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Thema: Der Torwart - was ist das?

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  1. #1
    Welttorhüter
    Newcomerin des Jahres 2009
    Avatar von Believer
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    Zitat Zitat von strigletti Beitrag anzeigen
    Wie soll ein Feldspieler das Gefühl kennen, einem Ball hinterher zu sehen, der im Netz einschlägt und ihn anschliessend unter dem Torjubel des Gegners und den enttäuschten Blicken unsere Teamkollegen wieder aus dem Netz zu holen. Ein Ball der im Netz landet hat etwas endgültiges, da gibt es nichts mehr zu revidieren zu ändern; es ist einfach so. Nicht die Mannschaft holt den Ball aus dem Netz sondern wir und genau da haben wir die 10+1 Konstellation. 10 schauen zu, während wir im Grunde die demütigenste Arbeit im Fussball erledigen, indem wir den Ball aus dem verdammten Netz holen.
    Genau darum geht es. Es ist auch das, was ich bereits in einem Thread angesprochen habe. Sicherlich kennt jeder Torwart diesen Satz:

    "Er hat zwar diesen Fehler in der x-ten Minute begangen, aber danach hat er ihn durch seine großartigen Taten in der y-sten Minute wieder gut gemacht."


    Ich mag diesen Satz überhaupt nicht, denn er spiegelt genau die Einstellung wieder, mit der ein Feldspieler auf den Platz gehen darf. Wenn der Stürmer das eine Tor nicht macht, aber in der Schlussphase doch noch zwei Dinger ins Netz haut, dann ist es im Grunde allen egal, was da mit dem vermeintlichen Ausgleich beim 0:1-Rückstand war. Denn am Ende ja alles gut. Aber wir, die wir in diesem Gestell aus Aluminium hocken, wir haben keine zweite Chance. Unsere vermeintliche zweite Chance ist nur eine erneute Probe, die es zu bestehen gilt. Wenn am Ende doch noch ein 0:1-Rückstand durch den blöden Torwartpatzer in der 10. Minute in ein 3:1 umgewandelt werden konnte, dann wird es doch nur mit dem letzten Satz bezüglich des Torwarts so resümiert:
    Na da hat dich deine Mannschaft ja wieder rausgehauen.
    Und in wie weit, liebster Trainer, soll mir diese Aussage weiterhelfen?
    Wenn das Spiel nun verloren geht, dann war das 0:1 eben der Knackpunkt im Spiel - egal, wie oft ich danach noch meine Mannschaft vor einer höheren Niederlage bewahre. Das Ergebnis steht und es werden zwar die spektakulären Paraden erwähnt, aber wir sind dann trotzdem mit dem ewigen Begriff "Der tragische Held" gesegnet.
    Besser? Nein.

    Zitat Zitat von strigletti
    Und wie reagieren wir Torleute darauf? Wir nehmen die Rolle der "Ewig-Unverstandenen" willig an, hängen den Einzelkämpfer heraus anstatt über das zu sprechen, was uns innerlich bewegt. Und so beteiligen wir uns daran, den Mythos Torwart am Leben zu erhalten, anstatt in dem ein oder anderen Moment zu zeigen, dass auch wir Torleute Menschen sind.
    Selbst, wenn ich über meine Gefühle reden würde - nocheinmal führe ich da von mir oben genannte Szene an -, dann würde ich sowieso wieder auf Unverständnis treffen. Es ist nämlich nicht so, dass ich es nicht probiert hätte.
    "Bangerang"

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  2. #2
    Sina
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    Richtig, selig der, der einen TWT hat, der ihn versteht.

    Der Torwart trifft die Entscheidung, für sich, ohne Hilfe. er ist in dem Moment, wo der Stürmer schießt, auf sich allein gestellt. Niemand hilft ihm. Und niemand klopft ihm auf die Schulter, wnen der Ball ins Tor geht und sagt "Komm, den Nächsten haste". Es gibt keinen Nächsten, es gibt einen neuen Ball, eine neue Situation, doch nie hat der Torwart die Chance, seinen Fehler wieder auszubügeln.
    Der Stürmer, der versteht es am wenigstens, der macht halt einen mehr, da braucht er nicht mal 100%ige Chancen.

