Stilstand ist für mich halt absolut einfach ein Rückschritt. Ich habe zwei Jahre Zeit mich auf einen Gegner wirklich einzustellen. Die Spanier waren insgesamt sicherlich 2010 schwächer als 2008, alleine weil sie 2008 viel Torgefährlicher waren. Man konnte bei der WM sehen, wie sie zu schlagen sind und dennoch hat es nicht mal ansatzweise gereicht. Man kann ja gegen die Spanier verlieren, nicht falsch verstehen. Aber das wie ist einfach katastrophal.
Moment. Bis zum Viertelfinale hat Löw überhaupt nicht umgestellt. Das Bender gegen Dänemark anfangen durfte lag einzig daran, dass Boateng mit zweimal Gelb gesperrt war. Der erste taktische Eingriff war das Viertelfinale! Das das gegen drittklassige Griechen gut gehen würde... na ja daran hat auch nur der deutsche Boulevard und die Bild für die Schlagzeile gezweifelt.Man muss, denke ich eine Sache sehen: bis zum HF waren nahezu ALLE taktischen Griffe, also Auswechslungen und Umstellungen Löws ein Erfolg. Das spricht eigentlich sehr für seine taktischen Fähigkeiten.
Die Spieler in die Pflicht nehmen? Löw hat doch selbstbewusste, unbequeme Charaktere im Laufe seiner Amtszeit aussortiert. Lahm ist der schlechteste Kapitain in dem Bereich, den ich je erlebt habe. Null Austrahlung in allen wichtigen Bereichen. Dazu fußballerisch durch eigene Fehler auch in wichtigen Spielen einfach angreifbar. Spätestens nach der Aktion mit der Binde im Anschluss an die WM 2010 hätte er selbige abgeben müssen. Sein Buch war dann nur die Krönung.Was die Spielerführung und die Empfindungen der Spieler angeht, dazu kann und möchte ich wenig sagen. Ich denke nicht, dass wir als Fans nahe genug an den Spielern dran sind, um das realistisch einschätzen zu können. Dass Gomez sicherlich nicht zufrieden war, ist aber anzunehmen. Poldi hat insgesamt für mich einen unglücklichen Eindruck hinterlassen. Die Umstellungen und der taktische Wechsel vom Viertel zu Halbfinale, sind katastrophal und in ihrem Ergebnis verheerend, weil es dazu geführt, dass Löw nur durch die Einwechslungen eine einigermaßen funktionierendes Gefüge auf dem Platz hatte. Dazu kann ich nur sagen: FATALE Fehleinschätzung der Situation. Allerdings muss man auch sagen, dass dies leider mit die einzigen Fehler dieser EM waren, leider zum schlimmst möglichen Zeitpunkt (aber man erinnere sich an 2006 gegen Argentien, da hat der Coach der Argentinier ähnliche Fehlentscheidungen getroffen) Das ist leider menschlich. Man vergisst hier meiner Ansicht nach aber immer eins: Nämlich die Spieler in die Pflicht zu nehmen. Selbst wenn die Taktik des Trainers ein Fehlschlag war, so haben die Spieler, allen voran die "eigentlichen Führungsspieler" die Möglichkeit, die Entscheidungen des Trainers auf dem Platz durch tolle Leistungen und durch Sprechen und Motivieren der Mitspieler zu korrigieren. Was die Spieler allen voran Schweinsteiger und Lahm, aber auch alle anderen (abgesehen von Khedira!!) abgeliefert haben, gleicht einer Blamage, das war blutleer. Ob das allein aufs Löws Spielerführung zurückzuführen ist, vermag ich nicht zu sagen, ich denke es spielt in jedem Fall eine Rolle. Ich denke, in diesem Spiel wurde überdeutlich, dass dieses Team keinen wirklichen Führungsspieler besitzt, der in der Lage wäre, ein solches Spiel umzubiegen. Der einzige auf dem Platz, der Biss hatte war Khedira; Kapitän und Vize Kapitän haben meines Erachtens völlig versagt. Wenn man will, kann man auch das auf Löw zurückführen.
Ich würde nicht soweit gehen, Löw taktische Inkompetenz zu unterstellen, dafür hat er zu häufig seine Raffinesse bewiesen, ich stelle Löw in Abrede, dass er in der Lage ist, ein Team zu Titel zu führen. Dein Fazit teile ich!
