Der Beckenbauer Benefiz Cup, oder ehem. Profis treffen sich zu einem Hallenturnier
Da war was los in der Mehrzweckhalle SAP Garden im Münchner Olympiapark: Der Beckenbauer Cup!
Maarten Stekelenbourg für Ajax Amsterdam, Iker Casilas für Real Madrid, Timo Hildebrand und Milan Jurcovic für den VfB Stuttgart, Roman Weidenfeller für Borussia Dortmund, Dida für AC Mailand und Hans-Jörg Butt und Tom Starke für den Gastgeber FC Bayern München.
All diese Veteranen in einem Hallenturnier zu sehen, was gestern schon ein kleines Popcorn Highlight des Fussballs. Lassen wir mal aussen vor, daß auf den grünen Kunstrasen in der Arena sich natürlich auch wahnsinnig viele namhafte Spieler tummelten, Namen wir Babbel, Gentner, Matthäus, Pepe, Da Silva und Dede und viele andere…
Natürlich blieb der Blick auf die Torleute!
Schon im ersten Spiel konnte auffallen: Torwarttechniken sind nicht natürlich und müssen immer wieder geübt und vor allem richtig ausgeführt werden. Auch wenn Roman Weidenfeller körperlich immer noch sehr athletisch wirkt, seine Bewegungen waren unrund und eckig - erstens schon aufgrund des Alters, zweitens aufgrund der fehlenden Übung.
Allen Torleuten jedoch darf man attestieren, daß diese im Gegensatz zur landläufigen Meinung durchaus alle sehr gut mitgespielt haben, auch wenn dabei Aktionen wie Casillas ball-artistische Befreiung mit Hochhalten und Befreiungsschlag dann direkt zum Gegentor führte, darf man einfach attestieren, keiner der Torleute war auf der Linie angenagelt oder spielte nicht mit. Insbesondere Timo Hildebrand fiel dabei immer wieder auf, daß sein Stellungsspiel oft eher dem eines Innenverteidigers glich, als einem Torwart, selbst Tom Starke spielte nicht so aktiv mit, wie es Timo Hildebrand tat. Doch auch jemand, dem man immer nachsagte, daß er nicht Fussball spielen könnte - Roman Weidenfeller - bewies gerade hier auf dem Teppich, daß sein starker linker Fuss nicht nur für Abstöße zu gebrauchen ist, sondern bewies immer wieder Passgenauigkeit und schöne Spieleröffnungen im Zusammenspiel mit seinen Vorderleuten. Alles in allem: keiner der „Veteranen“ viel hier durch ein mieses Fussballspiel auf, nur die Interpretation des „mitspielenden Torhüters“ war hier unterschiedlicher Natur.
Natürlich ist die Geschwindigkeit des „Altherren-Benefiz-Cups“ nicht mehr überragend, trotzdem funktionierte das dynamische Duo Ribéry und Robben wie in alten Zeiten, wenn auch mit deutlich reduzierter Tempomatik. Schöne Dribblings waren daher auch von anderen Spielern zu sehen, die sich zudem gut beobachten ließen, weil aufgrund des Raumes und des Alters einfach nicht die hohe Geschwindigkeit gefragt oder angelegt wurden, zudem im umbandeten Raum der Arena deutlich das Beckenbauer Motto „Gehd’s naus, spuids Fuasboi!“ gelebt wurde, und daher man oft ein wenig Futsal ähnlich Dynamik zu sehen bekam. Der üblicher „Baller“ Hallenfussball war doch weniger zu sehen.
So gab es dann auch weniger große Torwart Paraden zu bestaunen, auch wenn man sagen darf: Einige davon, die haben es doch noch drauf - Timo Hildebrandt hatte sogar eine Flugeinlage, auch wenn diese nicht mehr zum Erfolg der Zielverteidigung führte, da war richtig Abdruck da.
Am deutlichsten war es Dida anzusehen, daß er das Torwart-Dasein nicht vermisste: Von Ihm kennt jeder das „berühmte“ Video seiner Flugparaden am Stück, wo er dynamisch in die Bälle geht, ausgleitet, dabei schnell wendet und zum nächsten Ball hechtet… davon war nun gar nichts mehr zu sehen. Hüftsteif und in den Kniegelenken wenig flexibel war es ein Stück schade, weil das doch temporeichere Spiel in der Halle mal so gar nicht mehr passte. Auch wenn Dida das spiel zum Teil sehr offensiv mit bestritt, gegen Timo Hildebrand im Tor des VfB war das kein Vergleich, so daß hier der VfB auch Mailand mit 4 Gegentoren deutlich bezwang. Dabei muss man aber auch sagen, daß Timo Hildebrand in diesem Spiel nur 5 Minuten der 10 Minuten Spieldauer bestritt, und Milan Jurcovic nahtlos das Torwartspiel fortgesetzt hat, wobei er mindestens ebenso reichlich mit dem Fuss mitspielte, als Feldspieler agierte wie sein Tw Kollege, aber auch in der Zielverteidigung eine exzellente Figur machte.
