Allerdings gibt es durchaus Beispiele dafür, dass man sich Gedanken über eine bessere Unterstützung der Torhüter macht.

So gibts seit 2017 eim FVM eine Studie über eine Anpassung der Torhöhe für den untersten Jugendbereich. Dabei wird ein Netz in den obersten Torbereich gehängt, sodass das Tor nur noch 1,65 Meter (statt 2 Meter) hoch ist. Erste Erfahrungen damit zeigen, dass weniger hoch aus der Distanz geschossen wird, sondern spielerische Lösungen gesucht werden, um aus kürzeren Distanzen den Torwart zu fordern. Denn eine Förderung gelingt dann am besten, wenn auch der Torwart immer eine realistische Chance hat, einen Ball erfolgreich abzuwehren.

Schon seit einigen Jahren gibts im F-Jugend - (mancherorts auch im E-Jugend) Bereich die Fairplay-Liga. Dabei wird besonderer Wert darauf gelegt, den Kindern ihren Fussball zurück zu geben. Konkret mündet dies in mehreren Veränderungen:
1. Fanzone (Zuschauerzone)
Die Zuschauer (meistens Eltern) sollen sich ca. 15 Meter vom Spielfeld entfernt aufhalten. Durch die größere Distanz hofft man, dass weniger ins Spiel hinein gerufen wird. (es hat leider immer mal wieder sogar Pyrotechnik und Prügeleien unter den Erwachsenen gegeben, obwohl es in dieser Altersklasse eigentlich nur um die Goldene Ananas geht.

2. Spiel ohne Schiedsrichter
In dieser Altersgruppe gab es früher meist Laienschiedsrichter, an deren Entscheidungen es Verärgerungen unter den Zuschauern gab. Nunmehr sollen die Kinder (wie im Straßenfussball) selbst entscheiden und dabei Verantwortung übernehmen. Selbst, wenn sie mal aus Mangel an Regelkenntnissen falsch entscheiden, soll dies im Spiel nicht korrigiert werden, sondern beim nächsten Mannschaftstreffen thematisiert werden. Im Auswahlbereich wird schon seit Jahren auch in anderen Altersgruppen häufig ohne Schiedsrichter gespielt. Dort klappt es prima. Denn wie uns aktuell nach der Einführung des Videobeweises gezeigt wird, irren auch Profischiedsrichter in spielentscheidenen Situationen. Wenn hier schon früh der Fairness-Gedanke transportiert wird, dann kann das durch die Akteure selbst geleitete Spieler besser werden, weil der Versuch einer Täuschung (z.B. Schwalbe) unterbleibt.

3. Coachingzone (Trainerzone)
Die Trainer beider Mannschaften halten sich in der Coachingzone auf. Ihre Aufgaben bestehen zwar weiterhin in der Betreuung ihres Teams (Ein-Auswechselung, Lob und kleine Hinweise). Auch sollen sie gemeinsam entscheiden, wenn die Kinder sich mal nicht einig werden können. Gerade durch die räumliche Nähe sollen die Trainer dazu animiert werden, sich zu benehmen. Denn manche Trainer drehen schon nach wenigen Spielminuten total am Rad! Ein Trainer läuft wild gestikulierend am Spielfeldrand auf und ab, während sich der andere Trainer neben den Torpfosten positioniert, um dem Keeper Anweisungen (z.B. rauslaufen, Anspielpartner bei Abschlag, Abstoß)zu erteilen. Hin und wieder erteilt er dem Keeper sogar eine Ansage (z.B. "Jan-Luca, wie oft hab ich dir gesagt, dass du ... nicht machen sollst"?)

4. Keine Tabellen
Es wird lediglich festgehalten, ob das Spiel gewonnen, verloren oder unentschieden endete. Egal, wie hoch es war, wird lediglich 1:0 , 0:0 oder 0:1 eingetragen. Damit soll den Trainern, die bei schwächeren Gegnern alles dran setzen, um zweistellig zu gewinnen, der Spaß genommen, sich selbst darüber profilieren zu wollen. Denn dieser Trainertyp sagt: "Ich habe das Spiel 11 : 0 gewonnen", aber "meine Mannschaft hat das Spiel 0 : 11 verloren"! Doch Kinder in dieser Altersgruppe sehen das Erlebnis eines Spiels ganz anders. Schon 1 Stunde danach meint das Kind, es hätte das Spiel gewonnen und selbstverständlich war er der beste Spieler. Deshalb wird man mal Profi und Nationalspieler. Das Kind lügt aber nicht - es hat lediglich über seine Erlebnisse gesprochen.

Natürlich hätten unsere Jüngsten für den Start in den Vereinsfussball bessere Trainer verdient! Denn auch die Fairplay-Liga findet nicht nur Freunde. Da gibt es Trainer in Staffeln, die private Tabellen führen, weil man sich untereinander messen möchte! Sie würden die Fairplay-Liga am liebsten von heute auf morgen abschaffen, weil es nach ihrer Meinung etwas für Weicheier ist. Denn ein richtiger Kerl kann nur werden, wer den heißen Atem seines Trainers in jeder Minute des Trainings und des Wettkampfs spürt, um Befehle gehorsam auszuführen. Dazu zählt selbstverständlich auch der Schiedsrichter, dessen Weisungen zwar noch nicht verstanden werden, aber dennoch unverzüglich umzusetzen sind.

Aber lernen die Kinder nicht schon so früh genug, mit Ungerechtigkeiten klar zu kommen? Muß das denn auch noch in ihrem Hobby eine Fortsetzung finden? Soll der Fussball lediglich Fortsetzung von Schulunterricht sein, bei der es Strafen (z.B. Liegestütz, Rundenlaufen, usw.) gibt und Noten für gute und schlechte Leistungen (z.B. Stammplatz, Reservebank)?

Doch kommen wir zurück zum Torwart als Teil der Mannschaft. Wenn es um das "Plädoyer gegen das (gar nicht mehr so) moderne Torwartspiel" geht, dann darf man weder die Vergangenheit noch die Gegenwart glorifizieren, sondern jeweils Licht und Schatten betrachten, um das Gute dabei zu bewahren und Neues zu wagen.