    Ich bin gerne Torwart, auch wenn es deswegen heißt, das ich einen an der Klatsche habe, das ich abseits und härter trainieren muss. Denn das Gefühl, wenn der Ball wegen mir nicht im Netz landet, das ist großartig und nur für Torhüter zu verstehen. Denn der Gewinner auf dem Platz werden wir nie sein.
    Geändert von Sina (05.10.2009 um 22:03 Uhr) Grund: Fehlte das Prozentzeichen...

  3. #3
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  4. #4
    Welttorhüter
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    Avatar von Believer
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    Zitat Zitat von Sina Beitrag anzeigen
    Ich bin gerne Torwart, auch wenn es deswegen heißt, das ich einen an der Klatsche habe, das ich abseits und härter trainieren muss. Denn das Gefühl, wenn der Ball wegen mir nicht im Netz landet, das ist großartig und nur für Torhüter zu verstehen.
    Genau, Sina. Wir trainieren und trainieren für diesen großen Moment, wo in diesem einen Spiel mal der perfekte Ball kommt zum perfekten Moment. Alles passiert automatisch in dieser Sekunde und wenn wir wieder "zu uns kommen" und mit dem Ball sicher in den Händen lang liegen, den wir gerade sicher aus der Luft gefischt haben. Das muss uns dann wohl reichen. Wie Steffen jetzt wohl sagen würde: Diesen Moment bewahren wir für uns auf - für die Zeiten, in denen wir nicht auf die Schulter geklopft werden, sondern eins vor den Latz kriegen.
    "Bangerang"

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  5. #5
    Nationale Klasse Avatar von Anadur
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    Zitat Zitat von Believer Beitrag anzeigen
    Genau darum geht es. Es ist auch das, was ich bereits in einem Thread angesprochen habe. Sicherlich kennt jeder Torwart diesen Satz:

    "Er hat zwar diesen Fehler in der x-ten Minute begangen, aber danach hat er ihn durch seine großartigen Taten in der y-sten Minute wieder gut gemacht."


    Ich mag diesen Satz überhaupt nicht, denn er spiegelt genau die Einstellung wieder, mit der ein Feldspieler auf den Platz gehen darf. Wenn der Stürmer das eine Tor nicht macht, aber in der Schlussphase doch noch zwei Dinger ins Netz haut, dann ist es im Grunde allen egal, was da mit dem vermeintlichen Ausgleich beim 0:1-Rückstand war. Denn am Ende ja alles gut. Aber wir, die wir in diesem Gestell aus Aluminium hocken, wir haben keine zweite Chance. Unsere vermeintliche zweite Chance ist nur eine erneute Probe, die es zu bestehen gilt. Wenn am Ende doch noch ein 0:1-Rückstand durch den blöden Torwartpatzer in der 10. Minute in ein 3:1 umgewandelt werden konnte, dann wird es doch nur mit dem letzten Satz bezüglich des Torwarts so resümiert:

    Und in wie weit, liebster Trainer, soll mir diese Aussage weiterhelfen?
    Wenn das Spiel nun verloren geht, dann war das 0:1 eben der Knackpunkt im Spiel - egal, wie oft ich danach noch meine Mannschaft vor einer höheren Niederlage bewahre. Das Ergebnis steht und es werden zwar die spektakulären Paraden erwähnt, aber wir sind dann trotzdem mit dem ewigen Begriff "Der tragische Held" gesegnet.
    Besser? Nein.



    Selbst, wenn ich über meine Gefühle reden würde - nocheinmal führe ich da von mir oben genannte Szene an -, dann würde ich sowieso wieder auf Unverständnis treffen. Es ist nämlich nicht so, dass ich es nicht probiert hätte.


