Zitat Zitat von Icewolf Beitrag anzeigen
1. Ich bin weit entfernt davon, mir das Gebrüll und die Strafen und dergleichen aus den 80er und frühen 90er Jahren zurückzuwünschen.
Man hat erkannt, dass Druck kein Ratgeber ist und dass bestimmte Menschen sehr negativ darauf reagieren, während sie bei entsprechender Didaktik zu Großem getaugt hätten.


2. Mittlerweile ist jeodch ein Niveau erreicht, von dem ich das Empfinden habe, dass - wie in der Erziehung - eine Schraube überdreht ist.
Es gibt weitestgehend nur noch Trallala-Hopsassa.

3. Und so entwickelt man keine Stress-Resistenz und die braucht man im Fußball auf jeden Fall (in anderen Bereichen auch, aber das führt zu weit).
Wie willst Du sonst in wichtigen oder schwierigen Momenten sicher sein, dass Dir die Birne (auf'm Hals) keinen Streich spielt. Die Basics MÜSSEN einfach sitzen.
Wie vermittelt man das richtige Gefühl dafür, dass die Aktion jetzt klappen MUSS, Du als Keeper das aber auch bewältigen wirst, weil Du es drauf hast?
Sorry, aber völlig unvergleichlich.
Unterschiedlicher Wettbewerbsmodus, Spielstand, Relevanz der Aktion für das Spiel, Art der Fehlleistung, Bereich der Fehlleistung, Vorgeschichte bis zum Fehler - ich könnte weiter machen.
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zu 1. Es wurde weniger Inhalt vermittelt, weil mehr Wert auf die Autorität des Trainers gelegt wurde.

zu 2. Durch stetige Erhöhung des Lernpensum entsteht der Wunsch nach Freiräumen (Trallaa-Hopsassa) ohne Leistungsstress, weil die Leistungsselektion immer früher beginnt.

zu 3. Übungen/Spielformen immer ein klein wenig anders gestalten, damit das "Spekulieren" (routinemäßiger Bewegungsablauf bei ähnlichen Situationen) vermieden wird. Ist allerdings nicht allein auf den Torwart gemünzt und läßt sich fast beliebig übertragen. (wir glauben täglich dem Wetterbericht, obwohl der meistens nicht stimmt und sich niemand jemals für seinen Irrtum entschuldigit hat) Als Beispiel fällt mir der geworfene Papierkneul ein, der beim Spiel des HSV gegen Werder einen Ball leicht abfälscht und schließlich zum Siegtor führt.

Allgemein: Wer aber meint, es gäbe irgendein zuverlässiges Rezept, bestimmte Fehler ausschließen zu können, der irrt. Den Beweis dafür liefert jeder selbst täglich. Dabei macht es keinen Unterschied, ob er sich im Moment seines Fehlers über etwas anderes nachdenkt oder sogar ärgert.

Richtiger Umgang mit Fehlern wäre eine andere Sache! Allerdings sind es häufig die eigenen Fehler, die als Kavaliersdelikte gesehen werden, während die der anderen unverzeihlich sind. Gerade, weil nur das Ergebnis am Ende zählt, ist es eine hochemothionale Sportart, die aus endlosen Überraschungen besteht. Langweilig und fast mitleidig verfolgt man das Spiel, wenn ein Favorit seiner Rolle gerecht wird. Man freut sich über einen Sieg ganz besonders, wenn das Spiel spannend war!

Man mag sich die Frage stellen, ob man als "Fussballbekloppter" eher die Frage stellen sollte, aus dem Guten etwas noch Besseres zu machen, als aus dem Schlechten etwas halbwegs Gutes zu machen?