Hallo Sam1

Vielen Dank für deine Infos.

Manchmal haben Ursache und Wirkung auf den ersten Blick gar nicht so viel zu tun.

Deshalb ist es zunächst einmal wichtig mehr Details zu erfahren. In der von dir benannten Altersgruppe treten sehr deutliche Unterschiede auf. Die 15-jährigen sind in der Pubertät und haben an Körperlänge wie an Muskelmasse zugelegt. Bei den 14-jährigen ist das teilweise noch nicht der Fall. Physis und Psyche können sich in diesem Zeitraum verändern. Einige Jugendliche leiden hierbei unter Wachstumsstörungen. D.h. das Knochenskelett wächst so schnell, dass die Knorpelteile in den Gelenken nicht so schnell mit ihrem Wachstum nachkommen. Es treten Belastungsschmerzen im Bereich der Fußgelenke, Knie und der Hüfte auf.

Ein weiterer Faktor ist die Handlungsschnelligkeit. Weil der moderne Fussball "vom Kopf in den Fuß" gespielt wird, kann man die Handlungsschnelligkeit in mehrere Phase einteilen. Sie beginnt mit dem Erkennen einer Szene (im oder am torgefährlichen Bereich). Nach der visuellen Beobachtung wird im (Langzeit-)gedächtnis verglichen, ob es eine ähnliche, vergleichbare Szene gegeben hat? Meistens liegen mehrere sehr ähnliche Situationen vor, weshalb ein Abgleich zwischen Langzeit- und Kurzzeitgedächtnis erfolgt. Die Lösungsentscheidung zwischen Kurz- und Langzeitgedächtnis findet nun in den vorderen Stirnlappen statt. (Biologisch betrachtet wächst dieser Teil des Gehirns von 14 Jahren bis 21 noch bis auf die doppelte Größe, was später deutlich schnellere Entscheidungsprozesse ermöglicht). Weil schon ein kurzes Zögern und Zaudern (als Länge des Denkprozesses für den entscheidenden Bruchteil einer Sekunde dem Gegner einen Vorteil verschafft, kann dies für Außenstehende als besondere Schwäche wahrgenommen werden. Sie ist es jedoch in den meisten Fällen nicht, sondern lediglich eine vorübergehende Erscheinung.

Natürlich können auch andere Faktoren infrage kommen. Nicht jeder Jugendliche reagiert auf von außen erzeugten Leistungsdruck wie gewünscht, sondern es kann hierbei zu einem inneren Protest und schließlich zu einer inneren "Leistungsverweigerung" steigern. Dies führt in aller Regel zu einer Blockade, ans eigene Limit zu gehen, um hierbei über sich hinaus zu wachsen, weil Eltern, Trainer und vielleicht selbt sehr hoch gesteckte Ziele kaum erreichbar scheinen. Sportliche Fortschritte einerseits können aber mit dem Verlust von Freunden (weil kaum noch Freizeit vorhanden) einher gehen, sodass das soziale Netzwerk brüchig wird und das nötige Selbstvertrauen starken Schwankungen unterliegt.
Als Trainer beobachtet man, dass nicht immer das, was gesagt auch so gemeint wurde. Andererseits wird das Wort des Trainers auf die Waage gelegt. Dann wird hin und wieder "mit den Füßen" abgestimmt, ob etwas gefällt oder nicht. Denn die Zeiten, in denen der Trainer ein natürliche Autorität darstellte, dessen Befehle zu bedinungslosem Gehorsam führten, die sich längst vorbei. Allerdings sind sie nicht durch eine Zunahme an freien Entscheidungen ersetzt worden, sondern erleben im Sozial-Media eine Form von Aggression (Mobbing), deren persönlicher Umgang nicht immer einfach ist.

Aufgrund der umfangreichen Veränderungen muß es nicht immer ein Mangel an Ehrgeiz sein, sondern es kann vielmehr daran liegen, als dass innere und äußere Veränderungen den Blick auf den Fussball verändern. Hier ist anzunehmen, dass auch eine gewisse Labilität im Entscheidungsverhalten als Ursache infrage kommt. Denn die meisten seiner Mannschaftskameraden sind aufgrund des Altersunterschied schon etwas cleverer in ihren Handlungen.

Jugendliche in dieser Altersstufe benötigen eine sehr gute phsyische Unterstützung, die sie als positiv verlässliche Determinante wahrnehmen, um sich weiterentwickeln zu können. Wird dies von den Erwachsenen ignoriert, dann führt dies zu einer hohen Dropoutquote. Ferner sollte verstanden werden, dass eine lineare Leistungsentwicklung sehr selten ist. Sehr viel häufiger kommt es zu weitestgehend noch kaum erklärbaren Leistungssprüngen, deren Ursachen vermutlich sehr vielfältiger Natur sind.

Rezepte, wie man damit als Trainer umgeht, die gibt es leider nicht. Allenfalls, in dem man sich Mühe gibt, seinen Keeper dort abzuholen, wo er sich im Moment körperlich wie geistig befindet.

Aus deinen bisherigen Beschreibungen entnehme ich, dass es dir dieser Junge wert ist. Also begleite ihn bei allen Höhen und Tiefen, weshalb jede Beobachtung lediglich eine Momentaufnahme darstellt, deren weiterer Verlauf kaum vorhersagbar ist. Denn wenn der Weg wichtiger wird als das Ziel, dann kann ein partnerschaftlicher und respektvoller Umfang beiderseits sehr viel Spaß beim Fussball erzeugen. Denn auch ein Trainer sollte in erster Linie Spaß an seiner Arbeit haben.