Im letzten Gruppenspiel legte sich Dortmund dann Mailand mit 0:5 zurecht, wobei Weidenfeller eine recht anständige Figur machte, aber Mailands Defensive hatte gegen Dortmunds Offensive wenig Chancen. Valerio Fiori hatte hier wenig Chancen, den Spielstand zu korrigieren.
So lautete eines der Halbfinale dann auch Dortmund gegen FC Bayern - es wirkte fast ein wenig abgesprochen. Das erste Halbfinale war dann Madrid gegen Stuttgart, es blieb also spannend.
Hier muss man dann aber sagen: Torwart bleib bei deinen Leisten, denn als Timo Hildebrand zu aktiv wird, führt dies zum Ballverlust und zum Gegentor. Eine Situation die vermeidbar war - doch es geht um Spaß, da drückt man ein Auge zu. Timeout beim 1:3, der VfB Stuttgart wechselt durch. Die Aufholjagd beginnt und führt zum Penalty Schießen. Wie beim Eishockey dribbelt der Spieler auf den Torwart zu, und versucht so ein Tor zu erzielen. Real kann das für sich entscheiden und zieht das Ticket für das Finale.
Auffällig: Alle Veteranen, bis auf Casillas versuchen eigentlich mit Blockstellungen in der Nahdistanz zu agieren, auch wenn die Torleute hier scheinbar aus dem Spielbetrieb sind, sind diese doch auf recht aktuellem Stand. Gerade Timo Hildebrand, der ja offiziell nicht mal als Tw Trainer wo arbeitet, war hier auffällig, denn er schied ja schon 2015 aus dem aktiven Spielbetrieb aus, wo daß Eins gegen Eins noch nicht so stark strukturiert war, wie es das heute ist.
Das zweite Halbfinale war dann ein Kracher. Die beiden Erzrivalen schenkten sich nicht einen Meter, es war schnell, oft hektisch und hitzig. Mark van Bommel mit Gelb verwarnt nach einem doch ruppigen taktischen Foulspiel… es stand lange Null zu Null, wobei sich Roman Weidenfeller mehrfach beweisen durfte, doch auch Tom Starke hatte ein zwei starke Aktionen, doch irgendwie: Der Ball wollte nicht rein oder es war ein Fuss, ein Bein oder anderes regelkonformes Körperteil im Weg. Doch in einem Getümmel war es dann Arjen Robben, der den nicht gesicherten Ball nach einer Grätsche von Roman Weidenfeller für sich gewinnen und einschieben konnte - mit nicht mal 60 Sekunden Restzeit auf der Uhr, warf Dortmund nochmals alles nach vorn, doch Diego Contento machte dann den Sack zu - eine Kometen-Granate ins Kreuzeck ließ Roman Weidenfeller keine Chance und so löste der FC Bayern glücklich nach einem umkämpften Spiel das zweite Finalticket im SAP Garden des Münchner Olympiaparks.
Das kleine Finale konnte der VfB Stuttgart mit zwei Zählern gegen ein Tor für sich entscheiden. Dabei zeigen sowohl Jurcovic als auch Weidenfeller durchaus ansprechende Paraden in einem umkämpften Spiel, welches in einem sagenhaften Sturmlaufen der Dortmunder endete, die es trotz toller Aktionen nicht schafften, dan Ball im Netzrahmen des Stuttgarter Tores zu versenken.
Ich muss gestehen - beide Stuttgarter Torleute haben mir sehr gefallen, es hat Spaß gemacht beide zu sehen, auch wenn ich die dynamische Art von Roman Weidenfeller, die hier und da aufblitzte ebenso toll finde.
Das Finale bestritten der FC Bayern München gegen Real Madrid. Es war kein hitziges Spiel, auch wenn es eine gelbe Karte gab, die fast eine rote gewesen wäre, doch Franck Ribery intervenierte erfolgreich, so daß Real weiter aufspielen konnte - es ist ein Benefiz Cup, und man merkte es. Sowohl Tom Starke als auch Hans-Jörg Butt zeigten schöne Reflexe, und hielten so das Bayern Tor frei von Gegentreffern, obwohl Real nicht mit Aktionen geizte. Doch die Show stahlen Giovane Elber, Arjen Robben und Franck Ribery, die in der Offensive einfach einfach ein Feuerwerk abbrannten, auch Rafinha zeigte, daß er es noch kann. Der FC Bayern gewann den Beckenbauer Benefiz Cup mit 4:0 gegen Real Madrid im SAP Garden.
Es hat Spaß gemacht. Danke, für über 3 Stunden schönen Hallenfussball, vor allem Danke daran, nochmals Spieler zu sehen, die schon lange nicht mehr aktiv sind.