Hallo Henning,
wenn es nicht gerade ein NLZ ist, in dem du Nachwuchskeeper trainierst, dann sollte der Spaß an oberster Stelle stehen, sodass vielleicht der ein oder andere über den Spaß am Kennenlernen und Verfeinern der Torwartaufgaben die Freude an der eigenen Leistung entdeckt.
Ähnlich wie Mannschaftstrainer braucht auch ein TW-Trainer genügend Zeit, um seinen neuen Job kennenzulernen. Besonders nervig können während dieser Zeit "Störgeräusche" von Mannschaftstrainern sein. Denn manche von ihnen meinen, alles was sie nicht mit ihren Spielern machen, kann nur sehr einfach sein. Den Begriff "Torwartfehler" kennt ja jeder. Abgeschwächt findet man es als "da sah der Torwart aber nicht gut aus", ohne jedoch irgendeinen Hinweis darauf zu liefern, was den nicht gut und wie es denn besser gemacht werden könnte.
Natürlich gibt es jede Menge Hinweise darüber, was in welcher Altersgruppe gemacht werden sollte. Aber das sind erst einmal nur grobe Hinweise, wie man vom einfachen zum schwierigen und vom bekannten zum unbekannten kommt.
Wenn man zunächst einmal schaut, wo man seine Keeper leistungsmäßig abholt, dann hat man eigentlich schon einen guten Start, um über einen "roten Faden" das weitere Training zu planen. Auf diese Weise können die Erwartungen ganz gut übereinstimmen.
Hier erlebe ich viele Fehler von TW-Trainer, die den zweiten Schritt vor den ersten machen wollen. Also bereits mit der Verfeinerung von Techniken beginnen, wo noch nicht einmal ein Grundverständnis vorhanden ist. Ungeduld spielt ebenfalls eine Rolle, weshalb bereits vor einer neuen Übung den Torwartschülern erklärt wird, was sie alles dabei nicht machen dürfen, anstatt erst mal zu schauen, wie sie es machen.
Denn es ist nicht nur wichtig, dass deine Keeper regelmäßig ihre Erfolgserlebnisse haben, auch du möchtest deine Erfolge anhand der sichtbaren Leistungsverbesserung erkennen.
Ich spreche hier ganz bewußt über die menthale Unterstützung, weil sie häufig der Schlüssel in der Weiterentwicklung ist. Denn es ist sehr viel einfacher über eine große, sensible Skala von Lob entlang die Fortschritte deiner Keeper zu begleiten.
Hat man kleine Torwartgruppen, dann lohnt sich die Mühe, sie so weit zu trainieren, dass sie sich gegenseitig fordern können. Denn wenn sie zu dir kommen, dann haben fast alle bislang nur gelernt, wie man den Torwart "reinlegen" kann, statt ihn mit dem gewünschten Schwierigkeitsgrad zu fordern. Das braucht aber seine Zeit, bis das Verständnis bei allen TW-Schülern vorhanden ist. Du kannst dich dann ein wenig mehr als Coach zurück ziehen und vermehrt in Spielformen das zuvor in Übungen Erlernte testen und vertiefen. Wenn man seinen Torleuten dabei permanent andere Aufgaben (als Keeper, Angreifer oder Verteidiger) gibt, so lernen sie ganz nebenbei "wie die Anderen auf ihren Positionen ticken". Es wird ihnen im Wettbewerb helfen, Sitautionen rasch zu erfassen und dafür bereits im Training verankerte Lösungen technisch gut auszuführen.
Es kommt in der Methodik gar nicht so sehr darauf an, auf welchem Wege man seine Ziele erreichen möchte. Wichtig ist nur, dass man diese Ziele kennt, also weiß wie ein Bewegungsablauf ausschauen sollte. Funktioniert ein Teil darin nicht, wird er durch spezielle Übungen trainiert. Das funktioniert aber nicht bei jedem Keeper gleichermaßen, aber man bekommt mit der Zeit einen Erfahrungsschatz, sodass es immer auch einen Plan B oder C gibt, wenn Plan A versagt.
Die besten Übungen schreibt aber das Spiel selbst. Deshalb sollte man sich die Zeit nehmen, seine Keeper regelmäßig unter Wettkampfbedingungen in den Punkt- und Pokalspielen ungestört zu beobachten. Auf diese Weise findet man häufig gute Schwerpunktthemen fürs nächste TW-Training. Denn das ist die richtige Zeit und der richtige Ort, um gemeinsam mit seinem Keeper aus einer unsicheren Aktion eine Sichere zu gestalten. Nicht durch das Hinrufen während des Spiels ala "wie oft hab ich dir gesagt, du sollst nicht ..." verändert man etwas zum positiven. Auch ist es störend, weil sich der Keeper ganz aufs Spiel konzentrieren soll. Das Spiel ist die Voraussetzung fürs nächste Training und das Spiel die Fortsetzung des Trainings. Bei der Bewertung von Schlüsselsituationen sollte man jedoch zunächst seinen Keeper fragen, wie er es gesehen hat? Denn man wird erkennen, dass es anfangs große Unterschiede in der Wahrnehmung gibt. Die ist jedoch wichtig, um ein Verständnis zu erzeugen, um anschließend daraus die Verbesserungsmöglichkeiten zu trainieren.
Es mag sich alles ein bißchen kompliziert anhören, aber das ist es gar nicht! Wichtig dabei ist nur, dass man seinen Weg findet und geht. Der Austausch mit TW-Trainerkollegen ist dabei besonders wichtig. Denn weil wir TW-Trainer häufig autodidatisch lernen, kennt jeder etwas, was der andere gern auch wissen möchte. Da lohnt es sich gut zuzuhören. Zumal sich Torwarttrainer gegenseitig sehr viel mehr respektieren als Mannschaftstrainer. Während man bei den Coaches immer auch die antrifft, die von sich überzeugt sind die Besten zu sein, halten wir TW-Trainer es gern eine Nummer kleiner und lassen die Leidenschaft an unserer Aufgabe gern in den Mittelpunkt stellen.
Wenn du etwas bestimmtes wissen möchtest, dann findest du hier im Forum genügend Leute, die dir da weiterhelfen können.
Ich wünsche dir viel Erfolg als Torwarttrainer!




Zitieren