@Icewolf
Ich hab mir mal diese Passage von dir herausgegriffen. Auf alles zu antworten wäre sicher zu lang:
"Das ist doch genau das heutige Problem.
Ich hatte für eine Weile angenommen, dass die Mehrheit darüber hinweg wäre, aber es kommt schlimmer zurück denn je:
Hinterher klugscheiszen. "Hättste mal...", "Hättste mal nicht" und "So kann das ja nicht klappen".
Es gibt einfach immer noch eine gut Portion Reaktion und Dynamik, die aus dem Torwart-Spiel nicht wegzudiskutieren sind, sie sind aber mittlerweile in der Betrachtung des Torwartspiels völlig unterrepräsentiert.
Sieht man ja - kann keiner mehr.
Du kannst Dich nicht darauf verlassen, dass Schüsse aus mehr als 25 Metern normalerweise nicht drin sind.
Weil es als antiquiert angesehen wird, dass man bestimmte Dinge einfach einschleifen muss. Wiederholung um Wiederholung.
Es gibt doch nichts besseres, als zum Warmmachen erstmal 30 einfache Bälle auf die Bude geschruppt zu bekommen. Und die sauber zu verarbeiten.
Aber ist ja old. Und out."
Ich denke, du hast es ganz gut auf den Punkt gebracht!
Ein Torwart hat normalerweise 10 - 15 schwierige Bälle pro Spiel, in der er nicht alle Faktoren kennt, sich aber dennoch im Bruchteil einer Sekunde entscheiden muß. Denn ohne seine Reaktion wäre es fast immer ein Gegentor! Selbst kleine Fehler können darüber entscheiden, ob die Aktion von Erfolg gekröhnt wird.
Hinzu kommt und das wird allzugern vergessen, dass auch dem Gegner mal eine geniale Idee gelingt, sodass ihm die Fairness des Lobs gebührt.
Es ist ein Spiel der Kontrahenten mit sehr vielen Unwägbarkeiten. Aber nur allzu gern wird der Einfluß des Gegners auf den eigenen Erfolg ignoriert! Doch genau die Interaktionen aller Spieler im ballnahen Raum sind es, an denen wir mit unseren Torleuten Tag für Tag hart arbeiten und sie dennoch bei ihren unerklärlichen Leistungsschwankungen im Wettkampf beobachten.
Statt aber ehrlich zu sein und zu sagen - ich weiß es nicht genau, was da ablief - weil mir die dazu nötigen Informationen fehlen - wird klugscheißerisch "hätteste mall ... " "Hätteste mal nicht" und "So kann das ja nicht klappen" propagiert. Manchmal glaubt man dem Torwart generell bestimmte Fähigkeiten abzusprechen. Den Beleg dafür meint an 1 - 2 Gegentoren ableiten zu können.
Dabei ist man kaum mehr als 10 % an der Realität angekommen, weil nur ein paar Faktoren dabei berücksichtigt werden, damit es so einfach wie möglich wird.
Kann er das Tor deshalb wieder gut machen? Nein!
Mir fehlt mir schon der Respekt vor der Leistung des Torwart! Und noch schlimmer: wie soll es ihm diese oberflächliche Kritik an der Verbesserung helfen?
Dann besser den Torwart und seine Mitspieler zunächst zu Wort kommen lassen, um sie mit den eigenen Eindrücken abzugleichen. Bilder (z.B. Videoanalayse) können helfen, sind aber auch kein Ersatz. Gelangt man danach zu einem anderen Bild, dann muß es gelingen, sich den Irrtum einzugestehen, um alle weiteren Aufgaben fürs Training (geeignete Übungen, Spielformen) rasch zu planen.
Der Torwart soll selbständig Entscheidungen treffen. Damit schließt sich der Kreis! Wenn ich als Torwart nichts mache, dann hab ich schon verloren. Also ist es besser etwas zu machen. Wenn sie erfolgreich war, ist es müßig im Wettkampf schon darüber nachzudenken, ob es eine noch bessere Lösung gegeben hätte. Ferner ist es vollkommen ausreichend, wenn der Keeper es auf seine Weise erfolgreich löst!
Eine spätere vollständige Analyse ohne die Beteiligten ist nutzlos. Wer das Video nur dazu nutzt, um Schuldige zu finden, sollte sich beim Mißbrauch dieser Bilder selbst infrage stellen.
(Aufwärmübungen wäre sicher ein eigenes Thema wert, weshalb ich an dieser Stelle nicht weiter darauf eingehen möchte.)