Lange habe ich mich hier im Forum nicht gemeldet, leider hatte das seine Gründe. Jetzt melde ich mich mit einem eher ernsten Thema zurück.
Ich weiß, dass es zu diesem Thema gibt es bereits einen oder mehrere Threads, trotzdem liegt es mir - im wahrsten Sinne des Wortes - so sehr am Herzen, dass ich es gerne hier seperat ansprechen würde. Denn hier geht es nicht nur um die Frage:
"Wenn ich einen Schnupfen habe, gehe ich dann zum Training?"
sondern vor allem darum, wie unterschätzt das Thema
"Herzmuskelentzündung" ist.

Wie ich darauf komme?
Ganz einfach. Mir sind vor ein paar Wochen sehr unsanft die Augen dafür geöffnet worden, in dem bei mir eine Herzmuskelentzündung diagnostiziert wurde. Aber in Kurzform erstmal von Anfang an:

Gegen Anfang der Rückrunde lief es bei mir im Training zunehmend schlecht. Das führte ich auf viele Faktoren zurück: Gegen Ende Januar/Anfang Februar stand bei mir die Praktikums/Lehrgangszeit im Studium an, was bei uns sehr viel zeitlichen Stress bedeutet. Früh aufstehen, meist schon mit Trainingstasche aus dem Haus und dann abends spät vom Training wieder zu Hause reinschneien, 5 Stunden Schlafen, raus aus den Federn und das ganze von Neuem - so sah mein Tagesablauf zunehmend aus. Ich war quasi ab einem bestimmten Zeitpunkt chronisch müde, was ich allerdings auf den Schlafmangel zurückführte. Dass meine sportliche Leistung zunehmend nachließ, beachtete ich auch eher wenig. Jeder hat doch mal ein Leistungsloch oder nicht?
Ich hatte immerhin seit Weihnachten zwei längere Erkältungen hinter mir, die ich nie richtig auskurieren konnte, da zu diesem Zeitpunkt alles wichtiger war als das. Der Klassenerhalt, die Fehlzeiten im Beruf... Dass unter diesen Faktoren meine Leistung auch litt, beachtete ich auch eher wenig, obwohl es mich natürlich sehr frustrierte, da ich in der Winterpause meinen Stammplatz verloren hatte. Letztendlich dachte ich einfach, dass es sich mit nachlassendem Stress auch alles wieder neutralisieren würde.
Dann irgendwann kamen bestimmte Dinge dazu. Ab und an leichter Schwindel im Training, ein allgemein sehr komisches Gefühl, gerade abends im hellen Flutlicht, irgendwann kamen permanente Brustschmerzen dazu. Es ist wirklich kein schönes Gefühl, wenn man abends im Bett liegend nicht schlafen kann, weil man den Eindruck hat, dass jemand auf dem eigenen Brustkorb sitzt. Diese Enge beängstigt. Also der Gang zum Vereinsphysio und alles mögliche versucht: Blockaden gelöst, Verspannungen rausmassiert... Den Rat, dass ich gerade bei solchen Dingen wie Brustschmerzen unbedingt zum Arzt gehen müsse, überging ich immer wieder. Erstens sind Arztbesuche nicht gerade mein Hobby und zweitens redet man sich dann das Thema eh schön und denkt sich: Es wird schon nichts schlimmes sein.
Der Knackpunkt folgte nach einer durchfeierten Nacht am Freitag. In der Nacht vorm Sonntagsspiel Herzrasen und ein extremer Herzschlag, der durch den ganzen Körper zu spüren war. Was war los?
Am Sonntag bin ich dann zum Trainer gegangen mit dem Wunsch nicht spielen zu müssen. Dass sein Verhalten daraufhin dazu führte, dass ich doch spielte, obwohl wir eine Ersatztorhüterin auf der Bank hatten, ist eine andere Geschichte, die ich hier nicht breit treten möchte. Was ich zeigen will: In dieser Situation hätte ich einfach "Nein" sagen müssen. Müssen.

Das wurde mir erst so richtig klar, als ich am Dienstag beim Arzt saß und die Diagnose "Herzmuskelentzündung" bekam. Ich war am Montag, auch nur auf diverse Morddrohungen unserer Physiotherapeutin, zum Arzt gegangen. Er hatte mich noch beruhigt, mich ausgeknackt und gesagt, dass man mit der Blutentnahme nur schlimmeres ausschließen wolle. Ich sei eigentlich zu jung für "so etwas".
Am Folgetag schien selbst er überrascht von dem Ergebnis.

Das war vor 7 Wochen. Leider hat die Geschichte immer noch kein Ende für mich. Am Mittwoch gehe ich nun zum 3. Mal zum Arzt und hoffe wie die male davor auch, dass ich endlich ein "Ja" zum Training bekomme.
Dass ich Glück hatte, weiß ich trotzdem. Von einem anderen Fall hat mir auf meine Diagnose hin eine Mitspielerin erzählt: Ihr Bruder hatte das Gleiche nur wurde es bei ihm später erkannt und es führte dazu, dass er keinerlei Leistungssport mehr betreiben darf.
Für mich steht außerdem das Studium auf dem Spiel. Umso mehr hoffe ich, dass ich mit einem blauen Auge davon gekommen bin.

Warum ich diese Geschichte erzähle hier?
Ich will euch für dieses Thema sensibilisieren. Man denkt: So etwas passiert mir doch nicht. Und: Wenn ich wegen einer Erkältung aussetze, lacht mich doch mein Trainer aus. Und wenn er das tut, wen interessiert es? Viele setzen erst aus, wenn sie durch Antibiotika zu einer Sportpause gezwungen werden und selbst dann gibt es immer noch mehr als genug Verrückte, die sich trotzdem am Sonntag einwechseln lassen, wenn es eben "das entscheidende Spiel der Saison" ist. Ich selbst hätte, auch wenn es damals um den Klassenerhalt ging, niemals spielen dürfen und würde mich auch nie wieder dazu überreden lassen.
Ihr sollt nicht wegen einem Schnupfen sofort aussetzen. Hört einfach auf euren Körper. Wenn ihr euch nicht fit fühlt, weil ihr krank seid, dann setzt aus. Es ist normalerweise maximal eine Woche. Was ist der andere Preis? Bei mir sind es jetzt 7 Wochen. Bei manchen 3 Monate. Manche müssen den Sport ganz sein lassen. Das sind ein paar Tage aufgrund einer Erkältung weitertrainieren nicht wert.