    Und da ist er wieder: der Einzelkämpfer, der Unverstandende, der Einzelgänger
    Ihr seid es selbst Schuld! Ihr habt die falsche Sportart gewählt. Werdet Tennisspieler, geht in die Leichtathletik oder wie wäre es mit Biathlon? Fußball ist nichts für euch. Ihr mögt den Fußball lieben, aber ihr versteht ihn nicht. Ihr lauft euch alleine Warm, anstatt euch einfach mit am Eckchen der Feldspieler zu beteiligen. Ihr steht in der dunklen Ecke und redet über Dinge, die ihr nicht mehr ändern könnt, während eure Mannschaftkammeraden bereits unter der Dusche gemeinsam ein Bier trinken.
    Warum erscheint ihr überhaupt zum Mannschaftstraining? Ihr trainiert doch eh für euch alleine. Ihr und euer Torwarttrainer macht doch eh euer eigenes Ding und wenn euch der Trainer oder ein Feldspieler mal aufheitern will nach einem Fehler bekommen sie nur einen blöden Blick oder einen dummen Spruch gedrückt.

    Glaubt ihr denn wirklich das es den Abwehrspieler nicht noch Tage wurmt, wenn er den Stürmer 92 Minuten absolut im Griff hatte und er in der 93. eine halbe Fußspitze zu spät kam und denn Ball dann unhaltbar abfälschte? Oder den Stürmer, der weiß, dass er in einem Spiel nicht mehr als 3 vielleicht 4 Chancen erhält und schon die Fünfte vergeben hat. Oder den Mittelfeldspieler, der mit einem Fehlpass das Gegentor eingeleitet hat. Oder dem Spieler, dessen Flanken seit ein paar Wochen nur noch hinter dem Tor landen.

    Sorry aber dieses Selbstmitleid hier im Thread ist ja nicht auszuhalten. Fußball ist ein Mannschaftssport. Lebt damit oder sucht euch einen Einzelsport. Da könnt ihr ja gerne euer Ding machen, aber nicht im Fußball.

    Ihr seid Teil, Mitglied einer Mannschaft.

    Eure Mannschaft verläßt sich auf euch, aber ihr müßt euch auch auf eure Mannschaft verlassen. Sie holen euch schon raus, wenn ihr einen Fehler macht. Ihr wollt alle das Gleiche! Am Ende den Platz als Sieger verlassen. Man erinnere sich nurmal an den an Unsinnigkeit nicht mehr zu überbietenden Satz von Kahn: "Dann muß ich das Spiel halt alleine gewinnen" nachdem sie das Hinspiel in München aufgrund eines Torwartfehlers nur 1 zu 1 gespielt hatten.

    Der Torwart ist nur ein kleines Zahnrad innerhalb einer Mannschaft. Ihr nehmt euch viel zu wichtig, genauso wie es Kahn damals gemacht hat. Und was hat es Kahn gebracht? Er durfte sich die WM im eigenen Land von der Bank aus ansehen, weil er sich selbst so dermaßen unter Druck gesetzt hat, dass er vom weltbesten Torhüter zu einem "Fliegenfänger" wurde!

  6. #6
    Welttorhüter
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    Zu allererst einmal: Anadur, ich verstehe deine Auffassung.

    Zitat Zitat von Anadur Beitrag anzeigen
    Ihr lauft euch alleine Warm, anstatt euch einfach mit am Eckchen der Feldspieler zu beteiligen.
    Ich laufe mich alleine warm - wenn es geht - damit ich mich individuell so warmlaufen kann, wie es der Torwartjob meiner Auffassung nach erfordert. Es steht außer Frage, dass wir einen ganz anderen Job als die Feldspieler haben und während diese ihren Schwerpunkt bei uns immer größtenteils auf die Beine legen, möchte ich mein Aufwärmprogramm mit weniger laufen und mehr gymnastischen Elementen füllen. Das würde keinem Feldspieler in die Tüte kommen - für mich ist das durchaus verständlich. Genau das ist der Grund für mein gezielt individuelles Warmlaufen, wenn es machbar ist. Das hat nichts damit zu tun, dass ich mich nicht als Teil der Mannschaft sehe, sondern ist allein dem Grund der optimalen Vorbereitung geschuldet.

