Sie hatten viel gute Laune mitgebracht, Gummibärchen in rauhen Mengen und auch sonst reichlich PR-Material. Was man so braucht, um sich in der neuen Umgebung vorzustellen. Wenn sich im Profifußball ein neuer Sponsor ankündigt, wird nicht bloß gekleckert.
Der Mediencontainer, in dem der TSV 1860 gestern Mittag seinen künftigen Ausrüster Erima präsentierte, war dann auch kaum wieder zu erkennen. Wo sonst das zarte Blau der aktuellen Trikotkollektion die Kulisse bildet, dominierte diesmal ein intensives Grün. Ihre „Leitfarbe”, wie es die schwäbischen Sportschneider ausdrücken.
Was man leider nicht sah, war das neue Trikot. Das ist noch in der Mache und existiert nur als Prototyp. Zum 1. Juli, wenn der Vertrag mit Erima in Kraft tritt, soll es fertig und in ausreichender Menge in den Läden sein, kündigt Firmenchef Wolfram Mannherz an. Der Hinweis ist auch ironisch gemeint. Der Kontrakt mit dem aktuellen Ausrüster Kappa wurde nicht zuletzt deshalb vorzeitig aufgelöst, weil es die Italiener nicht schafften, die Löwen-Kollektionen pünktlich zum Trainingsauftakt auszuliefern, wenn Neugierde und Kaufbereitschaft am größten sind. Wie schon bei Vorgänger Nike fühlten sich die Sechziger auch bei Kappa stiefmütterlich behandelt.
Bei Erima dürfte das anders werden. Das Pfullinger Unternehmen bezeichnet 1860 als „Wunsch- und Traumkandidat” (Mannherz) und verweist auf offensichtliche Parallelen. Beide, Klub wie Ausrüster, haben einen guten Namen und eine große Vergangenheit, während die Meriten der Gegenwart überschaubar ausfallen. In den Siebziger Jahren stattete Erima die Nationalmannschaft ebenso aus wie deutsche Olympioniken oder Schalker, Dortmunder, Kölner und Stuttgarter Bundesligakicker. Noch 1991 feierte der 1. FC Kaiserslautern in Erima-Kluft die deutsche Meisterschaft, danach verliert sich die Spur der Schwaben. Die Neunziger habe man „ein bisschen in der Krise” verbracht, sagt Mannherz, der 1995 vom damaligen Mutterkonzern Adidas kam und heute alleiniger Eigentümer ist.
Über den TSV 1860 will das Unternehmen, das sich in den letzten Jahren im Amateurfußball profiliert hat und im vergangenen Jahr 48 Millionen Euro Umsatz machte, an die alten Zeiten anknüpfen. Fast eine Million Euro jährlich lassen sich die Schwaben angeblich das Engagement in München kosten, knapp die Hälfte davon in Sachwerten vom Ball bis zum Trainingsanzug. Bis 2012 soll der Vertrag laufen.
Die wichtigste Information aber wird wie ein Staatsgeheimnis gehütet: Wie wird das Trikot aussehen? „Wild und dynamisch”, verspricht Geschäftsführer Oliver Hundacker, „ein einzigartiges Design” sei da in der Mache. Intern ist zu hören, auf der Brust der Löwen sei ein stilisierter Löwe eingearbeitet. Die Erima-Leute hängen die Latte demonstrativ hoch. Ein ganzes Stück höher als bei Austria Kärnten, VV Venlo und Xamax Neuchatel, die sie mit eher konventionellen Modellen beliefern.
Erima-Chef Mannherz lässt sich nur entlocken, dass die Zeit der eng geschnittenen Hemden (Kappa-Spezialität) vorbei ist und das Heimtrikot blau wird. Im Internet kursieren etliche Vorschläge, von denen einige sehr hübsch sind. Das strahlende Grün, mit dem die Schwaben gestern auffielen, ist schon berücksichtigt. Für einen TSV-Anhänger ist das die leichteste Übung. Die alten Vereinsfarben der Blauen sind schließlich Grün und Gold.
Quelle:
www.merkur-online.de