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Thema: Ein Plädoyer gegen das (gar nicht mehr so) moderne Torwartspiel

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  1. #1
    Amateurtorwart
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    @Marsson
    Ja, es ist meine subjektive Wahrnehmung, dass das Nachwuchs-Torwarttraining in vielen Vereinen nebenher läuft.

    Wenn dann noch im Training die eigenen Spieler die Rolle des Gegners vollständig einnehmen, dann kann es Situationen geben, die weder dem Mitspieler noch dem Torwart etwas bringen. Ich denke, dass da gleich mehrere Bälle gleichzeitig aufs Tor abgefeuert werden, diese Situation haben wohl die meisten Keeper schon mal miterlebt?

    Ich kenne mich zwar nicht so im Golf aus, aber irgendwie scheint dein Vergleich zu passen. Es kommt auf die Reihenfolge in den Aktionen an. D.h. solange der Torwart das Ziel des Balles nicht kennt, ist es für ihn eine Raumverteidigung (mit permanenter Positionsanpassung). Trainiere ich aber in der Hauptsache die Zielverteidigung stellt sich die Frage, wie hoch die Quote der erfolgreich abgewehrten Bälle gewesen wäre, wenn der Ball bereits im Raum erobert worden wäre?

    Wenn ich bereits durch vorausschauendes Handeln (z.B. Vorderleute coachen, eigenes Stellungsspiel) den Gegner erfolgreich vom Torabschluß abhalten kann, dann kann dieser alternativ lediglich eine schwache Flanke schlagen (ähnlich wie bei unserer Nationalmannschaft bei der WM in Russland, als nach gefühlten 200 Quer- und Rückpässen dann irgendwann eine hohe Flanke vors Tor geschlagen wurde)

    Doch gerade, weil wir im deutschen Nachwuchsbereich derzeit noch sehr weit und einer irgendwie genormten und qualitativ gleichwertigen Torwart-Ausbildung entfernt sind, befinden wir uns im spekulativen Bereich. Selbst der DFB hat sich noch nicht auf Selektionsmerkmale für die Talentauswahl für Stützpunktkeeper einigen können. So befinden wir uns im spekulativen Bereich. Denn wenn du wissen willst, warum ein Torwart so und der nächste ein wenig anders agiert, dann mußt du auch in seiner Vergangenheit (Ausbildung) nach den Ursachen dafür suchen. Denn was man in 10 - 15 Jahren gelernt hat, wird man so schnell nicht ablegen können.

    Allerdings gibt es m.E. kein Alter, in der der Lernprozeß aufhört. Genau das war ja auch meine Kritik an Bürki. Ich halte auch ihn für lernfähig. Aber muß muß dann auch schauen, ob sein "Lehrmeister" (Torwarttrainer) ihm dabei die Hilfe zukommen lassen kann, die er benötigt? Denn wenn der TW-Trainer sich irgendwann auf seinen Lorbeeren ausruht, dann ist das nicht gut für die Keeper. Jetzt scheinen beide "gut versorgt" zu sein? Aber warten wir es mal ab? Denn Torwarttrainer standen in der Vergangenheit nur selten in der Kritik, obwohl auch ihre Rolle sehr wichtig ist.

    Wenn aber das Torwarttraining im Nachwuchsbereich oft vernachlässigt wird, dann muß man sich die Frage nicht stellen, warum die Mitwirkung des Torwarttrainer im Seniorenbereich eine m.E. zu geringe Bedeutung findet. Ach ja, bevor ich`s vergesse: der DFB hat jetzt doch eine Torwarttrainerlizenz. Allerdings nur für deren Mitarbeiter. Vergeben wird sie von Jörg Daniel und Michael Fuchs. Die Anforderungen daran sind allerdings so hoch, dss fast jeder diese Lizenz bekommen könnte.

  2. #2
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    Zitat Zitat von Marsson Beitrag anzeigen
    Analogie aus dem Golfsport, die Deine Einschätzung stützen dürfte:

    Bei einem durchschnittlichen Par 4 Loch, muss man mindestens 1/4, wenn nicht die Hälfte Putten (also 2 Schläge).
    Das bedeutet, dass das Putten 25-50% des Golftrainings einnehmen müsste. Macht es natürlich nicht! Denn schon der Abschlag in die richtige Richtung mit bestmöglicher Länge ist NOCH wichtiger. Das kann man also nicht anhand der Zahlen wettmachen.

    edit zur Sicherheit für Nichtgolfer: Vom Tee abschlagen kann man genau 18 Mal. Putten muss man (und das gilt nur für Tiger Woods und Hole-In-Ones ausgenommen) MINDESTENS 18 Mal. Eher 36, wenn nicht gar 54 Mal. Man müsste also 3 Mal soviel Putten üben, wie abschlagen. Das macht NIEMAND.
    Das Beispiel finde ich GROßARTIG! *feier*

    Es ist ein bisschen PARETO darin:
    80% des Trainings für 20% der Aktionen,
    aber 20% der Aktionen für 80% des Erfolgs.

    Bevor sich irgendwer über die Prozentangaben aufregt - bitte erst lesen, was PARETO ist.
    Zitat Zitat von twtrainer Beitrag anzeigen
    [...]
    Wenn aber das Torwarttraining im Nachwuchsbereich oft vernachlässigt wird, dann muß man sich die Frage nicht stellen, warum die Mitwirkung des Torwarttrainer im Seniorenbereich eine m.E. zu geringe Bedeutung findet. Ach ja, bevor ich`s vergesse: der DFB hat jetzt doch eine Torwarttrainerlizenz. Allerdings nur für deren Mitarbeiter. Vergeben wird sie von Jörg Daniel und Michael Fuchs. Die Anforderungen daran sind allerdings so hoch, dss fast jeder diese Lizenz bekommen könnte.
    Du bist mir wieder viel zu sehr bei der Schaffung von Voraussetzungen, Vermittlung von Grundfertigkeiten - Basisarbeit.
    Ich finde viel spannender - und darum ging es Marsson ehedem (nehme ich an) - wie die Keeper eingestellt werden. Von Ihren Trainern.
    Wozu sie angehalten werden und wie fundiert das geschieht.
    Wie ist sonst so ein "In-the-middle-of-nowhere"-Stellungsspiel erklärbar? Doch nicht weil Nationalkeeper das nicht besser können.

    Ich habe eben beim Zappen die U21 gesehen. Der deutsche Keeper fängt ne Ecke ab, läuft zur Strafraumgrenze und macht einen schönen, seitlichen Abschlag knapp hinter die Mittellinie, fast auf die Seitenlinie.
    Mustergültig.
    Die Ballverarbeitung des empfangenden Spielers ist hervorragend, er nimmt den Ball mit in einer Bewegung an, gleich in Laufrichtung.
    *Alle Fußballer-Herzen fliegen hoch*
    Dann spielt der Spieler einen schlampigen Pass dem Gegner in die Füße.
    *Alle Leute mit Fußballer-Herzen fallen rückwärts um*
    Alles hin. Das gute Rauskommen, das entschlossene nach vorne Laufen, die exzellente Antizipation, der gute Fokus, die saubere technische Ausführung, die schöne Verarbeitung.
    Ganz bösartig: Hättst den Ball auch ins Aus kloppen können.

    Viele Dinge im neuen Systemfußball sind und bleiben Theorien, die nur unter optimalen Bedingungen genau so zum Erfolg führen können.
    Ich könnte mir vorstellen, dass es das war, was Mehmet Scholl zum Ausdruck bringen wollte.
    Die Qualität des Breierzeugnisses ist reziprok proportional abhängig von der Quantität der partizipierten Köche.

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