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Thema: Struktur im TW-Training

  1. #1
    Freizeitkeeper
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    Borgloh
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    2

    Frage Struktur im TW-Training

    Hallo zusammen,
    seit ca. einem Jahr biete ich bei uns im Verein ein wöchentliches Torwarttraining von der D- bis zur A- Jugend an. Es macht allen Seiten viel Spaß.
    Über das Jahr gesehen probiere ich das Training ständig zu variieren und sprech regelmäßig neue Bereich an wie z.B. Fang, Fausten, hohe und flache Bälle, Koordination, usw.
    Nur fehlt mir meiner Meinung nach etwas Struktur in der Trainingsplanung.
    Habt ihr euch eine Struktur gemacht oder gibt es einen "Ablaufplan" für ein ganzjähriges TW-Training?

    Vielen Dank bereits für eure Antwort!

    Mit sportlichen Grüßen

    Henning

  2. #2
    Amateurtorwart
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    Standard

    Hallo Henning,

    wenn es nicht gerade ein NLZ ist, in dem du Nachwuchskeeper trainierst, dann sollte der Spaß an oberster Stelle stehen, sodass vielleicht der ein oder andere über den Spaß am Kennenlernen und Verfeinern der Torwartaufgaben die Freude an der eigenen Leistung entdeckt.

    Ähnlich wie Mannschaftstrainer braucht auch ein TW-Trainer genügend Zeit, um seinen neuen Job kennenzulernen. Besonders nervig können während dieser Zeit "Störgeräusche" von Mannschaftstrainern sein. Denn manche von ihnen meinen, alles was sie nicht mit ihren Spielern machen, kann nur sehr einfach sein. Den Begriff "Torwartfehler" kennt ja jeder. Abgeschwächt findet man es als "da sah der Torwart aber nicht gut aus", ohne jedoch irgendeinen Hinweis darauf zu liefern, was den nicht gut und wie es denn besser gemacht werden könnte.

    Natürlich gibt es jede Menge Hinweise darüber, was in welcher Altersgruppe gemacht werden sollte. Aber das sind erst einmal nur grobe Hinweise, wie man vom einfachen zum schwierigen und vom bekannten zum unbekannten kommt.
    Wenn man zunächst einmal schaut, wo man seine Keeper leistungsmäßig abholt, dann hat man eigentlich schon einen guten Start, um über einen "roten Faden" das weitere Training zu planen. Auf diese Weise können die Erwartungen ganz gut übereinstimmen.
    Hier erlebe ich viele Fehler von TW-Trainer, die den zweiten Schritt vor den ersten machen wollen. Also bereits mit der Verfeinerung von Techniken beginnen, wo noch nicht einmal ein Grundverständnis vorhanden ist. Ungeduld spielt ebenfalls eine Rolle, weshalb bereits vor einer neuen Übung den Torwartschülern erklärt wird, was sie alles dabei nicht machen dürfen, anstatt erst mal zu schauen, wie sie es machen.

    Denn es ist nicht nur wichtig, dass deine Keeper regelmäßig ihre Erfolgserlebnisse haben, auch du möchtest deine Erfolge anhand der sichtbaren Leistungsverbesserung erkennen.
    Ich spreche hier ganz bewußt über die menthale Unterstützung, weil sie häufig der Schlüssel in der Weiterentwicklung ist. Denn es ist sehr viel einfacher über eine große, sensible Skala von Lob entlang die Fortschritte deiner Keeper zu begleiten.

    Hat man kleine Torwartgruppen, dann lohnt sich die Mühe, sie so weit zu trainieren, dass sie sich gegenseitig fordern können. Denn wenn sie zu dir kommen, dann haben fast alle bislang nur gelernt, wie man den Torwart "reinlegen" kann, statt ihn mit dem gewünschten Schwierigkeitsgrad zu fordern. Das braucht aber seine Zeit, bis das Verständnis bei allen TW-Schülern vorhanden ist. Du kannst dich dann ein wenig mehr als Coach zurück ziehen und vermehrt in Spielformen das zuvor in Übungen Erlernte testen und vertiefen. Wenn man seinen Torleuten dabei permanent andere Aufgaben (als Keeper, Angreifer oder Verteidiger) gibt, so lernen sie ganz nebenbei "wie die Anderen auf ihren Positionen ticken". Es wird ihnen im Wettbewerb helfen, Sitautionen rasch zu erfassen und dafür bereits im Training verankerte Lösungen technisch gut auszuführen.

