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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Motivation einer Torhüterin, die eigentlich nicht ins Tor wollte



zewenkeeper1
11.09.2009, 13:21
hallo Zusammen.

ich fange naechste Woche an, ein junges Maedel ( 12 - 13 Jahre alt) in unserem Verein zu trainieren , die noch nie im Tor stand.

Hatte mich gestern noch kurz mit ihr unterhalten und auch gefragt warum sie ins Tor moechte , Antwort : weil ich ins Tor muss und sonst niemand gehen wollte.

die Frage ist wie bekomm ich so jemanden motiviert ?

habe mir einen Trainingsplan zusammengestellt, der auch ziemlich abwechslungsreich ist und die verschiedene Schwerpunkte bearbeitet.

eine Frage noch an unsere Fussball Damen: wie "belastbar" ist so ein Maedchen in dem Alter , bzw auf was sollte ich achten?

Ich bin motiviert meine Erfahrung ( immerhin 22 Jahre) an Juengere weiter zugeben, aber habe Zweifel das es bei ihr klappt.

danke fuer ein bisschen Unterstuetzung.

Gruss

Believer
11.09.2009, 13:42
Diese Antwort habe ich bei unseren jüngeren Torhüterinnen in meinem alten Verein öfter zu hören bekommen - gerade im Bereich D- bis C-Juniorinnen. Anscheinend ist unsere Position in dem Alter doch noch nicht so "beliebt". :)

Zu erst wäre der Trainingsplan für mich einmal interessant.

Die Frage der Motivation... Motivation kommt meist durch Erfolgserlebnisse zu stande, die auch dazu beitragen, dass man sich in der Rolle, in die man neu hineingeschlüpft ist, verwirklichen kann. Wenn sie in diesem Bereich so die ersten Schritte macht, dann wird ihr vielleicht bewusst (was du natürlich dahin führen kannst), dass sie eine sehr komplexe und einzigartige Rolle auf dem Feld hat. Deswegen wären am Anfang wahrscheinlich spielerische Elemente, mit denen sie ein paar Grundlagen aufgreift, um ihre Position langsam kennen zu lernen, am besten.

vflkeeper
10.12.2009, 19:38
Ich musste auch mit 12 ins Tor, weil das Mädchen davor, zu alt für unsere Jugend war.
Am Anfang hatte ich auch noch nicht so die Lust, aber dann hab ich in den ersten 2 Spielen wirklich ganz gut gehalten.
Im Training haben wir dann viel an der Technik geschraubt, richtig fangen, fallen und so. Auch zielgenaue Abwürfe und Abschläge.

olli77hajnal
12.12.2009, 15:31
Ich würde erstmal relativ leichtes Training machen, bei dem der Soaß im Vordergrund steht. Zur Belastbarkeit:
Wenn sie keine Lust hat, ins Tor zu gehen, würde ich sie keine Liegestützen o.ä. machen, sonst hört sie vllt. ganz auf, also mit Spiel und Spaß anfangen und dann langsam immer anspruchsvolleres Training machen.

Torhütchen
12.12.2009, 16:25
Also ich sehe das so wie Believer. Die beste Motivation sind Erfolge. Ich würde erst die Grundlagen trainieren wie: fangen, fallen, richtig landen etc.
Zur Belastbarkeit: Gerade wenn sie eigentlich nicht ins Tor wollte ist es wichtig(so sehe ich es) am Anfang nicht zu hartes Training zumachen. Im Vordergrund sollte immer der Sapß stehen deshalb spielt man ja Fußball. Und wenn dir das gelingt, dann denke ich würd sie bald mit Spiellaune und motiviert zum Training gehen.
Hoffe konnte ein bisschen helfen.

Sina
14.12.2009, 14:39
Frag sie, ob sie dem Team helfen möchte. Finde raus, warum sie ins Tor geht, obwohl es ihr nicht gefällt. Der Auslöser wird ihr Team sein, dem sie helfen will. Zeige ihr, das sie als Keeper ihrem Team den Rücken stärkt, zeige ihr, das sie wichtig ist.
Ich wollte eigentlich auch gerne im Feld spielen, habe dann bei Spaßturnieren oder auch während der Meisterschaft das ein oder andere Spiel im Feld bekommen und habe auch so weiterhin Spaß am Tor. Vielleicht lässt sich das ja mit ihrem Trainer einrichten, das sie ab und an auch wieder im Feld helfen darf, mit dem Zusatz, das sie aber hauptsächlich Keeper ist.