    Zitat Zitat von Anadur
    Ihr steht in der dunklen Ecke und redet über Dinge, die ihr nicht mehr ändern könnt, während eure Mannschaftkammeraden bereits unter der Dusche gemeinsam ein Bier trinken.
    Nun, das ist dann die Auffassung bei der sich für mich ambitionierter Breitensport (ich nenne es einmal so) und Freizeitbreitensport trennen. Für mich ist es normal, dass ich mich, von dem Moment an, zu dem ich den Plaz verlasse, noch mit dem unmittelbar hinter mir liegenden Spielgeschehen auseinander setze. Das mögen Andere nicht so halten, aber für mich ist das ein sehr wichtiger Prozess, um so schnell wie möglich wieder "barrierefrei" zu werden. Da muss es der Mannschaftsteil dann akzeptieren, dass ein Mannschaftsmitglied, sei es nun der Torwart oder nicht, sich zurückzieht bzw. nicht wie alle anderen quietschverrückt auf den Bänken rumspringt. Das habe ich auch als Mensch zu akzeptieren, nicht nur als Mannschaftsteil.

    Zitat Zitat von Anadur
    Warum erscheint ihr überhaupt zum Mannschaftstraining? Ihr trainiert doch eh für euch alleine. Ihr und euer Torwarttrainer macht doch eh euer eigenes Ding und wenn euch der Trainer oder ein Feldspieler mal aufheitern will nach einem Fehler bekommen sie nur einen blöden Blick oder einen dummen Spruch gedrückt.
    Das Training alleine ist nun einmal Teil des Jobs. Der Torwart muss speziell erwärmt werden, im Training von Spielformen, im Torschusstraining... überall da stellt er im Ablauf einen Fremdkörper da, aufgrund seiner gesonderten Aufgabe. Du müsstest den Torwartjob abschaffen, um dies zu verhindern. Ich muss während der Spielformen weiter meinen "Job" ausüben, aber das weiß die Mannschaft.
    Zum Thema der Aufheiterung: Du kennst sicherlich Situationen, in denen du für eine Aufmunterung dankbar bist und widerum andere, in denen du der betreffenden Situation etwas vor den Latz knallen möchtest. Warum ist das so? Es kommt nun einfach mal auf die Art und Weise an. Es gibt Sprüche von meiner Abwehrspielerin, die mich sofort wieder auf andere GEdanken bringen, weil sie mich einfach daran erinnern, dass sie genauso verrückt ist wie ich - unabhängig von der Position. Sie bringen mich zu einer lauten Rechtfertigung, die uns manchmal beide Schmunzeln lässt & mich daran erinnert, was ich mir vor jedem Spiel ins Gedächtnis rufe. So viel zum Thema passende Aufmunterung.
    Muss ich ein Beispiel zu einer unpassenden Aufmunterung geben?
    Ich glaube nicht, denn der Thread ist bereits schon propenvoll mit solchen Vorzeigefällen.

    Zitat Zitat von Anadur
    Glaubt ihr denn wirklich das es den Abwehrspieler nicht noch Tage wurmt, wenn er den Stürmer 92 Minuten absolut im Griff hatte und er in der 93. eine halbe Fußspitze zu spät kam und denn Ball dann unhaltbar abfälschte? Oder den Stürmer, der weiß, dass er in einem Spiel nicht mehr als 3 vielleicht 4 Chancen erhält und schon die Fünfte vergeben hat. Oder den Mittelfeldspieler, der mit einem Fehlpass das Gegentor eingeleitet hat. Oder dem Spieler, dessen Flanken seit ein paar Wochen nur noch hinter dem Tor landen.
    Anadur, um ehrlich zu sein? Manchmal habe ich bei diesen von dir beschriebenen Situationen wirklich meine Zweifel, ob es so ist. Wenn der Stürmer am Ende nur ein Tor macht, es aber zum Sieg reicht, dann sind alle Chancen vorher vergessen, denn
    Zitat Zitat von Reporter
    Da hat er am Ende ja doch noch sein Tor gemacht! Seine Mühen sind belohnt worden.
    Wer kennt diesen Satz nicht? Unvermögen ist auf einmal zum Kampfgeist geworden.
    Ich spreche keinem meiner Mitspieler die Fähigkeit ab sich zu ärgern. Das ist idiotisch. Allerdings denke ich, dass sie sich in einer anderen Art und Weise, mit einer anderen Verantwortung und in anderen Situationen kritisieren. Wenn eine Flanke ungenau in den Strafraum fliegt oder zu hoch ist, so dass der Stürmer sie nicht mehr entscheidend drücken kann, dann wird niemand genau über die Fußstellung des MFs diskutieren, ganz einfach weil diese Situation nicht von solch einer Tragweite ist, wie ein Gegentor. Deswegen kommt die ewige Frage, ob der Torwart dabei evt. eine Chance gehabt hätte.

