Guten Abend zusammen,

endlich finde ich mal wieder die Zeit und Lust für einen Produkttest.

Um den Adidas Predator Rolled Finger soll es gehen.



Nachdem ich lange Innennaht und Aussennaht Handschuhe getragen hatte, packte mich sozusagen die Lust auf den Rolled Finger Schnitt.
Rolled Finger war auch der erste Schnitt, den ich bewusst ausgewählt hatte, nachdem ich mir (hauptsächlich hier im Forum) ein erstes, grundlegendes Wissen zu den verschiedenen Schnitten (damals noch etwas übersichtlicher als Heute) angeeignet hatte.

Damals fiel die Wahl auf diesen Schnitt, da er mir am logischsten erschien. Um dies zu verdeutlichen, eine kurze Beschreibung/Erklärung zu den Eigenheiten des Rolled Finger Schnittes.

Wie der Name "Rolled" vermuten lässt, geht es darum, dass irgendetwas gerollt wird. Nämlich der Haftschaum um die Finger.
Anders als bei den anderen beiden "Standard-Schnitten", Innen- und Aussennaht, kommen bei der für diesen Handschuh verwendeten Konstruktion keine Schichtel zum Einsatz (das sind die Elemente, welche sonst seitlich an den Fingern, zwischen der Ober- und der Innenhand sitzen).


Schichtel aus Mesh und der Rolled Finger Schnitt ohne Schichtel

Weshalb ist es nun meine "logische" Wahl? Die Finger eines Torwarthandschuhs verdrehen sich oftmals.
Beispielsweise, wenn die Handschuhe etwas unsauber vernäht sind, oder man viel Luft/Platz im Handschuh hat.
Oder auch einfach nur, weil die Wucht eines Schusses den Handschuh in Bewegung versetzt (gut zu sehen, wenn man bei youtube Bilder von Hochgeschwindigkeitskameras betrachtet).

Dies ist nun weniger dramatisch, wenn die Schichtel aus einem halbwegs gut klebenden Latexmaterial bestehen.
Doch bei anderen Materialien wie Mesh (Textil), oder PU (Kunststoff) führt dies zu einem deutlichen Gripverlust, da der Ball nicht wie vorgesehen mit dem Haftschaum in Kontakt kommt, sondern (aufgrund der verdrehten Finger) mit den zuletzt genannten Materialien.

Dies kann beim Rolled Finger Schnitt nicht passieren. Der Haftschaum wird um die Finger gerollt und direkt mit der Oberhand vernäht.
So ist immer gewährleistet, dass die maximal mögliche Fläche an Haftschaum Kontakt zum Ball hat.

Lange Rede kurzer Sinn: Ich wollte mal wieder meinen alten Lieblingsschnitt tragen.
Meine Wahl fiel auf den Predator Rolled Finger.

Man könnte von einem Mittelklasse-Modell sprechen. Rein Preislich liegt der Handschuh in dem Sortiment von Adidas irgendwo zwischen Luxus-Modell (Predator Horizon für über 100 Euro) und Spar-Modell.

Zwischen den üblichen Verdächtigen wie dem Predator Pro, Predator Fingertip und Predator Fingersave geht der Handschuh etwas unter.
Ich finde ein etwas genauerer Blick ist hier lohnenswert.

Konstruktion

Meine Vorlieben ziehen sich wie ein roter Faden durch alle unterschiedlichen Marken und Modelltypen.
Was ich suche ist ein simpler Handschuh.
Ohne hochtrabend, modern klingende Zusatztechnologieen wie "Flexlinien", "Shock-Control", "Catch-Control", usw. usw.
Dafür aber mit cleveren, feinen Kniffen die man zunächst nicht unbedingt wahrnimmt.

Ein solches Modell habe ich mit dem Predator Rolled Finger gefunden.

Der Aufbau erscheint recht simpel und robust.

Eine reine Latexoberhand überzieht den gesamten Handschuhrücken und im Handschuhinneren kommt ein angenehm weiches Textilmaterial zum Einsatz.
Auf jegliche Art von "Faust-Technologie", die uns Torhüter beim Fausten von Bällen unterstützen soll, wurde verzichtet. Zwar findet man in diesem Bereich der Finger eine Prägung, diese hat meiner Ansicht nach aber nur kosmetische Gründe.
Ein kontrolliertes Fausten ist dennnoch wunderbar möglich. An Bälle, welche mir über den Handrücken gerutscht wären, kann ich mich nicht erinnern.


Die Oberhand aus Latex

Statt wie bei den "Top-Modellen" kommt keine Neopren-Bandage zum Einsatz, sondern eine Vollbandage aus elastischem Textil.
Mir war von Anfang an ein bequemer und leichter Einschlupf möglich (bei manchen Modellen kommt es durchaus mal zum Kampf Mann-gegen-Bandage, wenn es darum geht sich in den zweiten Handschuh zu zwängen).

An der Bandage fiel mir dann auch der erste kleine/feine Kniff auf. Ob bewusst so entschieden oder nicht, die Naht an der die beiden Bandagenenden zusammengenäht und mit einem stabileren Material unterstützt wurden, befindet sich genau an der Stelle, an welcher ich beim Anziehen des Handschuhs ziehe.
Was ist daran so toll? Nun, bei Bandagen aus diesem Textilmaterial habe ich hin- und wieder das Problem, dass sich das Material nach oftmaligem an- und ausziehen genau an dieser Stelle verformt/verzieht.

Dies tritt hier nicht ein, da ich immer genau an diesem verstärkten Bereich ziehe.


