Zunächst einmal: Ich habe gerade einen etwas längeren Text zu meinen Erfahrungen mit Fingerschutz-Systemen geschrieben. Durch eine falsche Tastenkombination ist dieser nun im Nirvana verschwunden.

Hier die elementaren Aussagen:

Ich spiele nun seit etwa 15 Jahren als Torwart. Zwei Jahre lang (in der A-Jugend) trug ich Fingerschutz-Handschuhe, die restliche Zeit "normale". In diesen 15 Jahren habe ich mir bereits mehrere (teilweise schwere) Fingerverletzungen zugezogen: zwei Brüche (davon einer schwer), eine Luxation und sechs Kapselverletzungen (jeweils mit Sportverbot). Verteile ich diese Verletzungen nun auf die Dauer meiner Aktivität, komme ich zu folgendem Ergebnis:

- Mit Fingerschutz-Handschuhen habe ich mir einen Bruch und zwei Kapselverletzungen innerhalb von zwei Jahren zugezogen. Das macht 1,5 Verletzungen pro Jahr.

- Ohne Fingerschutz-Handschuhe habe ich mir einen Bruch, eine Luxation und vier Kapselverletzungen innerhalb von 13 Jahren zugezogen. Das macht 0,46 Verletzungen pro Jahr.

Ceteris paribus sind meine Finger durch Schutzsysteme anfälliger für Verletzungen geworden.

Es kann Zufall sein, aber diese Zahlen bestätigen genau meinen Eindruck: Fingerschutz-Systeme mindern die Verletzungsanfälligkeit nicht. Ich gehe sogar noch weiter und sage, dass sie die Verletzungsanfälligkeit erhöhen, da sie einem im Unterbewusstsein vermitteln, dass man sicher vor Verletzungen ist. Dadurch kann es mitunter dazu kommen, dass man korrekte Abläufe und Techniken vernachlässigt und dem vermeintlichen Schutz vertraut. Ich wiederhole noch einmal: Das sind allesamt meine Eindrücke, einen wissenschaftlichen Beweis kann ich natürlich nicht erbringen - das können die Befürworter von Fingerschutz-Systemen allerdings auch nicht.

Alle Verletzungen sind nach demselben Schema entstanden: Der Ball ist frontal auf die Fingerkuppe geprallt. Und eines steht fest (richtig, das ist ein Fakt, keine Vermutung): Vor solchen Krafteinwirkungen können auch Fingerschutz-Systeme keinen Schutz bieten. Die Krafteinwirkung wird dadurch nicht einmal gemindert.

Auch die Aussage, dass man Fingerschutz-Systeme gezielt für den Wiedereinstieg nach Verletzungen nutzen kann, stimmt für mich (!) so nicht. Fakt ist, dass Fingerschutz-Elemente kein gezieltes Verstärken eines verletzten Gelenks ermöglichen. Es wird der gesamte Finger zwar (sinnbildlich) geschient, allerdings ist die Schiene nicht einmal fest mit dem Finger verbunden und verfehlt somit im Grunde genommen ihren Zweck. Ich selbst habe schon Fingerschutz-Handschuhe nach dem Wiedereinstieg nach einer Verletzung eingesetzt und habe dadurch keinen Vorteil erkennen können. Sicherlich, der Finger wird vor dem Umknicken ein wenig geschützt, aber durch diese Bewegung entstehen ohnehin keine Fingerverletzungen - zumindest bei normal entwickelten Sehnen und Gelenken. Den Schutz eines Tapeverbands (fachmännisch angelegt!) kann kein Fingerschutz-System der Welt ersetzen. Wenn einem das klar ist, stellt sich unweigerlich die Frage, warum man dann überhaupt noch auf ein Fingerschutz-System setzen sollte. Für mich gibt es dafür keinen Grund, ganz einfach.

Die psychologische Komponente sollte natürlich nicht unterschätzt werden. Einige Torhüter mögen sich durch Fingerschutz-Systeme sicherlich sicherer fühlen, gerade beim Wiedereinstieg nach Verletzungen. Ich habe jedoch eines gelernt (auch neben dem Fußballplatz): Wer sich zu sicher fühlt, wird dafür irgendwann bestraft.