    Allerdings stimme ich dir in einem zu: Ich bin überzeugt, dass Stürmer auch einen schwierigen Job auf dem Feld haben. Das will ich niemandem absprechen. Wir sagen nicht, dass unser Job schwieriger als der eines jeden Feldspielers ist, sondern, dass er schlicht und ergreifend anders ist. Dafür möchten wir Verständnis haben. Das bekommen wir nicht, weil die Feldspieler eben nicht verstehen und deswegen nicht anerkennen können, dass der Torwart einen anderen Job auf dem Feld macht, also evt. auch mal anders ist.

    Zitat Zitat von Anadur
    Sorry aber dieses Selbstmitleid hier im Thread ist ja nicht auszuhalten.
    Dieser Thread ist eine Möglichkeit für Torhüter, sich wieder zufinden in diesen Zeilen. Das ist genau die Philosophie dieses ganzen Forums. Jeder Thread hier, jeder Beitrag, jede Zeile dreht sich um die Andersartigkeit des Torwarts und um sein Verständnis des Spiels. Deswegen ist dies hier ein Torwart-Forum, kein bloßes Fußball-Forum.

    Zitat Zitat von Anadur
    Eure Mannschaft verläßt sich auf euch, aber ihr müßt euch auch auf eure Mannschaft verlassen. Sie holen euch schon raus, wenn ihr einen Fehler macht. Ihr wollt alle das Gleiche! Am Ende den Platz als Sieger verlassen.
    Anadur, du deutest meine/unsere Beiträge anscheinend so, dass wir kein Vertrauen zu unserer Mannschaft haben, ein Fremdkörper im Zahnrad sind, so dass es sich nicht mehr richtig drehen kann, ohne dass es den Fremdkörper langsam zermalt. Das ist definitiv nicht so. Ich stehe nicht nur für mich auf dem Platz, sondern auch für meine Mannschaft. Aber du darfst eines nicht vergessen:
    Der Torwart ist von Natur aus Egoist. Das erfordert sein Job, so definiert er sich. Ihm ist es nicht genug zu gewinnen, wenn die eigene Leistung nicht gestimmt hat. Es reicht aber widerum auch nicht, der beste auf dem Platz gewesen zu sein und trotzdem verloren zu haben. Wir sind diejenigen, die meistens am härtesten und am häufigsten trainieren. Unser wichtigstes Ziel ist es immer 100 % zu geben und Topleistung abzuliefern - am liebsten immer und überall.
    Aber diesen Egoismus darf man auch nicht so negativ sehen, solange der Torwart sich immer noch seiner Mannschaftsrolle bewusst ist. Denn dann hilft seine Leistung auch dem Team und stellt das perfekte harmonische Gefüge dar.
    Nocheinmal ein Beispiel, für das du mich sicherlich wieder als Mitleidsheischerin bezeichnen wirst: Einen Stürmer, der zwar nicht abgespielt, aber noch zwei Gegner + Torwart umkurvt und dann mit einem wundervollen Hackentrick eingeschoben hat, stellt man danach nicht unbedingt zur Rede und kritisiert seine Aktion, freut sich über "dieses Jahrhunderttor". In dem Moment ist es meist egal, wie das Tor fällt. Der gute Trainer hingegen nimmt sich den Stürmer zur Seite und weist ihn darauf hin, dass er in dieser Situation die falsche Entscheidung getroffen hat.
    Geändert von Believer (02.10.2009 um 16:09 Uhr)
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  7. #7
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    @Anadur