    Es kommt in der Methodik gar nicht so sehr darauf an, auf welchem Wege man seine Ziele erreichen möchte. Wichtig ist nur, dass man diese Ziele kennt, also weiß wie ein Bewegungsablauf ausschauen sollte. Funktioniert ein Teil darin nicht, wird er durch spezielle Übungen trainiert. Das funktioniert aber nicht bei jedem Keeper gleichermaßen, aber man bekommt mit der Zeit einen Erfahrungsschatz, sodass es immer auch einen Plan B oder C gibt, wenn Plan A versagt.

    Die besten Übungen schreibt aber das Spiel selbst. Deshalb sollte man sich die Zeit nehmen, seine Keeper regelmäßig unter Wettkampfbedingungen in den Punkt- und Pokalspielen ungestört zu beobachten. Auf diese Weise findet man häufig gute Schwerpunktthemen fürs nächste TW-Training. Denn das ist die richtige Zeit und der richtige Ort, um gemeinsam mit seinem Keeper aus einer unsicheren Aktion eine Sichere zu gestalten. Nicht durch das Hinrufen während des Spiels ala "wie oft hab ich dir gesagt, du sollst nicht ..." verändert man etwas zum positiven. Auch ist es störend, weil sich der Keeper ganz aufs Spiel konzentrieren soll. Das Spiel ist die Voraussetzung fürs nächste Training und das Spiel die Fortsetzung des Trainings. Bei der Bewertung von Schlüsselsituationen sollte man jedoch zunächst seinen Keeper fragen, wie er es gesehen hat? Denn man wird erkennen, dass es anfangs große Unterschiede in der Wahrnehmung gibt. Die ist jedoch wichtig, um ein Verständnis zu erzeugen, um anschließend daraus die Verbesserungsmöglichkeiten zu trainieren.

    Es mag sich alles ein bißchen kompliziert anhören, aber das ist es gar nicht! Wichtig dabei ist nur, dass man seinen Weg findet und geht. Der Austausch mit TW-Trainerkollegen ist dabei besonders wichtig. Denn weil wir TW-Trainer häufig autodidatisch lernen, kennt jeder etwas, was der andere gern auch wissen möchte. Da lohnt es sich gut zuzuhören. Zumal sich Torwarttrainer gegenseitig sehr viel mehr respektieren als Mannschaftstrainer. Während man bei den Coaches immer auch die antrifft, die von sich überzeugt sind die Besten zu sein, halten wir TW-Trainer es gern eine Nummer kleiner und lassen die Leidenschaft an unserer Aufgabe gern in den Mittelpunkt stellen.

    Wenn du etwas bestimmtes wissen möchtest, dann findest du hier im Forum genügend Leute, die dir da weiterhelfen können.

    Ich wünsche dir viel Erfolg als Torwarttrainer!

  3. #3
    Freizeitkeeper
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    36

    Standard

    Also ich baue meine Training immer wiefolgt auf:
    -Kurzes Aufwärmen für Herz Kreislauf System (Seilspringen / Warmlaufen / kleine Spiele )
    - Dehnen (außer in der D Jgd)
    -einfache Übungen zu den Grundtechniken um reinzukommen (Drops, Fläche Aufnahme,...)
    -Übungen zum Schwerpunktthema
    -ggf Abschlussspiel, ist aber Abhängig von Alter der Keeper und wie anstrengend und "trocken" die Übungen davor waren

    Grüße Lucas

  4. #4
    Amateurtorwart
    Registriert seit
    19.07.2012
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    Standard

    Also ich weiß nicht, ob man wertvolle Trainingszeit mit spielfremen Abläufen belegen sollte? Was soll denn dabei trainiert werden? Wer das gern macht, der kann es zuhause oder irgendwo machen. Aber dazu muß man sich meiner Meinung nach nicht auf dem Trainingsplatz treffen. Warmmachen kann man sich auch mit dem Ball.

    Viel interessanter finde ich da die Frage der Gewichtung der Trainingsinhalte. Ich habe mir dabei immer die Frage gestellt, ob die in jedem Altersbereich gleich sein sollte, nur eben vom Schwierigkeitsgrad her unterschiedlich? Dann stellte sich mir die Frage, ob man ihn direkt nach seiner erstmaligen Entscheidung ins Tor zu wechseln, schon die "volle Dosis" TW-Training verpaßt oder ob man zunächst einmal mit der gesamten Mannschaft TW-Übungen ins Mannschaftstraining integriert, damit jeder Teilnehmer bei den Übungen mal ins Tor kann. Denn er hat zuvor gelernt, wie er sich vor schmerzhaften Ball- Gegner- und Bodenkontakt schützen kann.

