WM-Analyse
Martina Voss-Tecklenburg fasst ihre Analyse wie folgt zusammen: "Die USA hat tatsächlich nochmal gezeigt, dass der athletische und physische Fußball gepaart mit mentaler Stärke das richtige Ergebnis gebracht hat. Sie haben immer auf ein Hindernis reagieren können. Man hatte immer das Gefühl, die glauben an sich." Die mentale Stärke sei "unfassbar" gewesen."

An anderer Stelle heißt es: " "Man hat gemerkt, dass der Frauenfußball sich extrem entwickelt hat" ..."Wir gehören nicht mehr zu den Allerbesten, das müssen wir uns so eingestehen - unser Vorsprung aus der Vergangenheit hat sich in einen Rückstand gewandelt. Wir wollen mit den Frauen zurück zur Weltspitze, das ist unser Anspruch."

Auf die Frage, wie es weitergehen kann, findet man folgende Antwort: "Die Engländer haben uns überholt durch die finanzielle Power der Premier-League-Klubs der Männer. Sie haben uns als ihre Vorbilder angesehen und mal ein paar Jahre richtig ernst gemacht"

Auch die im Vergleich zu anderen Top-Vereinsmannschaften zeigt sich ein kontinuierlicher Qualitätsverlust an. "Die Zeiten, dass deutsche Vereine ein Dauerabo auf die Endspielteilnahme besitzen, sind vorbei. Als bisher letzter deutscher Klub gewann der 1. FFC Frankfurt 2015 die weibliche Königsklasse. "

Als Kernpunkt zur Rückkehr an die Weltspiele meint man:"Der langfristigen Entwicklung des Frauenfußballs hilft es nicht, wenn er nur als ‚Anhängsel‘ des Lizenzfußballs - ohne strategische Ausrichtung und ohne klare Positionierung innerhalb des Vereins - wahrgenommen wird"

Ich denke mal, dass deckte sich zum größten Teil mit der wahrgenommenen Kritik am deutschen Team. Allerdings gibt es hier noch vieles aufzuarbeiten. Denn zu einer ehrlichen Analyse hätte es auch gehört, dass das deutsche Team lediglich in der Offensive hier und dort Glanzpunkte setzen konnte. Im Mittelfeld mußte schon Alex Popp aushelfen. Die technischen Fehler in der Defensive waren kaum zu übersehen. Hier nützt allein der Siegeswille nichts, wenn die (technischen) Mittel fehlen. Die athletischen Defizite wären sicherlich noch deutlicher bei einem Duell gegen England oder den USA zutage getreten. Aber sie wurden ja auch so erkannt.

Wir haben im Vergleich zu anderen Ländern leider keine flächendeckende Talentförderung. Schon in den Kreisauswahlen erhalten die Jungen 1 x wöchentlich ein umfangreiches Technik-Training. In manchen Kreisen bekommt man so gerade mal aus 3 Jahrgängen ein Team zusammen. Weil es sich hierbei nicht um homogene Fördergruppen handelt, kann hier lediglich nach Zufallsprinzp eine positive Prognose erstellt werden.

Es fängt schon damit an, als dass es gar keinen C-Juniorinnen-Leistungsfussball auf Verbandsebene gibt, sodass die wenigen Mädchen-Nachwuchs-Teams in den Jungenstaffeln spielen. Jedoch ist auch dannach nicht für eine kontinuierliche Förderung gesorgt, weil der Sprung in die U 17 für eine Reihe von U 15 Spielerinnen zu groß ist und sie nahezu ein komplettes Jahr verlieren, weil es so gut wie keine U 16 Mädchenteams gibt.

Hat man den guten Anfang verpasst, dann wird es im Laufe der Zeit immer schwieriger die Defizite die individuellen Defizite in den Bereichen Technik, Athletik und Taktik aufzuarbeiten. Die Siegermentalität ergibt sich schließlich aus dem Bewußtsein der Stärke. Aber das sind dann die letzten paarr Prozent, die nur dann nützt, wenn vorher eine gute Ausbildungarbeit geleistet wurde. Hier gilt es von anderen zu lernen und endlich auch den Mädchen eine vergleichbar gute Ausbildung zukommen zu lassen, wie sie bei den Jungen schon seit vielen Jahren gewährleistet wird.

Mit Schwarzmalerei ala "Dortmund und Schalke" machen nicht mit, kommt man m.E. nicht weiter. Man kann keinen Verein dazu zwingen, wenn dort keine Einsicht über die Notwendigkeit einer starken Mädchen- und Frauenabteilung vorhanden ist. Dies könnte sich ändern, wenn auch in Deutschland ein ähnlich attraktiver Frauen-Profi-Fussball gezeigt wird wie in den Ländern, in denen der Frauenfussball schon diese starke Vereinsposition erworben hat. Dazu genügt bereits ein Blick über die Grenzen, wo er eine weitaus größere Zuschaueranzahl in die Stadien lockt. So schauten über 60.000 Zuschauer beim Derby zwischen Atletico Madrid gegen FC Barcelona zu. Beim Topduell des FC Bayern gegen Wolfsburg kamen gerade einmal 2155 Zuschauer. Schon daran erkennt man, dass es auch um andere Faktoren wie eine bessere Vermarktung geht. Denn ohne die nötige finanzielle Unterstützun ist eine professionellere Frauen-Fussballabteilung nun mal nicht möglich.

Da gibt es noch viele Stellschrauben, an denen gedreht werden muß, will man wieder den eigenen Ansprüchen genügen, zur Weltspitze zurück zu kehren.

Allmuth Schult ist da sicherlich ein gutes Beispiel, wie man mit akribischer Arbeit über Jahre hin weg sehr gute Leistungen erzielen kann. Aber leider gibt es diese Beispiele noch zu wenig. Denn für viele hochtalentierte Mädchen gibt es nur die Chance einer dualen Ausbildung für einen konventionellen Beruf neben dem Fussball. Bei den Jungen fällt die Profi-Entscheidung fast immer unmittelbar nach dem Schulabschluß. Weil man seine Zeit aber nicht doppelt verplanen kann, sind die Mädchen klar im Nachteil, denn selbst unter den Profis gibt es hierzulande kaum Spielerinnen, die allein vom Fussball leben können.