Liebe Kollegen,

wie ihr sicherlich alle wisst, gibt es seit einigen Jahren eine Torwarttrainer-Ausbildung. Einige von euch haben vielleicht selbst die Breitensport- und Leistungssport-Ausbildung mitgemacht? Gewundert habt ihr euch sicher dabei, dass sich der Teilnehmerkreis aus einem sehr breiten Spektrum im Fussball zusammen setzte? Teilnehmer ohne spezfisiche Vorkenntnisse gingen dabei nahezu leer aus, während sich gestandene Torwarttrainer manchmal langweilten. Wenn dann für die Praxis nicht die richtigen Keeper da waren, schränkten dies das Ausbildungsniveau zusehens ein. Aber gerade beim Austausch mit den Kollegen abends gab es einige neue Erkenntnisse, die später zuhause ausprobiert werden wollten. Wer alles aus eigener Tasche zu zahlen hatte, was sicherlich zumeist der Fall war, den interessiert vielleicht, wie das Angebot unserer Nachbarn ausschaut.

Gerade das Interwiev mit dem Keeperscoach von Twente machte mich auf die aktuelle Situation beim niederländischen KNVB neugierig. Hier sind die Daten:

Ausbildung Profil Dauer Abschluß Kosten
Keeperscoach C Torwarttraining von 8 – 15 Jahren 40 Stunden Teilnahme 387,50 €
Keeperscoach B Männer-Amateure, U 17 – U 19, sowie alle Torhüterinnen freitags Prüfung 600,00 €
UEFA A Prüfung 5250,00 €

Während hierzulande die Standard-Literatur in den Kosten enthalten sind, können beim KNVB weitere Kosten für den Kauf von Fachliteratur (manchmal sind es sogar die Bücher der Referenten) notwendig sein.

Dabei sind nicht nur die Kosten interessant, sondern auch die vergleichsweise anderen Zielgruppen fürs Profil. Wie seht ihr die konzeptionellen Unterschiede? Sollte man wie die Niederländer besser nach Altersstufen oder wie bei uns nach Breiten- und Leistungsfussball unterscheiden?

Im Interview klang die besonders aktribische Arbeit der Torwarttrainer in den Niederlanden an, die sich mit meinen Erfahrungen deckt. Ein deutscher Standard-Arbeitstag ist den meisten völlig fremd. Man beginnt mal früher und mal später und genauso ist es beim Feierabend. Man spricht in den meisten Phasen sehr intensiv miteinander. Dieser Dialog ist mit typisch niederländischem Humor gewürzt. Wir würden wohl eher Ironie dazu sagen. Mal ist es der Spaß gemeinsam Neues auszuprobieren und mal ist mal feilt man mit hoher Präzision an den Details. Weil aber die Niederlande weniger Einwohner als NRW besitzen und es deshalb dort sehr viel weniger Talente gibt, ist die Fluktuation geringer als bei uns, wo es häufig heißt: "der Nächste bitte"!

Es gab eine Zeit, in der die Amsterdamer Torwartschule europaweit für Aufmerksamkeit sorgte. Edwin van der Sar war einer der Torleute, die nach der neuen TW-Philosophie sich nicht mehr nur auf defensive Aufgaben beschränkte, sondern Ansätze des mitspielenden Torwart (z.B. mit TW-Überzahl den Spielaufbau gestalten) zeigte. Aber es fehlten gleichwertige Nachfolger und es fehlte zum Teil auch die Geduld, um die individuell vorhandenen Unterschiede der Keeper an die geänderten Ansprüche anzupassen. So schwanken die Torwartleistungen im internationalen Vergleich stärker. Während wir noch ein paar Keeper mit Topniveau besitzen und uns um die Breite des Nachwuchses sorgen, gibt es dieses Problem dort bereits eine Reihe von Jahren.