    meiner Meinung nach hast du nur Teilweise Recht, es gibt mehrere Sichtweißen, einmal unsere und einmal deine, man muss beide aktzeptieren. Aber ein Torhüter muss in einer Hinsicht Einzelkämpfer sein, denn hinter ihm ist keiner mehr der die Fehler ausbügelt. Das der Torhüter alleine trainiert ist doch sowieso klar, oder nicht? Wir können den Spieß doch einfach mal umdrehen, sollen die Feldspieler doch NUR Torwarttraining machen, wieso umgekehrt. Du weißt doch selber, dass jede Position oder Aufgabenbereich sein eigenes Training brauch um sich zu verbessern, dass der Abwehrbolze mit seinen 2,03m und 98KG keine Flanken üben muss, sollte uns doch klar sein, genau so wenig wie wir, bei dem Hauptteil des Trainings der Feldspieler.

    Meiner Meinung nach ist der Torhüter einfach eine Sonderrolle im Fussball und verdient etwas mehr Annerkennung. Wem geht das nicht auf den Sack solche Sprüche wie "du stehst ja nur rum" Sowas nervt einfach nach einer Zeit und irgendwann kann man es nicht mehr hören. Natürlich schluckt man das meist einfach runter, aber man müsste einfach einen Feldspieler für ein paar Spiele ins Tor stellen und den Torhüter ins Feld lassen, ich würde alles drauf verwetten das wir uns besser anstellen würden ! Und dannwürden auch die Feldspieler mal sehen was für eine Verantwortung, wir Torhüter tragen. Natürlich tragen die anderen Feldspieler Verantwort, aber das mit dem Torhüter ist einfach eine Sondernummer die man aktzeptieren sollte !
    Geändert von konsti (02.10.2009 um 16:24 Uhr)
    Nur LOSER bleiben liegen.


  8. #8
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    Nachdem ich die Beiträge, einige auch mehrmals, gelesen habe, muss ich sagen, ich sehe meine Situation als Torhüterin nicht so extrem, wie das hier beschrieben wird. Klar man braucht spezielles Training, und es unterscheidet sich mehr von den Feldspielern, als sich das Training von Verteidiger und Stürmer unterscheidet. Ab und an höre ich auch mal blöde Kommentare, aber alles in allem würde ich nicht sagen, dass die Torhüterposition zu wenig anerkannt wird, bei uns zumindest. Mag vieleicht auch daran liegen, das meine Trainer Torhüter sind bzw. waren, aber in meiner Mannschaft herrscht allgemein ein gutes Klima.

    Das man als Torhüter/Torhüterin einfach "Der/Die Andere" in einer Mannschaft ist will ich nicht bestreiten. Ich bin nur noch nie so einem große Unverständnis, seitens der Trainer, Feldspieler wie wohl einige von euch begegnet. Manche sprechen in dem Zusammenhang auch die Zuschauer an. So weit ich überhaupt behaupten kann mich nicht von Kommentaren von Außenstehenden beinflussen zu lassen, irgentwie macht man sich alt Gedanke darüber, sind die Zuschauer die ersten die ich ausblende.
    Schnapper schrieb direkt am Anfang, man habe nur wenig Möglichkeiten sich "in den Augen der Zuschauer auszuzeichnen", aber kommt es denn darauf an?

    Die Gedanken die hier geschildert werden kann ich dennoch nachvollziehen und wünsche euch ein Umfeld mit mehr Verständnis und der gebührenden Anerkennung.

    Doro
    Fliegen ist der Versuch, sich auf den Boden zu werfen und nicht zu treffen.

  9. #9
    torwart.de-Team Avatar von Schnapper82
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    @ Anadur:
    Du hast natürlich Recht, wenn du sagst, dass wir Teil eines funktionierenden oder eben nicht funktioniereden Konstrukts sind, aber es geht hier keinesweg um Selbstmitleid oder andere Dinge. Solche Sachen sind mir fern.

    Es geht nur um die Bedürfnisse eines Torhüters, die mit den Trainingsbedürfnissen eines Feldspielers einfach nicht zu vergleichen sind.

    Unsere Mannschaft ist soweit in Takt, dass niemand nach einem Fehler in einer dunklen Ecke stehen muss. Das wäre auch fatal.

    Beim Spiel laufe ich mich auch alleine warm. Das brauche ich einfach, da ich mich anders warm mache, als die Feldspieler.

