Wieder einmal hatte Torwart.de die Torwarttrainer zu einer besonderen Art des Erfahrungsaustausches und Weiterbildungsmöglichkeit eingeladen.
Diesmal mit dem Einblick in das Training des professionellen Torwarttrainings der ersten deutschen Bundesliga, gastgebender Verein war der VfB Stuttgart dessen großartige Anlage beste Möglichkeiten für diese Art Demonstrationstraining bot.
Als Thema hatte sich Marcel Schäfer von Torwart.de zusammen mit Ebbo Trautner vom VfB Stuttgart den Bereich Flugbälle, insbesondere Flanken und Eckbälle herausgesucht. Zusammen hatten diese 14 Trainingspunkte aufgestellt und in einer begleitenden Teilnehmerbroschüre beschrieben.
Ebbo Trautner fand nach der kurzen Begrüßung auch sofort die richtigen Worte, indem er den Aufbau der Broschüre treffend beschreib, weil diese 14 Punkte insgesamt wohl so nie im Training gemacht würden, sondern die einzelnen Punkte allein, oder vielleicht zu dritt oder viert kombiniert als Trainingseinheit durchgeführt wurden.
So half der Co-Torwarttrainer Thomas Walter immer wieder Ebbo Trautner, indem er die Trainingseinheiten der Broschüre vorgab. Er gab so Ebbo Trautner die Möglichkeit, sich voll und ganz auf die Arbeit mit den beiden Torhütern, Alexander Stolz und Timo Hammel konzentrieren. Er fand aber so auch Raum genug, die Übung zu erklären und auch auf Fragen der Teilnehmer einzugehen, was nicht oft vorkam. Wenn Fragen kamen, waren diese eher knackig, stellten sogar oft Grundlage für kleine Diskussionen am Spielfeldrand.
So war der von Marcel Schäfer beabsichtige Erfahrungsaustausch nicht nur vom Personal des VfB an die Trainer gegeben, sondern auch unter den Trainern untereinander, was die Stimmung sehr positiv beeinflusste.
Begonnen wurde mit Aufwärmübungen zum Thema Koordination und Laufen.
Denn Laut Ebbo Trautner wird eine Flanke in einer aktiven Laufbewegung auf den Ball zu erobert, und nicht aus dem Stand heraus gesichert. Daher legte Ebbo Trautner essentiell Wert darauf, daß die Torleute viel laufen müssen und dazu animiert werden.
Es folgte eine kurze Abhandlung einer bekannten Einheit, wobei die Torleute aus dem Sitzen in einer Sit-Up Bewegung zum Ball agieren müssen, nur wurde anstelle Fangen das Fausten in den Vordergrund gestellt.
Nach den Koordinationsübungen mit leiterartigen Stangen am Spielfeldrand und den Sit-Up Übungen ging die Gruppe der Teilnehmer zusammen mit den kompetenten Leuten des VfB zum Kopfballpendel.
Ebbo Trautner stellte klar, daß er zu Flanken und Flugbällen er die Arbeit am Pendel als essentiell ansieht, um eine stabile und sichere Grundlage der Technik zu erarbeiten.
Er legte daher hier auch einen deutlichen Schwerpunkt, wobei er Methoden der Fangausbildung zeigte, und dann diese in Bewegung demonstrierte. Er stellte Variationen vor, wo ein Torwartkollege als Gegenspieler fungierte, um den Torwart an Körperkontakt zu gewöhnen, aber auch die Bewegung um und am Gegenspieler vorbei zu schulen.
Nahtlos ging er nun zu Übungen des Faustens über, wobei er auch den grundlegenden Unterschied zum Fangen erklärte, da hier Schulter und Hände sich unter dem Ball befinden müssen, anstelle wie beim Flanken die Hände über Kopf und Schultern sich befinden müssen.
