt hat.

Ja, man muss da schon ein wenig mehr hinschauen, dnen auch wenn die Engläder die Sache bejubeln, Video Material ist da wenig zu finden, jedenfalls nicht auf den üblichen Plattformen, aber gestreamte Inhalte, die sind da und damit kann man schon etwas anfangen.

Zunächst stellen wir fest, daß der Schuss aus nahezu völlig zentraler Position mit einer Distanz von 33 Metern abfeuert worden ist. Der Columbianer kommt aus vollem Lauf und legt in diesen mächtigen Schuss nicht bloß seine Beinkraft und Körpermasse, sondern auch noch seinen vollen Anlauf. Ein Vollerkracher, in dem sicherlich alles gelegen hat, was ein Spieler nur auf das Tor abgeben kann.

Das wissen wir jetzt, schauen wir daher zu Pickford, der in diesem Moment rund 3,5 Meter vor dem Tor steht.


Quelle: Pickford Incredible Save vs. Columbia by Stony on YouTube

Die Qualität ist nicht besonders, es sind nur rund 10 Bilder die Sekunde, aber wie gesagt, um das anzusehen, sollte es reichen.
Gehen wir daher ohne Umsdchweife in die Hintertorperspektive und schauen uns einen Bewegungsbaluf an, wo wirklich alles gepasst hat.
Das Video startet bei 0:00 Bild 0, da ist der Ball bereits unterwegs, Pickford leitet nun folgend die erste Bewegung ein

0:00 Bild 10 Senken des Körperschwerpunktes mit Gewichtsverlagerung, Pickford dreht den linken Fuss auf
0:02 Bild 1: Pickford hat das Gewicht auf das linke Bein verlagert und die Fussspitze in den Boden gestemmt, sein Körper neigt sich zur Richtungsänderung deutlich nach links
0:02 Bild 9: Pickford drückt das linke Bein durch, zieht das rechte Bein nach
0:03 Bild 8: Jordan Pickford zieht das Bein nicht nach vorn, sondern er stellt nach rückwärts aus, er ändert damit die Laufrichtung von seitwärts nach schrägt rückwärts und passt damit seine eigene Distanz vor dem Tor an.
0:04 Bild 4: der rechte Fuss bekommt Bodenkontakt, da die Bewegung allerdings dynamisch ist, hat sich der linke Fuss schon fast vollständig vom Boden gelöst
0:04 Bild 9: der linke Fuss schwingt nun ebenfalls seitlich aus, getrieben mit einer Gewichtsverlagerung und geschoben durch das rechte Bein.
0:06 Bild 3: Pickford hat den Stemmschritt gesetzt, der linke Fuss hat Bodenkontakt und seine Fusstellung ist sehr breit, der linke Fuss steht dabei nochmals leicht seitlich hinter dem rechten Fuss. Jordan Pickford hat den Oberkörper in deutlicher Neigung, der rechte Arm ist erhoben, der ellenbogen ca. auf Ohrhöhe, der linke Arm noch tief, etwa auf Höhe der Rippen.
0:07 Bild 0: Der Moment des Abdrucks, das Gewicht liegt voll auf dem Sprungbein, der Kniewinkel beträgt fast ideale 90°, Pickford hat die rechte Hand in Richtung Ball erhoben, die linke Hand jetzt neben dem Ohr auf Kopfhöhe
0:07 Bild 6: Kräfter Abdruck mit dem linken Bein, der rechte Fuss hat seit Bild 2 den Bodenkontakt verloren, ging bisher die rechte Hand nach oben Richtung Ball, markiert dieses Bild den Moment, wo die rechte Hand nach rechts abdriftet und die Linke sich beginnt zum Ball zu strecken. Der Kniewinkel beträgt noch rund 30°
0:08 Bild 4: Voller Abdruck bis in die Zehen, der Fuss hat noch Bodenkontakt, die rechte Hand jetzt eher entspannt, leicht gestreckter arm seitlich vom Körper, die linke Hand voll geöffnet und fast neben dem Kopf ausgestreckt
0:08 Bild 6: der linke Fuss verliert Bodenkontakt, der linke Arm ist nehezu vollständig getreckt, die Hand weit geöffnet
0:08 Bild 9: Überstreckung. Pcikford ist in der Luft und streckt jetzt die linke Hand in Richtung Ball. Dies ist nicht leicht, weil die Hüfte durch den Absprung links arretiert ist, das heißt, die Hüfte kann nicht die linke Körperseite entlasten und "verlängern", Pickford spannt daher die rechte seitliche Stütz und Haltemuskulatur an, krümmt so leicht die Wirbelsäule nach rechts, was den Schultergürtel links anhebt - er überstreckt die linke Körperseite.
0:09 Bild 4: Die Überstreckung wird deutlich, diese schiebt jetzt in der Flugphase die linke Schulter nach oben und man kann deutlich die im Boden gekrümmte Wirbelsäule erkennen, der linke Arm ist vollständig gestreckt.
0:09 Bild 8: Ballberührung mit den Fingerspitzen, die Überstreckung wurde nochmals verbessert, weil Pickford das rechte Bein getreckt läßt und das linke Bein entspannt, dadurch löst sich die Hüftarretierung des Absprungs, die Hüfte kann entspannen und kippte von Bild 4 bis Bild 8 von links unten nach links oben, wodurch die Verkrümmung der Wirbelsäule nachläst, was den links erhobenen Schultergürtel nochmals einige Centimter höher kommen lässt.

