Erstmal ein ganz dickes Kompliment für die bisherigen Beiträge; die sind echt Klasse!
Torhüter und Feldspieler ergeben zusammen ein Team und der Erfolg der Mannschaft hängt an dieser 10+1 Konstellation. Und genau da ist sie wieder, die Trennung zwischen Feld- und Torspieler; aber warum ist das so? Klar nimmt der Torhüter eine Sonderrolle ein, da er im 16er die Hände benutzen darf, aber das allein genügt nicht, um das zu rechtfertigen. Was unterscheidet uns Torleute also von unseren Teamkameraden und warum beschweren wir uns einerseits über das Unverständnis und legen andererseits aber immer wieder selbst Wert auf unseren "Außenseiterstatus"?
Ich glaube wir sollten da mal ehrlich zu uns selber sein und uns erst einmal selber über unsere Rolle klar werden. Im Fussball geht es um Tore; wer mehr schiesst gewinnt das Spiel und hat Erfolg. Für die Mannschaft heisst das, schiesst unser Stürmer daneben und vergibt die Hundertprozentige, nimmt man einen neuen Anlauf um das Tor zu erzielen. Wir Torhüter machen das mit und versuchen ja auch den nächsten Angriff so gut wie möglich einzuleiten. Macht ein Feldspieler einen Fehler und der Ball landet beim Gegner versucht man eben den Ball zurückzugewinnen. Auch dafür gibt es genügend Möglichkeiten. Was aber wenn wir diesen Fehler machen; dann ist der Ball im Regelfall im Tor und der Gegner freut sich. Wir können zwar sagen "nächstes mal habe ich den Ball" aber deswegen jubelt trotzdem der Gegner und wir dürfen den Ball aus dem Netz holen.
Können wir von einem Feldspieler der unzählige Möglichkeiten hat wirklich erwarten, dass er uns versteht. Wie soll ein Feldspieler das Gefühl kennen, einem Ball hinterher zu sehen, der im Netz einschlägt und ihn anschliessend unter dem Torjubel des Gegners und den enttäuschten Blicken unsere Teamkollegen wieder aus dem Netz zu holen. Ein Ball der im Netz landet hat etwas endgültiges, da gibt es nichts mehr zu revidieren zu ändern; es ist einfach so. Nicht die Mannschaft holt den Ball aus dem Netz sondern wir und genau da haben wir die 10+1 Konstellation. 10 schauen zu, während wir im Grunde die demütigenste Arbeit im Fussball erledigen, indem wir den Ball aus dem verdammten Netz holen.
Dies unbeschadet zu überstehen, setzt bestimmte Charaktereigenschaften voraus, die Grundvoraussetzung für Torhüter sind. Derartige Situationen überstehen auf Dauer wir nur, weil wir bereit sind alles was in unserer Macht steht dafür zu tun, diese erniedrigende Situation zu vermeiden. Wir sind innerlich bereit alles dafür zu opfern, hoffen auf diese Art uns selbst im Spiegel stolz ansehen zu können und fordern von Mitspielern, Trainern und Zuschauern unsere Opferbereitschaft zu respektieren. Nur leider mussten die nie die Bälle aus dem Netz holen und deswegen haben wir für die meisten von denen einfach einen "an der Klatsche" und sie werden uns nicht verstehen.
Und wie reagieren wir Torleute darauf? Wir nehmen die Rolle der "Ewig-Unverstandenen" willig an, hängen den Einzelkämpfer heraus anstatt über das zu sprechen, was uns innerlich bewegt. Und so beteiligen wir uns daran, den Mythos Torwart am Leben zu erhalten, anstatt in dem ein oder anderen Moment zu zeigen, dass auch wir Torleute Menschen sind.