Verstärker Bereich und eine "gewöhnliche" Bandage

Was mir gar nicht bewusst war, aber sehr gut gefällt ist, dass bei diesem Modell der mittlerweile bekannte Stretchverschluss von Adidas zum Einsatz kommt.
Einer der Vorgänger, der Response Rolled Finger, hatte noch einen gewöhnlichen Latexriegel. Ich bin noch immer recht begeistert vom Stretchverschluss, da er jedem Torhüter ermöglicht, seine Handschuhe so fest/locker zu tragen, wie er möchte.

Nachteilig am Stretchverschluss ist, dass dieser keinerlei Grip bietet. Manche Hersteller nähen dafür einen Haftschaumtunnel über die Bandage/den Verschluss (Nike Gunn Cut, Uhlsport Fangmaschine HN Pro, ...) oder das Material des Verschlusses selbst bietet Grip.
Bei dem Predator Rolled Finger muss man in diesem Punkt Abstriche in Kauf nehmen

Für den ein oder anderen sicherlich erwähnenswert - der Verschluss verfügt über ein bedruckbares Textilfeld für die Personalisierung.
Dies fällt recht klein aus - für mich zwar kein Problem, da ich immer nur den aus drei Buchstaben bestehenden Namen meiner Freundin aufbringen lasse, aber wer einen etwas längeren Namen hat könnte da druchaus an gewisse Limits stoßen.

Die Daumenkonstruktion trifft nicht zu 100% meinen Geschmack. Der Haftschaum wird über den Daumen "geklappt" und verläuft ein kleines Stück über den Daumenrücken. Rein Gefühlsmäßig bin ich eigentlich ein großer Fan von aussen genähten Daumen.
Adidas hat dies aber gut hinbekommen. Zumindest in meinem Modell kann ich keine störenden Nähte spühren. Daher sehe ich in diesem Fall gerne über dieses (für mich) Manko hinweg.


Daumenkonstruktion mit "überklapptem" Haftschaum

An dieser Stelle möchte ich auf meinen Lieblingsbaustein kommen. Zwischen Daumen und Zeigefinger (eine Stelle, die oftmals einreissen kann) wird die Spannung nicht nur durch einen "Einschnitt" in den Haftschaum verringert, sondern auch durch ein flexibles Textilmaterial. Dieses geht alle Bewegungen der Finger mit und "absorbiert" die Spannungen.

Meiner Erfahrung nach funktioniert dies sehr gut, bei meinen bisherigen Predator-Modellen (3x Pro, 1x Fingertip, 1x Rolled Finger) ist keiner der Handschuhe an dieser Stelle eingerissen.


Der einschnitt und das flexible Textilmaterial

Haftschaum

Warum der Handschuh nicht mein Spielhandschuh ist.

Gerne würde ich nun schreiben, dass der verwendete Belag Allround, bestehend aus 3,5 mm Haftschaum und 3 mm Dämpfung, das absolute Non-Plus-Ultra auf dem Markt ist.
Kann ich leider aber nicht.
Im Trockenen funktioniert der Haftschaum wunderbar - die angenehme Dicke absorbiert stärkere Schüsse und lässt Bälle beim Fangen angenehm in den Haftschaum einsinken.
Auch bei leichter Nässe hatte ich keinerlei Probleme, dafür aber wenn es etwas stärker regnete.
Trotz dem vielversprechenden Namen Allround würde ich den Handschuh bei Regenwetter lieber in der Handschuhtasche lassen.

Das habe ich auch bereits beim anfeuchten bemerkt. Es hat ein bisschen gedauert, bis ich das passende Gleichgewischt zwischen "nicht zu trocken, aber auch nicht zu nass" gefunden hatte.

Positiv finde ich allerdings die Abriebsfestigkeit. Meine erste Einheit Torwarttraining hatte ich erst recht spät.
Meine Fall- und Landetechnik ist daher eher bescheiden. Dadurch haben meine Handschuhe öfters mal Kontakt zu unserem Trainingsplatz (Marke Acker).
Dafür schlägt sich der Hafschaum aber sehr gut. Eventuell hatte ich auch nur Glück, aber für die Anzahl an Trainingseinheiten (knapp 25, Mannschaft- und Torwarttraining) hatte ich deutlich mehr Abrieb erwartet.

Nörgeleien

Heute im Training fiel mir auf, dass der Stretchverschluss des rechten Handschuhs ein wenig den Geist aufgibt. Er zieht viele Fäden und der Bereich um das Textilfeld scheint sich abzulösen. Dies sollte sich bei Bedarf zwar ohne großen Aufwand reparieren lassen und ist in meinen Augen, im Vergleich zu anderen Stellen (Nähte zwischen Ober- und Innenhand zum Beispiel), ein weniger wichtiger Bereich, aber ich wollte es nicht unerwähnt lassen.


Die Naht hat sich geöffnet

Desweiteren fiel mir auf, dass sich die Dämpfungsschicht im Handschuhinneren "verflüchtigt". Ich weiss nicht, ob dass Material einfach im Laufer der Zeit "zusammengepresst" wird, oder woran es sonst liegt, aber ich möchte meinen, dass die Dämpfung zu Beginn spürbar besser war.

Fazit

Alles in allem bin ich sehr zufrieden mit dem Handschuh. Das Tragegefühl ist fantastisch und der Haftschaum leistet (mit Abstrichen bei wirklich feuchten Bedingungen) sehr gute Arbeit, sowohl Grip- als auch Abriebsmäßig. Er ist viel besser, als ich ihn von den Response-Modellen in Erinnerung habe.

Wer also ein simples Modell sucht, mit einer gelungen Konstruktion und einem in meinen Augen sehr ordentlichen Preisleistungsverhältnis (ca. 55 Euro http://shop.torwart.de/torwarthandsc...947&availChk=1) darf hier gerne zuschlagen.