Ja, ihr habt schon recht. Auch ich habe mich gewundert, warum Löw sowohl in den Vorbereitungsspielen wie auch nach der Niederlage gegen Mexiko während des Spiels mit verärgertem Gesichtsausdruck gezeigt wurde, aber nach dem Spiel erklärte, es sei alles o.k. und schon im nächsten Spiel würde man es sehen?

Man mochte es auch gern glauben, schließlich standen dort Spieler auf dem Rasen, die in deutschen oder europäischen Topvereinen ihr Geld verdienen. Als aber Hummels nach dem Mexiko-Spiel sehr deutlich seine Unzufriedenheit über die deutsche Taktik äußerte und darin wohl noch seine letzte Hoffnung wähnte, sah man ihn am nächsten Tag am Strand. Ob es nun die anschließenden Nackenschläge waren, die er auf seine Kritik erntete oder sonst noch ein Problem vorlag, wer weiß das schon? Denn nach dem zweiten Spiel gegen Schweden sah man zumindest über 20 Minuten lang einen mit Tempo seitlich andribbelnden Timo Werner, der mit Gomez und Reus Abnehmer im Zentrum fand. Aber schon im 3. Spiel gegen Südkorea sah man wieder den altbackenden Rentnerfussball ohne jegliches Tempo, mit dem man heutzutage wohl kaum noch ein Team aus der 2. Bundesliga erschrecken kann.

Leider fiel auch Manuel Neuer eine unglückliche Rolle zu. Er konnte zwar nichts dafür, dass ihm nach langer Verletzungspause vom Bundestrainer das Vertrauen geschenkt wurde und Ter Stegen mit einer sehr guten Saison im
Rücken auf der Reservebank platznehmen durfte. Aber mit seiner Analyse: "Wir (also die Mannschaft) haben es selbst verbockt" leider nur mit der halben Wahrheit herausrückte. Denn sowohl Kroatiens als auch Frankreichs Trainer hatten heraus gestellt: "es ist die Mannschaft, die das Spiel gewinnt"! Nur man muß sie dann auch das spielen lassen, was sie in ihren Heimatvereinen so erfolgreich macht! Das war schon bei der EM 2016 das Problem, dass zu wenig Tore erzielt wurden und das war jetzt noch zu einem größeren Problem geworden.

Die Erkenntnis, dass man einen tiefgestaffelten Gegner nur mit Tempo erfolgreich knacken kann, scheint jedoch beim DFB noch nicht überall angekommen zu sein. Ich bin da mal gespannt auf die angekündigte Analyse?

Nein, es gibt keinen Grund die Ära Löw schlecht zu reden. Denn es gab davor eine Zeit, in der es niemand machen wollte. Wer erinnert sich nicht an die Brandrede eines Rudi Völlers nach einem enttäuschenden Länderspiel gegen die Färöer-Insel? Aber die Gefahr ist immer groß, dass nach einigen unerwarteten Erfolgen der Erneuerungsprozeß nicht mit ausreichender Energie voran getrieben wird.

Leider kamen nicht ganz unerwartete politische Konflickte hinzu, auf die man sich nicht gut genug vorbereitet hatte. Vermutlich hätte man auf die innenpolitischen Probleme Russlands, dem Staatsdoping und einem koruppten Putin genügend Antworten liefern können. Aber das ausgerechnet ein Despot wie Erdogan auch die Bühne des Sports für sich einnimmt, damit hatte wohl niemand gerechnet? Da kann man sich Tausendmal wünschen den Sport und die Politik doch bitte zu trennen. Wenn es die Fans nicht wollen, dann wird man es nicht ignorieren können.

Dem aktulen Trainerstab des DFB gebührt aufgrund ihrer sportlichen Verdienst eine anständige Verabschiedung. Was nun die Rolle von Bierhoff anbelangt, darüber kann man sicherlich streiten? Ist es besser ganz offen über eine Millionensumme als Handgeld für den Vertragsabschluß ungeniert zu fordern oder streicht man lieber 6,7 Millionen heimlich für seine Bemühungen um eine EM-Bewerbung ein?

Ich denke mal, sehr viel deutlicher kann sich einen "Neustart mit neuen Gesichtern" wohl nicht wünschen?