Yannick,
welche Stellen machen ein Abitur erforderlich? Erkläre mir mal, was ein Abitur für Vorteile bringen soll, allein und ohne Hochschule...
Denn Abitur ist nur ein Abschluss im Sekundärbereich 2, der mit Dualer Ausbildung (Lehre und Berufsschule), der Fachoberschule und der gymnasialen Oberstufe (abitur) auf einer Ebene steht. Erst danach kommt der Tertiärbereich, also die eigentliche Hochschule.
Und da krankt auch das sportliche System daran: Warum soll ein Trainer mit einer C-Lizenz plötzlich einem anderne C-Lizenztrainer nicht gleich behandelt werden? Der DFB macht es doch vor! C-Lizenz ≠ C-Lizenz... oder warum ist die Breitensportlizenz anders als die Leistungs C-Lizenz? Beides ist Level C, also Grundstufe, sprich Primärbereich Ausbildung... und laut DSOB ist das geduldet, aber theoretisch dürften die Landesverbände keine Unterschiede zu Fortbildungen zwischen C-Breitensport und C-Leistung machen, tun diese aber.
Also ist C ≠ C!
Das ist nun selbst für jemanden mit einem Abschluss der Oberstufe abstrakt.
Daher ist dein Vergleich völlig legitim, zeigt aber wie doof es ist, denn ein Abitur zwingend für eine Stelle vorzuschreiben, ohne weitere Hochschulanforderungen ist so sinnlos, wie Brötchen ohne Mehl machen zu wollen.
Zwingend wollte man Beamte früher zum Abitur haben, denn man sah damals diese Ausbildung als vergleichbar mit einem beruflichen Hochschulabschluss an, doch heute?
Beamte gibt es nur noch wenige, sieht man von Staatsstellen ab, doch selbst hier muss man inzwischen sich eingestehen, daß Abitur und andere Abschlüsse nicht allein die Qualität des Bewerbers auf solch eine Stelle ausmachen, sondern eher der Bewerber selbst, und ein Abitur mit Schnitt 4... ich weiß nicht ob ich als Verantwortlicher dann nicht eine Mittlere Reife mit Schnitt 2 vorziehen würde, ginge es um eine Ausbildungsstelle. Und bei einer Stelle in Handwerk und Industrie, ich bin sehr oft am Zweifeln, ob ein Hochschulabschluss allein wirklich Qualifikation genug ist. Ich kenne genug Absolventen, die eine Firma an die Wand fahren, weil Sie zwar die theoretische erforderliche Qualifikation erlangt haben, aber einfach den Betrieb und die Praxis mal gar nicht kennen, und daher mit allen Entscheidungen und Ideen schlicht so an der Praxis vorbei sind, daß man diese nicht gebrauchen kann. Hingegen kann auf so einer Stelle, wenn man den Mut hat, ein 30 jähriger der den Beruf von der Pike auf gelernt hat, gute Schulnoten und in der Ausbildung ebenfalls gute Noten und gute Abschlüsse geschafft hat, auf solchen Posten ggf. besser sein, weil er den Betrieb kennt, die Praxis versteht und daher Entscheidungen treffen kann, die vorteilhaft für Prozess und Firma sind.
Doch dazu muss man als Konzern auch die Eier haben, sich dies einzugestehen und nicht nur auf Luftpumpen zu setzen, denn es gibt auch genug Träumer aus der Praxis, die sich für "the man of the year" halten, aber nicht mal eine Schraube in einen Holzbalken drehen könnten, so daß diese in der Praxis eigentlich immer ein totaler Vollpfosten waren, die man benutzt hat, um Pizza zu bestellen oder einen Eimer Wasser auszuschütten, nicht aber um Produktiv zu sein.
Was braucht man also? Richtig! Man muss sich die Leute ansehen, zuhören und schauen, ob diese für eine Stelle passend sind...
Nicht falsch verstehen: ich bin für eine Lizenz, keine Frage.
Aber ich bin auch dafür, unter bestimmten Voraussetzungen und unter bestimmten Umständen hier Ausnahmen und andere gute Quereinstiegmöglichkeiten zu schaffen. Denn gute Leute sollte man zertifizieren, anstelle dazu zu zwingen, wie ein Vollpfosten erneut alles von vorn lernen zu müssen.
Und 40 Lehreinheiten finde ich verdammt wenig, weil das sind lediglich 2 Wochenenden... das hätte ich auf 60 Einheiten aufgestockt...