@Icewolf
Über Gewichtung läßt sich reden.
In der Theorie sollten die Inhalte des TW-Training prozentual an der Häufigkeit des Vorkommens im Spiel orientiert sein. Wenn also ca. 9 % aller Toraktionen aus einer Zielverteidigung bestehen, dann sollte theoretisch 9 % des Trainings aus Zielverteidigungsaktionen bestehen. Wenn der Keeper ca. 30 % mitspielen muß, dann sollte das in dieser Relation im Training geübt werden.
Soweit die Theorie. In der Praxis nimmt aber ein typisches TW-Training in der Zielverteidigung ca. 70 % ein. Das hat mehrere Gründe. Einmal läßt sich die Zielverteidigung für einen TW-Trainer noch am ehesten in einem isolierten TW-Training realisieren. Zum anderen erscheinen Gegentore, bei denen die Zielverteidigung nicht funktioniert hat, für den Chefcoach (der zumeist nur über Grundkenntnisse über die Torwartausbidlung verfügt) scheinbar am ehesten zu verbessern sind.
So eine Konstellation gab es beim BVB bis zum TW-Trainer-Wechsel mal. Aktuell entspricht dies noch am ehesten bei Fortuna Düsseldorf. Wobei ich nun wirklich nicht Rensing allein die Niederlagen ankreiden möchte. Aber man erkennt, dass er sich deshalb hin und wieder falsch entscheidet (was zu Stellungsfehlern führt), weil Trainingsinhalte unzureichend trainiert werden.
Vereinfacht gesagt: erst dann, wenn ich das Ziel des Balles kenne, ist es eine Zielverteidung. Davor ist es eine Raumverteidigung. Das haben scheinbar andere Torwarttrainer in de Bundesliga besser verstanden.
Übrigens höre ich deine Kritik, es würde zu viel unterschiedliches mit den Keepern gemacht und man müsse den Torwart auch mal Torwart sein lassen, in der letzten Zeit öfter. Da möchte ich teilweise sogar recht geben. Denn machte Trainingsplätze sehen aus wie die Aachener Soers, vollbepackt mit Trainingsmaterial, was nicht unbedingt immer für den Torwart den Blick für das Wesentliche schärft. Da bin ich dann schon eher ein Fan kleiner, homogener Torwart-Trainngsgruppen. Hier wird meist spielnah trainiert. Jeder bekommt eine Aufgabe, in die er permanent Einscheidungen trifft und an deren Ergebnis er in der technischen Ausführung er sofort ein Feedback von seinen Kollegen bekommt. Auch für den TW-Trainer stellt dies eine erhöhte Herausforderung da. Denn statt in seinem TW-Trainingsplan Übungen abzuhaken, kann er hier lediglich einen "roten Faden" verwenden, damit genug Zeit bleibt an Details zu arbeiten. So ähnlich arbeitet man nach dem TW-Trainerwechsel beim BVB. Ich denke mal, dass auch Bürki davon profitiert hat und sich aktuell Verdienste als sicheren Rückhalt seiner Mannschaft erworben hat.
Dogmen, egal welche, verstellen den Blick auf die Realtität! Es besteht die Gefahr, dass nicht nur der Keeper spekulativ in die Übungen geht, sondern auch sein Trainer, weil ihm nur die Möglichkeiten seiner bisherigen Hintergrundkenntnisse bei der Korrekturarbeit zur Verfügung stehen. Es ist auch als TW-Trainer wichtig, regelmäßig mit der nötigen Distanz die Effektivität seiner Arbeit zu reflektieren. Doch hier betreten wir Neuland, weil die Beurteiler dieser Trainer in den Vereinen die Arbeit des TW-Trainers nicht wirklich beurteilen können. In den allermeisten Fällen genießen sie hohes Ansehen, weshalb sie über viele Jahre im selben Verein tätig sind.
Wie "dünn" die Kompetenz des DFB hier ist zeigt sich allein in der Tatsache, dass man sich bis heute nicht zu ein paar einfachen Selektionsmerkmalen für die Torwartleistung einigen konnte.
Die Diskussion darüber kann helfen, überhaupt einmal auf einige Standards in der Beurteilung von Torwartleistungen und damit indirekt auch auf die Leistungen ihrer Torwarttrainer zu kommen. Solange das nicht der Fall ist, ist jeder Torwartfehler ein Fehler des Torwarts, nicht seines Trainerteams. Da macht man sich schon eher Gedanken darüber, ob ein Teammitglied 5 Minuten zu spät zur Mannschaftsbesprechung kommt, weil allein davon der Sieg abhängt. Typisch Deutsch oder!