Nachfolgend die Landung kurz und knapp: Durch die Überstreckte Haltung, die leicht verdrehte Hüftlage kann Pickford nicht seitengerecht landen, das linke Bein schwingt daher "strampelnd" nach vorn, das rechte Bein, tiefer als das Linke sucht den Bodenkontakt.
Pickford macht mit der rechten Fussspitze Bodenkontakt, dreht den Körper nach rückwärts ein um die Arme zu Boden zu bringen. Daher löst sich der rechte Fuss wieder vom Boden, der linke Fuss bekommt an der Schienbeinaussenkante Bodenkontakt. Dann folgen die Arme und der Oberkörper.


Vom Timing her, eine wirklich großartige Parade. Pickford macht nicht den Fehler, sich nur seitlich zu bewegen, sondern passt instinktiv seine Richtung von seitlich zu seitlich rückwärts an, und kann den Ball, der sich in einem Boden senkt, so noch erreichen. Mit den Fingerspitzen lenkt er denn Ball in einer Überstreckung ab und verhindert so einen Treffer, den man getreu als Snderklasse hätte einstufen können - so aber erleben wir eine Weltklasse Parade, die man sich immer und immer wieder ansehen kann, schnalzt anerkennend mit der Zunge.
Doch, da bin ich vollen Lobes, Pickford hat es großartig gemacht. Die Beinarbeit, der Abdruck... da stimmte alles.

Nur sind mit Dinge aufgefallen: Pickford hebt den rechten Arm, um diesen wieder zu senken. Als Schwungarm ist das innvoll, doch hätte er den Arm durchgerissen und damit über gegriffen, es wäre Ihm leichter gefallen.
Deutlich sieht man die Überstreckung und Krümmung der Wirbelsäule, hätte er den rechten Arm benutzt, die nach links unten arretierte Hüfte hätte stabil bleiben können, der rechte Schultergürtel wäre ohne Krümmung der Wirbelsäule voll zu erheben gewesen - eine Reichweitenverlängerung von mehr als eine Handlänger wären das Resultat gewesen. Pickford hätte den Ball dann nicht nur mit den Fingerspitzen erreicht, sondern sicher mit der kompletten Hand hinter den Ball gekommen.
Dies wird in 0:09 Bild 8 überdeutlich, wo man die gekrümmte, überstreckte Haltung sieht. würde man jetzt die rechte Schulter erhoben einzeichnen, die linke Hüfte nach links unten arretiert, das rechte Bein als Schwungbein angezogen und den rechten Arm voll neben dem Kopf gestreckt: Pickford hätte diesen Ball fast mit dem rechten Unterarm erreichen können. Er beraubt sich der Reichweite, die er hat, weil er die Leithand, anstelle die Übergreife nimmt.
Fluglage und Position des Balles lassen aber hier nicht nur ein Übergreifen zu, aus allein Bewegungsergonomischer Sicht ist es sicherer und mit einer deutlichen Steigerung der Reichweite verbunden. Pickford verschenkte hier also wertvolle Centimeter - doch das Glück ist mit den Tüchtigen: Seine Beinarbeit war so gut, daß er denn Ball, mit etwas Mühe zwar, erreicht und ablenken kann.

Wie gesagt, man kann vieleicht diese Sache besser machen, doch das soll nicht schmälern, daß es eine weltmeisterliche Parade gewesen war, zu der man Pickford gratulieren darf.