Liebe Trainerkollegen,

viele von euch kennen "Funino" bereits. Es wird meist im 3 : 3 gespielt, wobei jedes Team einen Wechselspieler hat und bei großer Tordifferenz das schwächere Team in Überzahl spielen darf. Weil nun mal die Tore beim Fussball das Salz in der Suppe sind, stehen davon gleich 4 (also für jedes Team gleich 2) auf dem Platz. Damit die Kids nicht zu schnell müde werden, ist die Spielfläche deutlich kleiner als im normalen 7 : 7 Spiel.

Funino soll für alle Spieler viele Ballkontakte und auch viele Torerfolge möglich machen. Letzteres ist auch deshalb möglich, weil ohne Torhüter gespielt wird. In der Praxis klappt es nur dann gut in dieser Altersgruppe, wenn bereits gute technische Fähigkeiten und etwas Individual-Taktik als Basis vorhanden sind. Denn sonst kann es passieren, dass beim 3 : 3 ein Spieler das Spiel dominiert und der Rest in die Röhre schaut. Denn weil die Tore leer sind, genügt es vollkommen seine Gegner bereits vor der Schußzone auszuspielen und dann den Ball ins leere Tor zu schieben. Denn Mitspielern und Gegnern wird der Spaß genommen, weil in der Praxis nicht die gewünschten vielen Ballkontakte zustande kommen, wie dies in der Theorie vorgesehen ist.

Denn es stellt sich die Frage: wozu soll man einen Torwart ins Tor stellen, dem in den allermeisten Fällen jegliche Grundkenntnisse für die Torwartaufgaben fehlen? Sehr häufig liegt die Ursache darin, dass im Verein gar keine Zeit für den Torwart bzw. noch häufiger gar kein Fachpersonal vorhanden ist!

Welche Alternative gibt es?
Aber braucht es überhaupt schon so früh ein Torwarttrainiing? Sicher nicht in der Form als Trainingseinheit mit Aufwärmen, Übungen und Spielformen. Denn so lange kann sich ohnehin ein Kind in diesem Alter noch nicht konzentrieren. Es würde vermutlich rasch den Spaß daran verlieren. Also besser erst mal nur Torwartübungen mit dem gesamten Team ins Mannschaftstraining einfließen lassen. Dabei zunächst mit den Sicherheitsübungen (wie vermeide ich schmerzhafte Kontakte mit Ball, Gegner, Boden?) starten. Das hat dann den Vorteil, dass danach jeder der mag auch die Torwartaufgaben von Anfang an mit sehr viel Spaß kennenlernen kann.

Allerdings finde ich die Idee mit kleineren Teams in der G-Jugend prima. Das größte Problem dabei dürfte jedoch eine ausreichende Zahl an gut ausgebildeten Trainern sein. Denn gerade im unteren Jugendbereich tummeln sich sehr viele Laientrainer. Und obwohl es hier nur um die "goldene Ananas" geht, geraden sie mangels ausreichender Grundkenntnisse manchmal in Rage und brüllen solange, bis die Kinder und ihre Eltern keine Lust mehr haben und sich ein anderes Hobby suchen.

Gerne würde ich sagen können, dass mit Funino der Dropout im unteren Jugendfussball gestoppt werden könnte. Allerdings sehe ich da eine Reihe anderer Probleme, die in den Vereinen gelöst werden müssen. Zwar bieten sie mitlerweile vielen Trainern eine finanzielle Unterstützung bei ihrer Lizenz-Ausbildung an. Aber danach sollen sie für 10 - 12 Stunden wöchentlich: Trainings- und Betreuungsaufwand, für die Suche nach Tricot-Sponsor, für den Aufbau des Spielfeldes, für andere Freizeitaktivitäten mit der Mannschaft und manchmal fürs Holen und Bringen einiger Spieler für einen "lauen Händedruck" machen. Und wenn dann die 1. Senioren mit ihrem gutbezahlten Trainer gemütlich ne Kiste Bier leert, sollen die Kinder- und Jugendtrainer die Vereinsanlage pflegen.

Viele Vereinsverantwortliche scheinen noch nicht verstanden zu haben, dass es in ein paar Jahren keine eigene Seniorenmannschaft mehr gibt, wenn sie sich nicht endlich so um ihren Nachwuchsbereich kümmern, wie er es verdient hat. Funino allein ist m.E. nicht mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein. Ich habe fertig!