Er stellte den Bewegungsablauf dar, erklärte aber auch immer und immer wieder, wie wichtig es sei, den Ablauf aus einer Laufbewegung auszuführen und diese Laufbewegung von Rückwärts, Seitwärts und Vorwärts durchführen zu lassen, um Spielnahe Atmosphäre zu schaffen. Auch hier wurde dann wieder mit Gegenspieler Kontakt gearbeitet, was auch den Torwarttrainer selbst zu Boden schickte, indem er zu spüren bekam, wieviel Wucht einer seiner Schützlinge in die Bewegung legte. Er stellt aber durchaus fest, daß dies so erwünscht und wichtig sei und er sich keinesfalls für so etwas zu schade sei.
Dies unterstrich er immer wieder mit Geschichten aus der Spielpraxis und wurde dabei nicht müde zu erwähnen, welche interessanten Momente er in der Zusammenarbeit mit Jens Lehmann bei diesem Thema erhalten habe. Ebbo Trautner stellte dabei klar heraus, daß die Erfahrung von Jens Lehmann durchaus Ihm auch Eindrücke und neue Blickwinkel für das Training gegeben hätten.
Diese flossen so auch in das Demo-Training ein und Ebbo Trautner zeigte durchaus, welche Unterschiede er durch Jens erfahren hatte, im Gegensatz zu seiner Trainingsmethodik zuvor.
Nach einer kurzen Variation am Pendel, zu Flanken, Nachschuss und Spieleröffnung ging es zurück auf den Rasen, um hier nun Spielformen und Reaktionsübungen zum Thema zu demonstrieren.
Hier fand dann eine Übung mit zugeworfenen oder zugespielten Bällen statt, um auch hier das aktive Bewegen auf den Ball zu, welches im Laufen stattfinden muss, wieder hervorzuheben.
Jetzt kamen fiktive Gegenspieler in Form von Kunststoff-Spieler-Attrappen hinzu, um einfach den Laufweg zu behindern, oder mögliche Anspielstationen zu simulieren.
Nahtlos ging es zu Doppelballübungen mit kurzen Schüssen und nachfolgenden Flanken über, die dann in der Variation zur Verteidigung des in England zu bekannten "Second Goal" überleiteten.
Diese Übungen, die auch durch Jens Lehmann beeinflusst wurden, nahmen viel Raum ein, wobei Variationen mit Rückprallwänden und Spieler-Attrappen erfolgten, einfach um auch hier immer und immer wieder neue Anreizmomente für den Torwart zu bieten. Dies war laut Ebbo Trautner sehr wichtig.
Am Ende dann eine Rebound Übung mit besonderen Rückprallkästen aus Holz, wobei hier der Torwart in Reaktionsspitzen belastet wurde, die jenseits anderer Rückprall-Funktionsmethoden, wie dem Trampolin oder Rückprallgitter lagen.
Abschluss war dann Übungen wieder mit Gegenspieler und geschlagenen Bällen in den Strafraum, wobei hier Spielnähe im Vordergrund stand.
Beeindruckt von rund 2 einhalb Stunden Input gingen nun die Teilnehmer in das VfB Vereinsheim, um sich mit einem Schluck Apfelschorle und ein paar Brezeln zu stärken.
Nachdem schon viele Teilnehmer abgereist waren, fand dann eine höchst interessante Diskussion, zumeist zwischen den Jugendtorwarttrainern des TSG 1899 Hoffenheim und den Kollegen des VfB Stuttgart statt. Hierbei wurden viele Punkte des Torwartspiels betrachtet und beleuchtet, einiges war den Teilnehmern schon vom Torwartrainertag mit Hans Leitert bekannt, anders hingegen neu.
Diese Einheit nahm dann auch wieder fast 2 Stunden ein, und gehörte im kleinen Kreis sicherlich zu den interessantesten Dingen des Tages, insbesondere weil hier Ebbo Trautner förmlich aus dem Nähkästchen plauderte, aber auch seine persönlichen Ansichten darlegte, was einen tiefen Einblick in seinen Stil des Torwarttrainings ermöglichte.
Damit schloss der Tag dann ab und sicher waren sich alle Teilnehmer: Davon bitte mehr.