Ich habe auch einen Jungen (9 Jahre) gehabt, der war im Tor, weil er draussen zu schlecht war (als Beispiel, über die Motive des Trainers brauche ich hier im Thread nicht diskutieren). So, da stand der Junge nun, abegeschoben im Tor, auf das er nicht so richtig Lust hatte. Ich habe mich am anfang länger unterhalten, um rauszufinden, woran er Spaß hat. Ich habe ihm klar gemacht, das er Spiele entscheiden kann und ein entscheidener Spieler auf dem Feld ist. Das hat ihm viel geholfen und er entwickelte Ehrgeiz auf der Position des Keepers.

Believer
14.12.2009, 18:29
Ich wollte eigentlich auch gerne im Feld spielen, habe dann bei Spaßturnieren oder auch während der Meisterschaft das ein oder andere Spiel im Feld bekommen und habe auch so weiterhin Spaß am Tor.

Auch ein ganz wichtiger Punkt, meiner Meinung nach. So sieht dein Schützling, dass auf seine Wünsche eingegangen wird und er seiner bis dahin "wahren" Leidenschaft noch weiter nachgehen kann. Das schafft einen guten Ausgleich.
Viele gestandene Keeper kennen es sicherlich auch: Nicht selten gibt es Phasen in einer Saison, in denen man einfach den Drang verspürt sich auch mal wieder im Feld "voll reinzuhauen". Das kommt manchmal durch den empfundenen mangelnden Einsatz im Feld, aber auch dadurch, dass man eben manchmal einen Ausgleich zur Position Torhüter braucht, die sich ja nun extrem von der des Feldspielers unterscheidet. Oft können wir mit dieser etwas anderen Auszeit neue Kraft tanken - nicht körperlich, sondern psychisch - , da das Feldspielerdasein oft nicht mit so viel Druck wie die angestammte Position verbunden wird. So ist zumindest bei mir das Empfinden - ob das nun stimmt, sei dahin gestellt.

Basco
15.12.2009, 19:40
Also eines ist schon mal problematisch: Wenn jemand ins Tor MUSS. Aus welchem Grund auch immer dann jemand bestimmt wird (in dem Fall hat sie sich ja mehr oder weniger freiwillig gemeldet), helfen nur Erfolgserlebnisse und Spass an der Sache. Wenn er/sie ein bisschen Talent und keine Angst vor dem Ball hat, dann kann es dennoch was werden.

Aber die Variante, einen Spieler ins Tor zu stellen, weil es sein muss, würde ich immer als allerletzte wählen. Immerhin hat das Maedel viel Verantwortung gezeigt und, das ist hoch anzurechnen. Fühlt sie sich aber total unwohl im Tor, dann hat es keinen Sinn.

Steffen
15.12.2009, 20:46
Hach mein Gott.. warum jemand motivieren, der wohl kaum erahnt, was Ihn erwartet....
Also sich mal hinsetzen, und mal so vorsichtig fragen, was die junge Dame denn denkt, was sie erwartet... erfahren, wo Sie meint gut zu sein und Spaß zu haben, und wo Sie vielleicht auch Ängste hat...
Denn letztendlich kann man heute niemand ins Tor "abschieben", denn der Torwart muss heutzutage mitspielen, also auch ein recht guter Fussballer sein. Vielleicht kein Dribble Künstler oder Sturmtank, kein Kettenhund und auch kein Spielmacher, aber er muss schon Ballfertig sein.
Ich weiß es, denn ich bin es nicht, ich war so jemand, den man ins Tor steckte und die gesamte Fussarbeit vernachlässigte....

Also ist vielleicht eine Angst, weniger Fussball - Spieler zu sein, unbegründet... das muss man dann im Rahmen des Torwarttrainings abdecken und das kann man prima, indem man z.B. mal einen sehr professionellen und guten Spieler zum Torwart zustellt, damit der ein paar Tricks und Techniken von diesem lernt. Es ist gut, wenn Kinder mal "Lehrer" sein sollen, denn es macht denen auch bewußt, wie schwer es ist, Trainer zu sein... und vielleicht schafft man so auch Grundlagen für gegenseitiges Verständnis, das Helfen untereinander und natürlich damit den Teamgeist.
Den Ängsten begegnet man mit Vertrauen. Vor allem Selbstvertrauen. Also mit Torwarttechniken bewährte Bewegungsmuster vorgeben und einstudieren, um so die Grundlage zu schaffen, einen Bell zu erreichen und zu sichern. Das macht den "Aha" Effekt, wo dann schnell kommt: "Ich kann das ja doch!" und auch "Es tut nicht weh!"
Das gibt Selbstvertrauen und durch Selbstvertrauen erschafft man Mut, auch mal in eine direktere Konfrontation zu gehen, denn letztendlich prägen sich intuitiv Techniken ein, um sich selbst zu schützen, aber auch mit der Technik, die Sicherheit, denn Ball zu erreichen und auch zu erobern.
Also viel Techniktraining, viel Gespräche mit Beispielen. Techniken abwechslungsreich trainieren und dann auch mal spielnahe Situationen schaffen und erklären, wie die Technik und die Bewegung zusammen kommt. Angst nehmen, und Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten schaffen, Angst nehmen, dem Spiel nicht gewachsen zu sein, sondern mit Spielnahen Situationen demonstrieren, daß Training sich im Spiel wieder findet.
Und das Ganze rühren wir jetzt mit einer Riesenportion Spaß auf, Schlagen etwas Witz und Tollerei unter... und schon beneidet jeder eher den Torwart... denn sein Training ist anspruchvoller, aber lustiger und wesentlich persönlicher... und das macht dann aus, daß Motivation fast von allein kommt.

