Hmm, ich weiß nicht, ob du Löw noch wirklich objektiv beurteilst. Ich kenne mittlerweile einfach viele Leute, die genau deiner Argumentationsschiene folgen, weil der Bundestrainer nicht das macht, was sie machen würden insbesondere bezüglich der Spielerauswahl. Natürlich macht Löw auch Dinge, die ich anders sehe, z.B. verstehe ich nicht, was er in Leuten wie Aogo (zumindest eine lange Zeit) und Schürrle findet und warum diese immer mal wieder dabei waren. Ich trete aber stark dafür ein, dass man in jeder Frage auch die Gegenseite beobachtet. Hier schreiben alle, was nicht alles dafür spricht, Weidenfeller mitzunehmen, aber es gibt halt auch Gründe die dagegen sprechen. Genauso ist es bei Kießling. Ich habe es oben überspitzt formuliert, aber ehrlich, ich mag den Kerl und nach meinen (begrenzten) Eindrücken, hätte man ihn wenigstens in die USA eher mitnehmen können als einen Max Kruse. Aber ich möchte halt anmerken, dass der Bundestrainer mehr Einblicke hat als wir.
Warum z.B. wurde Kieß nach der WM10 nicht mehr mitgenommen? Scheinbar hat er Löw nicht überzeugen können und daran hat sich bisher nichts geändert. Warum sollte Löw dann aufgrund einer gewonnenen Torjägerkanone über den ursprünglichen Grund (was immer er war) hinwegsehen? Ich nehme an, dass es einen sportlichen Grund gibt und es nicht daran liegt, dass Kießling Löw Zahnpasta an die Hoteltür in Durban geschmiert hat.

Der Punkt ist: Entscheidungen sind Gewichtungen von Pro- und Contra-Argumenten. Es kann überraschen, wenn jemand zu einem anderen Ergebnis kommt, als man selbst, beiweilen auch frustrieren. Aber man sollte bedenken, dass andere Leute einen anderen Blick auf die Sache haben und daher ein anderes Argument am stärksten gewichten. Jupp Heynckes beispielsweise sieht Weidenfeller doch mit ganz anderen Augen als Löw. Er stellt sich die Frage, wie man ihn überwinden kann, wo Schwächen sind. Löws Auswahlprozess zielt darauf, wie er diesen Spieler in sein Team einbauen kann, womit sich Heynckes nicht beschäftigen muss (Wäre der FC Bayern an Weidenfeller interessiert, hätte Heynckes auch einen anderen Blick). Du siehts: Es müssen nichtmal unterschiedliche Ansichten bzgl Fussball vorliegen und dennoch können 2 Menschen zu anderen Ergebnissen kommen, allein, weil sie das Objekt aus verschiedenen Perspektiven begutachten.

Bitte, bitte versuche es mal mit mehr Objektivität gegenüber Löw. Ansonsten wird es echt schwer, dich aufgrund von Äußerungen wie "erfolgloser Heini" von dahergelaufenen Löw-Hatern zu unterscheiden. Man mag ihn mögen, man mag ihn hassen, aber die Welt ist nicht schwarz-weiß. Deswegen gibt es bzgl. Weidenfeller auch kein richtig oder falsch, sondern eine Bandbreite von Möglichkeiten, einen Spieler, seine Leistung, Person und Perspektive zu beurteilen.