    Beim Training sehe ich es wie du. Da sollte man sich integrieren. Eckchen spielen und mit den Feldspielern warmlaufen. Wieso auch nicht? Man kann quatschen und sollte Spass haben. Spass ist es doch, was wir alle auf dem Platz haben wollen.

    Das ein Torhüter niemals ein Spiel alleine gewinnen wird ist wohl klar.

    Wie gesagt ging es mir in meinem Ausgangspost um die Bedürfnisse eines Keepers und vor allem auch noch einmal um die Rolle eines Trainers, der einen Keeper verheizt und dann nur ihn den Wölfen zum Fraß vorwirft.

    Selbstmitleid sollte man nicht kennen. Da muss man sprechen, denn nur sprechenden Menschen kann geholfen werden.
    In stillem Gedenken an Spideratze und Robert Enke.
    Lasst uns rausgehen und Bälle fangen, Spiele gewinnen und was noch viel wichtiger ist:
    Lasst uns jede Sekunde des Lebens leben und geniessen - nichts ist für immer ! ! !

  10. #10
    Nationale Klasse Avatar von Mondy
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    Ich finde diesen Thread und die damit verbundenen Diskussionen hochinteressant und wichtig, da hier mal wieder deutlich wird, wie wunderbar gegensätzlich unsere Position nunmal ist.

    Einerseits die Ausführungen von z.B. Schnapper82 und Believer und die zu Recht teilweise sehr drastische Gegendarstellung von Anadur...diese mitunter sehr unterschiedlichen Sichtweisen auf die Gefühlslage bzw. das Verhalten eines Torhüters/einer Torhüterin haben mir gezeigt, dass es unmöglich ist diese Themen mit ein paar altbekannten Floskeln oder Leitsätzen abzuhandeln....denn sie sind genauso kompliziert und verwirrend, wie es die Torleute und ihre Position im Spiel bzw. auch in der Mannschaft selber meistens sind.

    Allerdings kann alles auch umgekehrt sehr einfach sein, wenn man erst einmal versteht und aktzeptiert, dass man bestimmt Dinge zwar beeinflussen, aber nicht ändern kann.

    Ein Beispiel und gleichzeitig eine der beliebtesten Floskeln zur Torwartposition: "Wenn der Torwart einen Fehler macht, ist der Ball meistens drin."

    Eine Aussage bzw. Regel die natürlich zutreffend ist und die man auch selber nicht ändern kann, man kann nur durch hartes Training dafür sorgen, dass der "worst-case" so weit wie möglich ausgeschlossen wird. Aber egal wie hart man trainiert und egal wie gut man dadurch wird, wenn der schlimmste Fall eintritt ist es auf jedem Platz und in jedem Kopf das gleiche: der Ball ist im Netz und es wird eben nicht die heissersehnte Null am Ende des Spiels stehen. Anadur hat Oliver Kahn zitiert ("dann muss ich das Spiel halt allein gewinnen"), aber selbst Kahn hat verstanden (vielleicht für ihn zu spät), dass man Perfektion zwar anstreben, aber nie erreichen kann...nur wo ist die Grenze, wie weit kann man gehen?

    Dass man eventuell nach einem Fehler trotzdem noch das Spiel "retten" kann, ist wieder einer der Aspekte, die uns dazu bringen uns noch schärfer zu analysieren, unter Druck zu setzen und noch härter an uns zu arbeiten. Aber könnte nicht genauso gut auch ein Feldspieler in der 91min beim Stand von 1:0 den Ball mit einer Blitzreaktion noch von der Linie kratzen (per Fuß), wo man selber schon längst chancenlos geschlagen ist? Wahrscheinlich schon, vielleicht aber auch nicht, es kommt immer auf die jeweilige Situation an.

    Man sollte vielleicht einfach verstehen, dass man nicht alles kontrollieren kann, es aber dennoch versuchen sollte. Dass man ein "Fremdkörper" innerhalb der Mannschaft ist und trotzdem ein fester und wichtiger, ja unverzichtbarer Teil des Teams bleibt.
    Dass man als Torwart einen Knall hat und trotzdem ein netter Mensch sein kann. Dass man nach einem dummen Spruch seitens des Trainers oder eines Mitspielers an einem Tag vielleicht nur kurz mal schief grinst und an einem anderen Tag dafür einen bösen Blick oder einen mindestens genauso dummen Spruch zurück gibt.