zewenkeeper1
30.12.2009, 14:31
*Thread nochmal ausgrab*

Also die Sache hat sich eigentlich mit der Motivation nach 1 Woche Training erledigt gehabt.

Klar war es fuer Sie eine riesen Umstellung aber ich hatte irgendwann das Gefuehl das es ihr gefaellt und Sie hat sich richtig ins Training reingehangen.

Wir fingen ganz sachte an mit den normalen Fangtechniken, dann tasteten wir uns an die Falltechniken heran, zuerst auf den Knien seitlich abtauchen, dann aus der Hocke -bis Sie die Sicherheit hatte , das es nicht "weh tut" .

nach und nach kamen dann Bewegungsablaeufe hinzu. Und ich muss sagen es ist etwas schoenes "sein Pflaenzchen wachsen zusehen" :D

Ich bin dann natuerlich voller Stolz wenn sie im Spiel alles bis jetzt gelernte umsetzt. Es ist uns beiden auch bewusst das noch einiges fehlt aber das bekommen wir mit Training weg.

Frage Sie auch beim Warmlaufen immer wie es in der Schule laeuft ob noch alles ok ist , damit sie im Training den Kopf frei hat und sich auf's Training konzentrieren kann. Wird ja nicht weniger sondern immer mehr Imput :)

Ihr gefaellt es halt auch das ich ein TWT bin der auch mal ne Uebung vormacht und nicht einfach nur da steht und erzaehlt, denke so sollte ein TWT auch agieren(meine Meinung).

natuerlich muss ich auch Steffen danke sagen , denn deine Videos und Posts helfen einem auch um die Technik selbst aber auch bei seinen Schuetzling zuverbessern.

danke natuerlich auch an alle die, die hierzu ein Kommetar abgaben.

Gruss
Thorsten

Believer
30.12.2009, 15:06
Na das hört sich doch nach einem guten Verhältnis zwischen euch beiden an. Das scheint sich ja alles gut entwickelt zu haben und dann erstmal Glückwunsch, dass du deiner Torhüterin so ein wenig die Freude des Torwartspiels gezeigt hast. :)

zewenkeeper1
30.12.2009, 15:30
Na das hört sich doch nach einem guten Verhältnis zwischen euch beiden an. Das scheint sich ja alles gut entwickelt zu haben und dann erstmal Glückwunsch, dass du deiner Torhüterin so ein wenig die Freude des Torwartspiels gezeigt hast. :)

danke, danke - aber Sie gibt auch viel zurueck , sie macht mir die Arbeit echt leicht.

Steffen
30.12.2009, 16:10
Wenn der Spaß nicht abreißt, wird es mit dem Leicht so bleiben.
Denn mit Spaß lernen wir am Besten....
Mach ruhig auch Scherze, denn dies ermöglicht dem Geist sich zu Entspannen, mal sich zu lösen und die Konzentration aufzugeben... Dann führe die Konzentration durch eine kurze Erklärung wieder heran....
Diese Konzentrationswellen sind Spielnahe und wichtiger Trainingspunkt

Kenji 101
30.12.2009, 16:36
nach und nach kamen dann Bewegungsablaeufe hinzu. Und ich muss sagen es ist etwas schoenes "sein Pflaenzchen wachsen zusehen" :D

Kann ich mir sehr gut vorstellen und es ist wirklich eine sehr schöne und prägende Erfahrung. ;)


Frage Sie auch beim Warmlaufen immer wie es in der Schule laeuft ob noch alles ok ist , damit sie im Training den Kopf frei hat und sich auf's Training konzentrieren kann. Wird ja nicht weniger sondern immer mehr Imput :)


So etwas finde ich enorm wichtig. Ein Torwarttrainer muss nicht unbedingt der beste Freund sein, jedoch kann es von Vorteil sein, in der ein oder anderen Situation entlastend einzuwirken. Ich habe die Gespräche mit meinem verstorbenen Torwarttrainer immer sehr gemocht.

Merke aber: Lieber in Maßen reden, statt in Massen.

LG