    Beides (Stammtorwart, Gelegenheitstorwart) hat Vor- und Nachteile. Der Stammtorwart entwickelt sich häufig zum Torsteher, wenn ihm kein regelmäßiges gutes TW-Training zur Verfügung steht. Dies wird im unteren Jugendbereich häufig nicht erkannt. Denn während das Kleinfeld-Tor für Bambini- und F-Jugend eigentlich zu groß ist, ist es für die D-Jugend schon etwas zu klein. Wenn nicht durch spezielles TW-Training nachgeholfen wird, dann wird nur die Torfläche, nicht aber der Torraum als Aktivitätsbereich genutzt. Mangels entsprechender Trainingsinhalte wird es schwierig, ab der C-Jugend präventiv gegnerische Torchancen zu vereiteln und sich dank guter Technik ins Aufbauspiel zu integrieren.

    Der "Gelegenheitstorwart" (nennen wir ihn mal so) wird zunächst den Pulsschlag mancher Trainer in die Höhe treiben, weil es insbesondere an der sauberen Ausführung von Grundtechniken des Torwart mangelt. Aber mit der Zeit kristallisieren sich aus der Masse der Gelegenheitskeeper die heraus, die über den besonderen Spaß an den Torwartaufgaben den Spaß an der eigenen Leistung entdecken.

    Es stellt sich natürlich die Frage eines jeden Trainers: will ich sofort gewinnen, dann brauche ich einen Torwart, der schnellmöglich alle Aufgaben kennenlernt. Aber die frühe Festlegung des Stammplatzes hat natürlich den Nachteil, dass andere dafür geeigneter werden, ihnen jedoch diese Chance nicht gewährt wurde, weil es viel mehr Spaß macht selbst mit der Mannschaft zu gewinnen, anstatt späteren Trainern diesen Vorteil zu gönnen.

    Man hört ja immer wieder darüber, was ein Torwart alles können soll. In diesem Zusammenhang trifft man häufig auf die Aussage, er müsse auch ein guter Libero sein! Ich habe da keine abschließende Meinung, jedoch die Erfahrung gemacht, dass die Kombination der Erfahrungen als Angreifer und als Torwart sehr viel güngtiger ist. Vielleicht liegt es daran, dass ja Libero und Torwart "das Spiel vor sich haben" und es nur in der Wahl der Mittel (ohne/mit Einsatz der Hände) zur Abwehr die Unterschiede bestehen. Als Angreifer kann man jedoch eigene Erfahrungen sammeln, wie man einen Keeper mittels Torschuß, Dribbling oder Paß bestmöglich überlisten kann und so die vielen Möglichkeiten erkennen und verstehen lernen.

    Vielleicht gibt es auch noch andere Erklärungen?

    Wir haben uns ja bislang meist für einen bestimmten Typus an Keepern entschieden, der u.a. über seine Größe bereits eine Präsenz an der Torlinie ausstrahlte. Die Frage, ob wir nach anderen Eigenschaften suchen sollten und vielleicht die geringere Größe durch andere Merkmale mehr als ausgeglichen werden kann, läßt sich deshalb gar nicht beantworten.

    Allerdings sprechen manche Lebensläufe berühmter Keeper für sich. So durfte Jens Lehmann erst ab 16 Jahren ins Tor, weil er für seine Trainer auf dem Feld "zu gut" war! Die Aussage, dass jemand zu gut fürs Tor ist, treffen wir ja vielfach im Nachwuchsbereich an. Manuel Neuer sollte wegen seiner geringen Größe nach der D-Jugend aussortiert werden. Der spätere Profi-Trainer Manuel Baum (169 cm groß) spielte 6 Jahre lang in der Bayernliga.

    Es gilt in regelmäßigen Abständen den Ist-Zustand zu beobachten, seine Schlüsse daraus zu ziehen. An den vorgenannten Beispielen wurden jedoch ungeprüfte Weisheiten übernommen. Manchmal ist es sogar so absurd, als dass man auch noch die Körpergröße und das Gewicht des Mannschaftsbetreuers als Qualitätsangaben für seine gute Arbeit anführt.

    Statt die eigenen Vorurteile zu pflegen, sie sogar als endgültige Weisheiten zu hüten, gilt es stets mir großer Neugier nach beseren Chancen und Fähigkeiten zu suchen. Man sollte sich dabei jedoch hüten, irgendwelchen Hyp-Ideen kritiklos zu folgen, sondern sich seinen eigenen Reim daraus zu machen, um das wenige für sich zu nutzen, was brauchbar erscheint.

    Ich denke, wir TW-Trainer tragen nicht nur Verantwortung, sondern haben dabei großen Respekt vor den Fähigkeiten unserer Kollegen. Denn meist sind wir Autodidakten Jeder weiß etwas, was der andere gern wissen würde. Darin sehe ich Chancen zur Weiterentwicklung - aber ein endliches Ziel kann und darf es dabei nicht geben!

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