    Das alles gehört dazu und zeigt uns: ein "richtiger" Torhüter ist anders, ist komplex, ist teilweise ein Mysterium...aber am Ende des Tages ist er genauso ein Sieger oder Verlierer, ein Teamkamerad und einfach ein Mensch der diesen Sport liebt...mit allen Lichtblicken und Schattenseiten, die das Leben im Allgemeinen nunmal mit sich bringt.
    Geändert von Mondy (03.10.2009 um 15:33 Uhr)

  11. #11
    Nationale Klasse Avatar von Mondy
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    Ich verstehe nicht, warum mein Beitrag negativ bewertet wird, obwohl darin angeblich "perfekt erklärt" wurde. Davon kann einem wirklich die Lust daran vergehen, sich hier zu beteiligen, vielleicht kann mir derjenige das mal erklären, gern auch per PN...

    Aber scheinbar bin ich ja trotzdem nicht komplett auf Unverständnis gestoßen, danke Jungs und Mädels, auch an Believer und Konsti!
    Geändert von Mondy (03.10.2009 um 20:48 Uhr)

  12. #12
    Internationale Klasse Avatar von strigletti
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    Zitat Zitat von Anadur Beitrag anzeigen
    Und da ist er wieder: der Einzelkämpfer, der Unverstandende, der Einzelgänger
    Ihr seid es selbst Schuld! Ihr habt die falsche Sportart gewählt. Werdet Tennisspieler, geht in die Leichtathletik oder wie wäre es mit Biathlon? Fußball ist nichts für euch.
    Sorry aber dieses Selbstmitleid hier im Thread ist ja nicht auszuhalten. Fußball ist ein Mannschaftssport. Lebt damit oder sucht euch einen Einzelsport. Da könnt ihr ja gerne euer Ding machen, aber nicht im Fußball.

    Ihr seid Teil, Mitglied einer Mannschaft.
    Ich finde es hochinteressant, dass wenn Torhüter über mangelndes Verständnis sprechen, man ihnen gleich Selbstmitleid unterstellt. Da klingt ja schon wieder das Bild des "unerschütterlichen Heroen zwischen den Pfosten" mit durch, der nicht klagt sondern sich immer nur furchtlos und tapfer den heranfliegenden Geschossen in den Weg stellt. Da tritt genau dieses Paradoxon zu Tage, daß wir nämlich Teil der Mannschaft sein sollen uns aber nicht wie jeder andere Spieler der Mannschaft verhalten dürfen. Wir Torhüter sind Mannschaftssportler, denn warum sollten wir sonst Torwart einer Mannschaft sein?

    Es gibt nur eine Situation für einen Feldspieler, die annähernd vergleichbar mit dem Torwartspiel ist: der alles entscheidende Elfmeter! Da ist er auf sich allein gestellt, jetzt hängt die ganze Last an ihm und wie oft haben wir da schon die unmöglichsten Sachen erlebt. Plötzlich hämmern Spitzentechniker die Bälle in den Himmel oder rutschen einfach beim Schuß weg; der Schütze weiss genau, diesen einen Elfmeter gibt es nur ein einziges Mal in seinem Leben und viele brechen unter dem Druck dieser Verantwortung für die Mannschaft zusammen. Und so wie der Schütze nur eine Chance hat dieses Tor zu erzielen, haben auch wir Torhüter immer nur eine einzige Chance einen Ball zu halten. Nur für uns ist diese Drucksituation permanent da, der Feldspieler erlebt sie nur ganz selten. Dieser Unterschied prägt uns und zum Glück steht nirgendwo geschrieben, dass alle 11 Spieler einer Mannschaft gleich sein müssen.
    Stell dir vor, du gehst in dich - und keiner ist da

    Wer glaubt es reicht, wenn man bis zum Umfallen kämpft irrt sich...kämpfe darum Aufzustehen!!!

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