Vor der WM war mein Tipp:
1. Deutschland fliegt in der Vorrunde raus
2. Frankreich wird Weltmeister
Der erste Teil des Tipps ist leider eingetreten. Beim 2. Teil liegt Frankreich noch gut im Rennen. Ich gebe zu, mit einer Portion Neid den noch verbliebenen 4 Teams zuzuschauen. Wie schön wäre es gewesen, wenn unser Team darunter gewesen wäre?
Aber weder Grindel, noch Löw und sein Stab stellen sich infrage? Das verwundert neben dem Ausscheiden in der Vorrunde noch mehr? Aber es muß ja weitergehen! Allerdings wird zunächst Grindel gefordert sein, einen neuen Stab zu bilden, bevor er damit an die Öffentlichkeit tritt! Dabei kann er sich so einiges (Gutes wie Schlechtes) aus der Bundesliga abschauen. Schafft er es nicht in angemessener Zeit, dann werden die Bundesligisten, denen er eh ein Dorn im Auge ist, für entsprechende Tatsachen sorgen.
Keine Frage, der aktuelle Trainerstab um Löw hat sich große Verdienste für den deutschen Fussball erworben. Doch haben sich unter dem Erfolg manche Probleme angesammelt, die einer Lösung bedurft hätten. Man hat sich ein wenig daran aufgerieben und man hat es immer wieder hinten an gestellt.
1. RAE-Effekt (real-age-effekt)
Die in den ersten Monaten eines Jahres beborenen Kinder/Jugendliche erhalten aufgrund ihrer physischen und psychischen Vorteile mehr Einsätze und werden eher gefördert. Bei den früh im Jahr geborenen Kindern besteht die Gefahr eines "Übertrainings" sowie einer zu frühen Positionsspezialisierung besteht. Bei den später im Jahr geborenen Kindern besteht die Gefahr, dass man ihr Talent gar nicht entdeckt, weil sie weniger Spieleinsätze bekommen und stets mit den "älteren" des Jahrgangs verglichen werden.
Kaum jemand bestreitet den RAE-Effekt, allerdings gibt es noch keine Veränderungen im Kinder- und Jugendfussball, die dies berücksichtigen. Oder kennt ihr welche?
2. Vom Saisontorwart zum Ausbildungkonzept für Nachwuchstorhüter
Vor jeder Saison stellt man sich von den Bambini bis zur A-Jugend die Frage, wer spielt auf welcher Position? Das mag auf den Feldspielerpostionen kein großes Problem sein. Denn dafür haben die Spieler ein mehr oder weniger gutes Training bekommen, sodass hier eine gewisse Flexibilität vorhanden ist.
Statt einer systematischen Ausbildung gibt es leider noch allzuhäufig den "Saisontorwart", der jeweils vom Trainer benannt wird. Vielfach fehlt es an Zeit oder an geeignetem Personal, weshalb das Nachwuchstorwarttraining vernachlässigt wird. Die Zeiten, in denen man die Langsamen und Trägen, die Faulen und Dummen in den Kasten gestellt hat, ist aber längst vorbei. Der Torwart-Nachwuchs will auch Spaß beim Fussball, anstatt sich anhören zu müssen: "Jetzt kannst du aber mal langsam wieder einen halten"!
Hier fehlt es noch an einem guten Konzept, denn die bisherigen Bemühungen des DFB und der Verbände waren noch nicht viel mehr als der Tropfen auf einem heißen Stein. Man möchte vielerorts gerne etwas mit den Torleuten machen. Aber man hat Berührungsängste mit dem Thema und bevor man etwas falsch macht, glaubt man fest daran, dass die ehemaligen Torleute schon alles notwendige trainieren können. Doch auch diese TW-Trainer finden sich meist als Autodidaten.
Es fehlt hier an einem durchgegängigen Konzept über TW-Trainingsinhalte für die unterschiedlichen Altersstufen. Wünschen würde ich mir, dass man versucht durch TW-Training in homogenen Gruppen das Einzeltraining weitestgehend zu ersetzen und hierbei weitere Erfahrungen im tornahen Bereich zu sammeln. Es fehlt ein TW-Ausbildungskonzept mit Kompetenzübertragung nach Prüfung. Manches muß gar nicht neu erfunden werden. So gibts im benachbarten Ausland (Benelux-Österreich-Schweiz) bereits Erfahrungen, die sich für Deutschland bestimmt noch optimieren lassen. Allerdings sollte man nicht nur die im Ausland erworbenen Mannschaftstrainerlizenzen, sondern endlich auch die Torwarttrainerlizenzen vom DFB anerkennen!
Ich denke mal, dass Know-How dafür ist auch in unserer Bundesliga vorhanden. Es wird Zeit, die "Silberrücken" aus dem DFB durch junge, ehrgeizige Kräfte zu ersetzen, damit der Umbruch mit großen Schritten angegangen werden kann.
Sicher fallen euch weitere Defizite ein, durch die der deutsche Fussball wieder zu einem Markenzeichen wird? Oder glaubt ihr vielleicht, dass es mit ein bißchen Kritik an Özil und ein paar anderen getan ist und man ansonsten sein Glas Bier mit "weiter so" zuprosten sollte?




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