Och Leute, jetzt geht's in Richtung Stammtisch... Wie man Spiele verliert, ist egal. Nicht nur, weil man verliert, sondern auch automatisch gemäß öffentlicher Meinung alles falsch gemacht hat.
Verliert man mit ordentlicher Leistung "will man es zu oft zu schön machen" oder "der Kampf hat gefehlt". Verliert man mit schlechter Leistung, "war die Mannschaft heute ein Schatten ihrer selbst".
Die Art und Weise zu verlieren, ist völlig Sch***egal. Wichtig ist nur, dass man sportlich fair bleibt und vor Allem, dass das möglichst selten passiert.
Ob ich jetzt nach dem Spiel sagen kann: "Wenigsten haben wir gekämpft" ist absolut belanglos.
Aber es ist jetzt natürlich eine einfache Kerbe: Der deutsche Fussball hat zu viele Bubis in der Mannschaft, es fehlen echte "Dreckssäcke", sowieso wird zu schön gespielt und die alten deutschen Tugenden a la "Grätschen, Rennen, Kämpfen" geraten in Vergessenheit. Klar, das ist einfach, man muss das Problem nicht verstanden haben, kann es aber trotzdem raushauen.
Und warum wird hier die Art und Weise der Kritik von Löw bemängelt. Der Unterschied zwischen interner und externer Kommunikation ist ja schon erläutert worden. Aber selbst intern kann Löw da doch jetzt nicht hingehen und jeden zur Sau machen, weil er nicht die Defensivordnung eingehalten hat. Khedira nach 17 Minuten auswechseln, weil er die Defensivarbeit schleifen lässt? Das Spielsystem umkrempeln, weil man nicht in der Lage ist, mit einer besseren B-Elf und in Unterzahl Argentinien zweistellig (immerhin zuhause, ne?) zu putzen? Michael Ballack und Thorsten Frings reaktivieren, weil die dem Gegner wenigstens weh tun?
Nein, er macht das richtig. Er guckt sich das kühl an, analysiert (was im Interview nach dem Spiel natürlich noch nicht vollständig abgeschlossen ist) die Fehler. Er wird diese Fehler ansprechen, um die Spieler besser zu machen. Und wenn die Spieler nicht besser werden, wird der nächste, entwicklungsfähigere Spieler bereitstehen. Zudem streicht er positive Dinge heraus. Es war ein Testspiel. Eines gegen einen starken Gegner. Warum soll er sich da nicht freuen, wenn er z.B. gewisse Spielabläufe, einstudierte Angriffsmuster, auf dem Platz verwirklicht sieht?
Nein, er muss ja eine Elf mit deutschen Tugenden auf den Platz schicken. Ein solches Testspiel ist ja schließlich dazu da, um es zu gewinnen, nicht um sich zu verbessern. Lieber ein 1:0 erringen und häßlich über die Zeit zittern und verteidigen, als den Gegner mit guten Spielzügen zu attackieren und an der ein oder anderen Stelle mal einen lehrreichen Fehler zu machen. So sollte deutscher Fussball ja sein, oder?