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Thema: Ein Plädoyer gegen das (gar nicht mehr so) moderne Torwartspiel

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  1. #6
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    Zitat Zitat von Marsson Beitrag anzeigen


    Ok - das moderne Fußballspiel baut generell auf Ballbesitz und Flachpässen vom eigenen Sechzehner auf. Keiner spielt mehr kick 'n' rush. Da ist es natürlich praktisch, wenn der Torwart da gleich damit anfängt. Aber nicht auf Kosten eines Tores.

    Wenn uns die WM eine Erkenntnis gebracht hat, dann die, dass das Quer- und Zurückgeschiebe nach Balleroberung der Mannschaften wie Italien (erst gar nicht qualifiziert), Deutschland (in der Vorrunde raus), Spanien, Argentinien und Portugal (verdient rausgeflogen) nicht mehr dem modernen Fussball entspricht. Beim Ballgeschiebe ohne Tempo waren selbst die Superstars nicht mehr in der Lage, Räume für geniale Pässe zu finden.
    Auch gab es für die Turob-Dribbler nicht den gewünschten Raum, weil der Gegner sich so tief staffelte, dass kaum ein Vorteil dadurch entstand, dass man einen Zweikampf gewann, weil es danach noch enger wurde.


    Wo ich dir uneingeschränkt recht gebe ist, dass es bis auf ganz wenige Ausnahmen keine Keeper gibt, die einen präzisen mittellangen oder langen Paß schlagen können. Der kurze Paß zum Mitspieler mag zwar einfacher sein. Macht man dies jedoch regelmäßig, kann sich der Gegner leicht darauf einstellen. Ein vernünftiger Spielaufbau wird schwierig, weil der Gegner sofort Druck auf den Ball ausübt und darüber hinaus genügend Zeit bekommt, sich wieder zu sortieren.

    Schon aus taktischen Gründen macht es Sinn, wenn der Keeper sehr variabel das Spiel eröffnet. Denn so kann sich der Gegner nicht darauf einstellen und die eigenen Mitspieler bekommen die Gelegenheit, die Schwachstellen des Gegners zu erkennen und für sich auszunutzen.

    Damit der Keeper jedoch taktisch in der Lage ist die bestmögliche Variante zur Spieleröffnung durchzuführen, bedarf es einer umfangreichen Technik-Ausbildung. Doch die wird vielfach im Nachwuchsbereich vernachlässigt, weil nach der Entscheidung, wer das Tor hüten soll, entweder gar kein spezielles TW-Training mehr erfolgt oder dieses TW-Training so isoliert stattfindet, dass sich der Keeper gar nicht auf den Anspielstationen im Feld hinein versetzen kann. Denn diese Rolle übernehmen in seinem Training nur allzuhäufig Pylonen, Hütchen, Stangen und allerlei statisch verwendbares Trainingsmaterial einen Ersatz schaffen sollen. Aber wie soll sich der Keeper vorstellen können, dass sich Spieler permanent bewegen und dadurch situativ neue, torgefährliche Räume entstehen? Gar nicht anders ist es bei der zügigen Spieleröffnung, die im TW-Training ebenfalls durch statisches Material ersetzt werden. In homogenen, kleinen Traiingsgruppen könnte man sehr viel umfangreicher und abwechselungsreicher trainieren. Hier könnten die Trainingsteilnehmer nicht nur von ihrem Trainer, sondern auch gegenseitig voneinander lernen. Sie könnten sich gegenseitig pushen und dabei die bisherigen eigenen Grenzen überwinden.

    Wie vielen von euch war auch mir klar, dass selbst Manuel Neuer in die Kritik geraten würde. Allerdings war zunächst einmal davon auszugehen, dass es um seinen Trainingsrückstand ging! Doch statt nach dem Rückstand gegen Südkorea auch seinem Team auf dem Feld unterstützen zu können, mußte man feststellen, dass sein technisches Niveau mit dem Ball am Fuß nicht mal für 2 - 3. klassige Südkoreaner ausreichte.

    Wenn man Keeper will, die die Aufgaben des Libero übernehmen können, dann muß man diese Aufgaben ausreichend ins Training einfließen lassen. Denn allein vom Zuschauen lernt man es nicht. Genauso wie ein Feldspieler seine Erfahrungen auf mehreren Positionen machen darf, sollte auch ein Nachwuchskeeper nicht nur die Torwartaufgaben kennen lernen, sondern darüberhinaus die Aufgaben unmittelbarer Mitspieler bzw. die Angreiferpositionen (wie die der Gegner) kennenlernen.

    Es wird sich da einiges verändern, von denen auch der Torwart profitieren wird, wenn er sich den neuen Herausforderungen stellen will. Aber selbstverständlich wird es weiterhin den klassischen Torwart geben, der das Herumgerennte auf dem Spielfeld nicht mag und sich in seinem kleinen Aktionsradius wohlfühlt. Jedem, wie er es mag! Denn was man mag, dass macht man besonders gut!

    Sogar im Endspiel wollte Lloris beweisen, was für ein toller Feldspieler er doch sein könnte, indem sich beim heran stürmenden Manzukic für eine Finte entschied. Das ging es schief und der Ball landete im eigenen Tor.

    Auch für einen technisch besonders versierten Feldspieler wäre der unnötige Zweikampf ohne Absicherung törricht! Aber das wußte Lloris wohl selbst? So zumindest habe ich das Lachen bei anschließenden Videobildern gedeutet. Nur was wäre gewesen, wenn ausgerechnet dieses Tor dem Gegner zum Sieg verholfen hätte?
    Geändert von twtrainer (16.07.2018 um 15:27 Uhr)

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