Der gesamte Filz rund um Bierhof, Löw, Adrion, Lahm und Theo Zwanziger ist nicht mehr tragbar. Zwanziger ist ja jetzt Gott sei Dank endlich weg. Im Prinzip bräuchten wir mal wieder einen Klinsmann, der da aufräumt.
Löws taktische Schwächen sind in den meisten Partien nicht so das Problem. Dafür ist die Qualität der deutschen Spieler zu hoch. Zum Problem wirds, wenn es um die Wurst geht. Also da, wo wir regelmäßig scheitern unter Löw. Auf dem obersten Niveau sind es Kleinigkeiten, die ein Spiel entscheiden. Du kannst da dann als Spieler auch kaum noch den Hebel umlegen. Wir sind halt nicht mehr in den 70er und bei Günther Netzer.
Ich finde du überschätzt hier den Einfluss von Löw auf die Entwicklung der Spieler und der Spielkultur in Deutschland. Die ist lange vor Löw, nämlich nach dem Desaster von 2000 von den Vereinen und dem DFB angestoßen worden. Die Machtstellung, die er mittlerweile besitzt, hat er nicht vor 2008 erlangt. Wirklich spielerisch uns verbessert haben wir uns auch erst in den letzten 2 Jahren. Sprich seitdem die Generation rund um Özil, Müller und Co. den Durchbruch geschafft haben. Davor haben wir auch unter Löw oft genug Stückwerk abgeliefert. Da haben Leute wie van Gaal, Klopp, Heynkes, Gerland, Hrubesch, Schaaf oder Sammer einen deutlich größeren Einfluß gehabt.Hier widerspreche ich. Ich denke, man hat etwas aufgebaut. Ein funktionierendes Gefüge, das in der Lage ist, teils brillanten Fußball zu spielen. Man hat eine dem entsprechende Spielweise entwickelt und kultiviert; wie man diese Spielweise bewertet, ist persönliches Empfinden. Dennoch trägt der Fußball der N11 eindeutig die Handschrift Löws. Deine Ausführungen bezüglich der Auswahl der besten 15 und den zwei Jahren zum Titel teile ich nicht. Dafür gibt es zu viele Faktoren zu berücksichtigen. Ich denke, eine Mannschaft zu einem titelreifen Team zu formen, ist ein Prozess, der Zeit beansprucht, meist wohl deutlich mehr als 2 Jahre. Aber ich gebe dir Recht: 8 Jahre sollte ein solcher Prozess nicht dauer. Für eine solch lange Entwicklung gibt es keine Berechtigung, außerdem fehlt die Zeit. Leider scheint man beim DFB diesbezüglich auf beiden Augen blind und/oder blöd zu sein. Ich hoffe nach 2014 kommt das Erwachen. Und man beendet dann diese Era der zweiten und dritten Plätze
Aber ja, der DFB ist hier Blind. War er schon immer, weil da Vetternwirtschaft und Mafiastrukturen herrschen. Da pickt eine Krähe der anderen kein Auge aus. Wirtschaftlich ist die Nationalelf für den DFB ja auch ein Riesenerfolg. Und solange diese Kennzahlen passen und die Nationalmannschaft weiterhin beim Eventpublikum gut ankommt, wird da auch nichts geändert werden. Dabei gibts wunderbare Alternativen auf dem Posten. Halt nur keine, die sich so gut vermarkten läßt, wie der nette freundliche Herr Löw von nebenan. Dazu müßten Leute wie Bierhoff sicherlich auch gehen. Ein neuer Trainer kann diese alten Seilschaften nicht bestehen lassen. Solange Löw nicht in der Vorrunde raus fliegt bzw. solange er das Halbfinale erreicht, wird er weitermachen dürfen. Schließlich ist für den DFB und Deutschland es ein riesen Ding, dass wir schönen Fußball spielen! Das hatten wir ja noch nie. All unsere Titel sind nichts wert, weil wir keinen schönes Fußball gespielt haben. Weder 54, 74 noch 90, und erst recht bei keiner EM. Ich hör da jemanden 72 sagen? Pff alles Stümper und Tretter, nichts als deutsche Panzer. Eigentlich sollten wir alle Titel zurückgeben, verdient war da ja keiner von.